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Teo Nanacatl:
DAS FLEISCH DER GÖTTER
- Zur Geschichte und Bedeutung psilocybinhaltiger Pilze -
DIE MAGISCHEN KULTURBRINGER
In der Geschichte der Menschheit haben veränderte Wachbewußtseinszustände,
die durch den Gebrauch psychoaktiver Pflanzen hervorgerufen werden,
wahrscheinlich schon sehr früh eine große Bedeutung gehabt.
So gab es bereits bei den Neandertalern vor etwa 60.000 Jahren Spezialisten
für den Gebrauch von heilenden Pflanzen. Dies belegen bei Ausgrabungen
im Irak gefundene Heilpflanzen, die als Grabbeigaben identifiziert
wurden. Sie enthalten Substanzen, die noch heute im medizinisch
angewendet werden. Unter ihnen war auch die psychoaktive Substanz
Efedrin nachweisbar.
Durch andere archäologische Funde wissen wir, daß Pflanzen,
die psychoaktive Wirkstoffe enthalten, in prähistorischer Zeit
auf fast allen Kontinenten in Gebrauch waren. Solche Zauberpflanzen
gehören so eng zum menschlichen Leben, daß ihre Entstehung
in den Ursprungsmythen fast aller Völker erwähnt wird.
So ist zu vermuten, daß erste Gotteserfahrungen unter dem
Einfluß von psychoaktiven Substanzen stattgefunden haben.
Die Zauberpflanzen waren Geburtshelfer der Religion, der Schlüssel
zum mystischen Raum, der Urgrund menschlicher Kultur. Unsere Ahnen
erkannten in solchen Pflanzen Lehrmeister, die ihnen Visionen gaben,
die Sprache der Natur entschlüsselten oder Ratschläge
zur körperlichen und geistigen Heilung erteilten. Überall
auf der Welt sind Kulte entstanden, in deren Zentrum die rituelle
Einnahme magischer Pflanzen steht. Manche dieser Rituale haben sich
über Jahrtausende bis in die Neuzeit erhalten. Zu ihnen gehört
der religiöse Gebrauch psilocybinhaltiger Pilze in Mittelamerika.
DIE MEXIKANISCHEN ZAUBERPILZE
Nur wenigen Götterpflanzen wurde größere Verehrung
entgegengebracht als den heiligen Pilzen in Mexiko. Die Azteken
nannten sie Teonanacatl, was Göttliches Fleisch
bedeutet. Wie die anderen Zauberpflanzen wurden auch die Pilze von
den spanischen Eroberern und den mit ihnen einfallenden katholischen
Missionaren als Teufelswerk gebrandmarkt. Man versuchte, den Pilzkult
auszurotten, doch die Indios hüteten das Geheimnis des Teonanacatl
viele Jahrhunderte im Verborgenen.
Daß die Psilocybinpilze und ihr ritueller Gebrauch heute
recht gut bekannt sind, ist vor allem dem Forschergeist des Ehepaars
R. Gordon und V. P. Wasson zu verdanken. Die beiden Mykologen (Pilzforscher)
waren schon lange fasziniert von der unterschiedlichen Sichtweise
auf Pilze in verschiedenen Kulturkreisen. Sie unterschieden die
Menschen in Mykophile, die Pilze lieben, und Mykophobe, die Pilze
fürchten. Die Europäer sind beispielsweise in ihrer Mehrzahl
bis heute mykophob. Sie glauben, daß schon der Genuß
eines einzigen Fliegenpilzes den sicheren Tod bedeutet und viele
Pilze nichts als Teufelswerk sind. Ein trauriger Beleg dafür
sind die vielen von Wanderern blindwütig umgetretenen Fliegenpilze
in unseren heimatlichen Wäldern und die Verteufelung der psilocybinhaltigen
Pilze als Droge, deren Gebrauch strafrechtlich verfolgt wird.
