Frauen für eine neue Friedenskultur:
FRAUENFRIEDENSMANIFEST 2000
Wir, die Frauen der Welt, wollen, dass die Gewalt von der Erde
verschwindet.
Wir wollen, dass Friede einzieht in die Beziehungen zwischen den
Völkern, zur Natur und in der Liebe.
Alles, was jung ist, soll eine Chance erhalten, zu wachsen und
sich frei zu entfalten.
Dies ist unser politischer Wille.
Alles, was lebt, liegt uns am Herzen. Alles, was Haut und Fell
hat, schützen und pflegen wir wie eine Mutter.
Die Erde, unsere Heimat, liegt unter dem Bann einer globalen Kette
von Angst und Gewalt.
Es sind unsere Kinder, die in den Kellern von Grosny und auf den
Minenfeldern von Angola sterben.
Es sind unsere Schwestern, wir selbst, die in Afghanistan und Afrika
gesteinigt und verstümmelt werden für ihre Weiblichkeit
und Parteinahme.
Es sind unsere Geliebten, die in der Türkei, in Burma und
vielen anderen Ländern in Gefängnissen gefoltert werden
für ihr freies Denken; unsere Söhne, die in Russland,
China oder Jugoslawien in Kriegen kämpfen müssen, ohne
je einen Sinn des Kampfes zu sehen.
Es sind unsere Mitgeschöpfe, die Tiere, Pflanzen, Flüsse,
die auf allen Erdteilen gequält, ausgerottet und vergiftet
werden.
Kriege gegen Mensch und Natur gehen im Äußeren um Ressourcen,
Religion oder Autonomie. Im Inneren sind sie immer auch das Ventil
für die gestaute Lebensenergie der Wut oder Sexualität.
Die Erde, unsere Heimat, liegt nach 5000 Jahren Männerherrschaft
unter einem Bann von Angst und Gewalt. Die Erde ist krank durch
die einsame Härte und Verzweiflung des Mannes, der die Frau
neben sich und die weibliche Orientierung verloren hat. Sie ist
krank auch durch das Schweigen, die Duldung und das Mitmachen der
Frauen.
Es wird auf der Welt erst Frieden geben, wenn die weibliche Stimme
wieder gehört wird.
Es wird auf der Welt erst Frieden geben, wenn in der Liebe und
im Miteinander kein Krieg mehr ist.
In diesem Wissen gründen wir, die Frauen der Welt, eine Solidarität
unter uns, die so tief ist wie die Erde und die auch dann hält,
wenn wir denselben Menschen lieben.
Aus dieser Solidarität heraus gründen wir eine neue Partnerschaft
mit den Männern, dass die friedenschaffenden Qualitäten
beider Geschlechter zusammenwirken.
Wir erinnern uns an das weibliche, sinnliche und intuitive Friedenswissen,
das es auf der Erde bereits gab in einer Zeit, wo die Frauen als
Priesterinnen und Heilerinnen die Geschicke ihres Volkes führten.
Dieses Wissen, diese weibliche Stimme werden auf der Erde wieder
gehört.
Wir brauchen nicht nur Reformen, wir brauchen ein anderes Leben.
Wir, die Frauen der Welt, setzen in Partnerschaft mit den Männern
dieses Wissen und unsere Liebe ein, um rund um den Globus Orte der
Heilung, Gemeinschaften und Friedensdörfer aufzubauen. Durch
sie soll der neue Geist der Verbundenheit mit allen Wesen einziehen.
Damit wir, Frauen und Männer, für unsere tiefe Liebe zueinander
eine friedliche Perspektive finden können.
Wir rufen alle auf: Frauen und Männer, Huren und Heilige,
Alte und Teenager, Mütter und Singles, Lesben und Nymphomaninnen,
Inländer und Ausländerinnen; Gruppen, Organisationen,
Familien und Unternehmen: Investiert Euer Engagement, Eure Lebensfreude,
Euren Glauben und Euer Geld nicht mehr in die untergehenden Systeme
der Gewalt. Entzieht dem Wahnsinn der Normalität Euren Gehorsam!
Investiert statt dessen in die neue Perspektive des Friedens und
der Verbundenheit mit allen Wesen.
Gemeinsam bilden wir den neuen Friedensring, das sehende, handelnde,
parteinehmende Herz der Erde.
Das Manifest entstand auf dem Frauenkongreß "Die weibliche
Stimme - für eine Politik des Herzens" im Juni 2000 bei
Berlin.
Zeitschrift Die weibliche Stimme
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