Dagegen feierten die mykophilen Indios des alten Amerika prachtvolle
Feste für ihre Götter und erlebten durch rituelle Pilzeinnahme
das Paradies auf Erden. Die Wassons hatten schon länger einen
Großteil ihrer Freizeit mit der Enthüllung der Geschichte
der heiligen Pilze verbracht, als sie die Bekanntschaft mit dem
Ethnobotaniker R. E. Schultes machten. Schultes arbeitete am selben
Thema und wies den Wassons die Richtung, in der sie nach den Überresten
der alten Pilzkulturen zu suchen hätten. Im Juni 1955 wurden
sie in einem kleinen Dorf im Hochland von Oaxaca fündig. Von
der später berühmt gewordenen Curandera (Heilerin, Seherin)
Maria Sabina wurden R. G. Wasson und der Fotograf A. Richardson
in die Mysterien der heiligen Pilze eingeweiht. Während vieler
weiterer Expeditionen erforschten die Wassons den über Jahrtausende
erhaltenen Pilzkult, nahmen an Ritualen teil und machten ihre Erkenntnisse
einer größeren Öffentlichkeit zugänglich.
Der Chemiker Dr. Albert Hofmann, Entdecker des LSD-25, interessierte
sich für die Forschung der Wassons und war bald darauf in der
Lage, aus den Zauberpilzen die psychoaktiven Moleküle Psilocybin
und Psilocin zu isolieren und sie synthetisch herzustellen. Bei
einer erneuten Expedition im Jahre 1962 gab Hofmann der Schamanin
Maria Sabina anstelle der Pilze die synthetischen Moleküle
in Tablettenform. Nach dem Ritual versicherte sie Hofmann, daß
die Wirkung identisch sei. Das Geheimnis der heiligen Pilze war
gelüftet.
Mittlerweile sind etwa achtzig bis neunzig psychoaktive Pilzarten
bekannt, die sich über den gesamten Erdball verbreiten. Wenn
vom Fleisch der Götter die Rede ist, denken wir
sicher zuerst an Psilocybe Mexikana - aus dieser Spezies synthetisierte
Albert Hofmann die psychoaktiven Moleküle. Darüber hinaus
sind viele andere Psilocybe- und Stropharia-Arten bei verschiedenen
Stämmen Mexikos wie den Matzateken, Zapoteken und Chontal in
Gebrauch. Von den diversen Arten ist die Spezies Stropharia Cubensis
von besonderem Interesse, die relativ leicht künstlich gezüchtet
werden kann. Durch die Möglichkeit der Kultivierung dieses
Pilzes auf Roggensubstrat hat er sich seit den siebziger Jahren
vor allem in den USA und in Mitteleuropa weit verbreitet. Die meisten
der auf dem Untergrund-Markt erhältlichen Psilocybin-Pilze
sind heute von der Spezies Stropharia Cubensis. In diesem Zusammenhang
muß allerdings daraufhin gewisen werden, daß Besitz,
Konsum, Herstellung und Handel mit psilocybinhaltigen Substanzen
nach dem Betäubungsmittelgesetz in Deutschland strafbar ist.
SPITZKEGELIGE KAHLKÖPFE
Auch auf den heimischen Feldern und Wiesen wachsen verschiedene
Arten psilocybinhaltiger Pilze. Hier ist vor allem der Spitzkegelige
Kahlkopf (Psilocybe Semilanceata) zu nennen, eine weitverbreitete
Art, deren Wirkstoffgehalt ähnlich wie bei Stropharia Cubensis
gleichmäßig hoch ist.
- Botanik: Der Spitzkegelige Kahlkopf wächst oft versteckt
unter Gras auf gut gedüngten Weiden und Feldern, mit Vorliebe
an feuchtwarmen, sonnigen Stellen. Vor allem auf Kuhwiesen, auch
Schaf- und Pferdeweiden, ist mit hoher Ausbeute zu rechnen. Erntezeit
ist von August bis Januar, hauptsächlich Anfang September bis
Mitte November. Dann treten die Pilze oft in großen Gruppen
auf. Der Hut ist etwa 5 bis 30 mm hoch, halbkugelig bis spitzkegelig,
mit einem Nippel an der Spitze. Die Haut ist glatt und schleimig,
die Farbe variiert von blassem gelbbraun bis dunkelbeige, mit deutlichem
Oliv-Einschlag wenn sie feucht ist. Der Stiel ist 20 bis 80 mm hoch
und etwa 2 mm gleichbleibend dick (Verdickung an der Basis), dabei
oft geschwungen. Er ist etwas heller braun als der Hut. Die Lamellen
sind beige bis dunkelbraun. Eine bläuliche Färbung, die
besonders an verletzten Stellen auftritt, wird als Indikator für
den Psilocybingehalt betrachtet. Beim Sammeln sollte man darauf
achten, die Fruchtkörper nicht auszureißen, sondern kurz
über dem Boden abzuknipsen, um den eigentlichen Pilz, das unterirdische
Mycelgeflecht, nicht zu verletzen. Die gesammelten Pilze können
entweder frisch genossen oder an der Luft getrocknet und aufbewahrt
werden. Wasser- und luftdicht verpackt sind sie längere Zeit
im Kühlschrank haltbar.
-Pharmakologie: Sowohl der Spitzkegelige Kahlkopf als auch Stropharia
Cubensis enthalten gleichmäßig hohe Anteile von rund
0,3 % Psilocybin und Psilocin in der Trockensubstanz. Diese Wirkstoffe
gehören - wie viele andere Psychedelika - in die Stoffklasse
der Alkaloide. Das Psilocybin weist große Ähnlichkeit
mit LSD-25 und N,N-DMT auf. All diese Tryptamin-Derivate sind wiederum
ähnlich gebaut wie der menschliche Neurotransmitter Serotonin,
was eine Erklärung liefern kann für die psychotrope Aktivität
dieser Halluzinogene. Dank der gleichen Grundstruktur vermögen
die Moleküle auf die selben Stellen im Nervensystem einzuwirken,
an denen das Serotonin seine Wirkung entfaltet. Dadurch werden die
psychischen Funktionen, die an den betreffenden Stellen des Gehirns
lokalisiert sind, verändert.
Die physische Toxizität von Psilocybin ist extrem gering -
die tödliche Dosis liegt etwa 600 mal höher als die normalerweise
konsumierte Dosis und würde der Menge von 40 kg Frischpilzen
entsprechen. Auch bei langjährigem Gebrauch von Psilocybinpilzen
treten keine physischen Schädigungen auf. Die Gefahren einer
psychischen Abhängigkeit bestehen nicht, da keine Einwirkungen
auf das hormonelle System stattfinden. Die Toleranz gegenüber
Psilocybin wird leicht erreicht, wenn die Pilze öfter als einmal
pro Woche genommen werden, das heißt die Wirkungen fallen
bei gleicher Menge wesentlich schwächer aus. Dieser Effekt
verschwindet , wenn man mit der nächsten Einnahme etwa eine
Woche bis zehn Tage wartet.
- Dosierung und Wirkung: Eine Dosis Von etwa 10 bis 12 mg Psilocybin,
entsprechend ca. 50 g frischen oder 5 g getrockneten Pilzen (die
Pilze bestehen zu 90% aus Wasser), genügt, um einem Erwachsenen
von 70 kg Körpergewicht das volle Spektrum halluzinogener Effekte
zu offenbaren. Dies entspricht einer Menge von rund 5 bis 7 mittelgroßen
Stropharia-Cubensis-Pilzen oder 60 bis 70 Spitzkegeligen Kahlköpfen.
Weniger auffallende Effekte können bereits bei der Einnahme
von 1 bis 2 g der getrockneten Pilze empfunden werden. Die Pilzwirkung
beginnt etwa 15 bis 30 min nach der Einnahme, die Wirkungsdauer
beträgt 4 bis 7 Stunden.
Die Effekte einer vollen Pilzdosis schließen visuelle und
akustische Halluzinationen, extreme Euphorie, Verzerrung der zeitlichen
und räumlichen Wahrnehmung und Zustände von ruhiger Klarheit
ein. Die mit geschlossenen Augen wahrgenommenen Bilder sind farbig,
scharfkantig und überaus deutlich. Sie können von abstrakten
geometrischen Formen bis zu Visionen phantastischer Landschaften
und architektonischer Perspektiven reichen. Die nach außen
gerichtete Wahrnehmung ist von einer seltenen Klarheit. In der Natur
wird oft eine intensive Verbindung mit Pflanzen und Tieren erlebt.
PILZRITUALE
Generell ist die Wirkung extrem stark abhängig von der Umgebung,
in der das Pilzritual stattfindet, sowie von der Vorbereitung und
der Erwartungen der Teilnehmer. Mexikanische Stämme, die den
Zauberpilz auch heute noch in Heilungszeremonien und religiösen
Ritualen einnehmen, kennen seit jeher die große Bedeutung
von set and setting. Sie beginnen das Ritual schon beim
Sammeln der Pilze, das von Gebeten begleitet wird. Bei den nächtlichen
Zusammenkünften von Heilern, Patienten und Interessierten setzt
man sich im Kreis zusammen. Die Pilze werden gereicht und gegessen.
Oft singen der Schamane oder die Curandera dann stundenlang, wobei
sie den Rhythmus auf ihren Schenkeln schlagen. Sie werden zu Menschen
der Sprache, erleuchtet vom Geist. Sie selbst nennen sich diejenigen,
die sprechen. Durch das inspirierte Sprechen,
die Eingebungen des Pilzes, werden Krankheitsursachen erkannt und
Prophezeiungen gegeben.
Je tiefer man in die Welt des Teonanacatl eindringt, desto
mehr Dinge sieht man. Und man sieht Vergangenheit und Zukunft, die
dann vereinigt sind, schon fertig, schon geschehen... Ich sah gestohlene
Pferde und verschüttete Städte, deren Existenz unbekannt
war und die nun ausgegraben werden. Millionen Dinge sah und wußte
ich. Ich kannte und sah Gott: eine riesige Uhr, die tickt, mit sich
langsam drehenden Sphären, und darin die Sterne, die Erde,
das ganze Universum, Tag und Nacht, Weinen und Lachen, Glück
und Schmerz. Wer das Geheimnis des Teonanacatl ganz durchschaut,
kann sogar das unendliche Uhrwerk sehen. So beschreibt die
Heilerin Maria Sabina ihre Verbindung mit den heiligen Pilzen.
Die mexikanischen Pilzrituale weisen viele Ähnlichkeiten mit
heutigen therapeutischen Sitzungen auf, die unter dem Einfluß
von MDMA oder anderen psychoaktiven Substanzen abgehalten werden.
Es ist zu beachten, daß bei den meisten Westeuropäern
die Ego-Struktur besonders stark ausgeprägt ist. Wir sind gewöhnt
an eine rational-technologische, entmystifizierte Welt und haben
die Wurzeln zum magischen Wissen unserer Ahnen weitgehend abgeschnitten
(es ist gut möglich, daß die kleinen Kahlköpfe auch
unseren Vorfahren bekannt waren, obwohl der Beleg dafür bislang
aussteht). In der Vereinigung mit dem Pilz geht es also auch darum,
unsere Persönlichkeitsstruktur zu verändern, Barrieren
unseres überstarken Egos abzubauen, um altes, ewiges Wissen
zu erlangen. Dies kann für viele von uns zunächst mit
großem Schrecken und Leid verbunden sein. Besonders während
der ersten starken Erfahrungen mit Halluzinogenen macht man oft
ein Stadium der Angstvollen Ich-Auflösung durch,
wenn das Ego beginnt, sich aufzulösen und dies nicht zugelassen
und als Sterben empfunden wird.
Die heiligen Pilze sind, verglichen mit anderen Halluzinogenen,
ein eher sanfter Schlüssel zu den Pforten der Wahrnehmung.
Durch eine überlegte Ritualgestaltung sind die Risiken eines
bad trip weitgehend auszuschließen. Zuallererst
ist darauf zu achten, daß sich kein Teilnehmer in psychisch
labilem Zustand befindet. Eine mehrtägige Einstimmung in ruhiger
Umgebung ist wünschenswert. Die Einnahme erfolgt auf leeren
Magen mindestens einige Stunden vorher sollte gefastet werden.
Es bietet sich an, das Pilzritual an einem besonderen Platz in
der Natur (beispielsweise auf einer geschützten Waldlichtung
oder an prägnanten Gesteinsformationen) oder in einem schön
hergerichteten, mit positiven Assoziationsvorgaben versehenen Ritual-Raum
durchzuführen. Der Raum und die Teilnehmenden werden rituell
gereinigt, indem sie mit Salbei oder anderen Kräutern abgeräuchert
werden. Vor der Einnahme helfen gemeinsame Meditationen und Atemübungen
bei der Entspannung und der Entleerung des Geistes von weltlichen
Problemen.
Will man eine hohe Dosis zu sich nehmen, so wird das Angstgefühl
während des oftmals heftigen Einsetzens der Wirkung dadurch
gemindert, daß man zunächst eine geringe Menge Pilze
zu sich nimmt und mit der Einnahme der vollen Dosis solange wartet,
bis eine sanfte Pilzwirkung spürbar ist. Vom nun erreichten
Plateau läßt sich weitaus leichter abheben
als aus einem nüchternen Zustand heraus. Während der Session
kann eine Stimulation durch Gerüche (Räucherwerk) und
ruhige Musik erfolgen.
Es können auch Kreise stattfinden: Die Teilnehmer fassen sich
an den Händen und lassen Heilungsenergie durch den Kreis fließen.
Während solcher Sessions erleben die Beteiligten oft eine intensive
Verbindung untereinander, eine Art telephatischen Kontakt, das gleichzeitige
Durchströmt werden von einem Bewußtsein. Während
des Rituals sollte keiner der Beteiligten mit seinen Handlungen
oder Äußerungen auf Unverständnis oder Ablehnung
innerhalb der Gruppe stoßen. Alles noch so bizarr scheinende
wird aufgenommen, verstanden und integriert.
Extrem wichtig für eine wertvolle Erfahrung ist auch die Nachbereitung
der Session, die mit dem gemeinsamen Landen beginnt.
Am besten haben die Teilnehmenden noch ein paar Tage Zeit, um alleine
und gemeinsam mit der Gruppe das Erlebte zu verarbeiten und zu integrieren.
Dies ist eine sehr bedeutende Phase, in der sich entscheidet, wieviel
von der Erfahrung man erinnern und für seinen weiteren Weg
verwerten kann. Nach einer Ruhephase empfiehlt es sich, möglichst
bald ein Gedächtnisprotokoll anzufertigen da die Erinnerung
an das Erlebte schnell verblaßt. Darüber hinaus finden
Gruppensitzungen statt, in denen die persönlichen und gemeinsamen
Erlebnisse diskutiert und interpretiert werden. Wer gut vorbereitet
in die Erfahrung geht, verbringt in den meisten Fällen eine
wundervolle, extatische Zeit mit den Pilzen.
Anfang der sechziger Jahre führte der junge Psychologe Timothy
Leary Experimente mit Psilocybin an vielen Testpersonen durch. Eine
Veröffentlichung seiner Testergebnisse mit 129 Männern
und 48 Frauen wurde 1963 in einer psychologischen Fachzeitung publiziert.
Demzufolge fanden 70% den Rauschzustand erfreulich oder extatisch,
88% meinten, sie hätten etwas gelernt oder seien zu wichtigen
Einsichten gelangt, 62% der Probanden waren überzeugt, die
Erfahrung hätte ihr Leben zum Besseren gewendet und volle 90%
drückten den Wunsch aus, die Droge erneut zu testen.
STERNENSAMEN
Der Visionär und Ethnobotaniker Terence McKenna glaubt, daß
der Gebrauch halluzinogener Pilze weit älter als 3.000 Jahre
ist und der Pilz schon von den Urmenschen benutzt und verehrt wurde.
Nach seiner Theorie könnten Pilzsporen, die aus dem All kamen,
die erste Form von Leben und Intelligenz auf unserem Planeten gewesen
sein. Neuere wissenschaftliche Studien belegen, daß bestimmte
Pilzsporen bis zu 45 Millionen Jahren im All überleben können.
Bei seinen Experimenten mit den auf Roggensubstrat gedeihenden
Stropharia Cubensis empfing Terence Botschaften, die sein Leben
maßgeblich veränderten: Ich bin alt, älter
als das Denken in eurer Spezies, das selbst fünfzig mal älter
ist als eure Geschichte. Zwar bin ich seit Jahrhunderten auf der
Erde gewesen, doch ich stamme von den Sternen. Meine Heimat ist
jedoch kein einzelner Planet, viele über die glänzende
Scheibe der Galaxis verstreute Welten haben Bedingungen, die meinen
Sporen eine Lebensmöglichkeit geben. Der Pilz, den ihr seht,
ist der Teil meines Körpers, der sich dem sexuellen Kitzel
und dem Sonnenbad hingibt, mein eigentlicher Körper ist ein
feines Netzwerk von Fasern, die die Erde durchwuchern. Diese Netzwerke
können mehrere Morgen durchziehen und haben weit mehr Schnittstellen
als ein menschliches Gehirn. Mein Pilzgeflecht ist fast unsterblich
- nur die plötzliche Vergiftung des Planeten oder die Explosion
des Gestirns, das ihn am Leben erhält, kann mich auslöschen.
All meine Pilzgeflechte in der Galaxis befinden sich in Kommunikation
miteinander, und zwar schneller als die Lichtgeschwindigkeit und
über Raum und Zeit hinweg, doch wie das vonstatten geht, kann
ich euch nicht erklären, da es in eurem Modell von Realität
gewisse Mängel gibt. Das Pilzgeflecht ist so fragil wie ein
Spinnennetz, doch der kollektive Übergeist und die kollektive
Erinnerung sind wie ein riesiges historisches Archiv über den
Werdegang der sich auf vielen Welten in unserem Spiralnebel entwickelnden
Intelligenz
Heute stehen wir an der Schwelle zu den Sternen, langsam dämmert
es im Bewußtsein der Massen, daß der nächste Entwicklungsschritt
die Menschheit derart verändern wird, daß alles Vorhergegangene
wie ein Präludium erscheint. Wir stehen am Rand der Geschichte,
bereit, unsere menschliche Entwicklung und Erfahrung in dem riesigen
Abgrund der Nacht, die unseren Planeten verschlingt, zu beschleunigen,
während die Stunden unseres historischen Werdegangs noch in
den Korridoren der Zeit verhallen. Wir sind dabei, uns in das größte
jemals erfahrene Abenteuer zu stürzen, eines, das unsere Begriffe
davon, was es bedeutet Mensch zu sein, von Grund auf ändert.
Die heiligen Pilze und andere Pflanzenlehrer helfen uns, in dieser
immer dichter werdenden Zeit, unseren Weg zu den Sternen zu finden
und geben uns Ausblicke auf unsere kommenden Entwicklungsstufen.
Teo Nanacatl
Aus: Wolfgang Sterneck (Hg.) / Cybertribe-Visionen.
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