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Claus Sterneck / Claus in Iceland
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Wolfgang Sterneck
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Maria Konopnicka:

EIN BEGRÄBNIS

Ich bedaure es, bedaure es sehr, daß ich Euch nicht sagen kann, wie er aussah, wenn er stand oder ging, wie er Kopf und Arme bewegte, ob sein Rücken gebeugt oder aufrecht war und vor allem, was für eine Stimme und was für einen Blick er hatte. Nicht weil ich etwa, Gott behüte, ein Geheimnis daraus machen wollte, sondern weil ich ihn in einem Augenblick ausschließlicher Ruhe kennen lernte, da sein Kopf unbeweglich dalag, seine Augen geschlossen, seine Hände gekreuzt waren und in seiner Brust nicht nur die Stimme, sondern auch der Athem ausgegangen war. Ich lernte ihn im Sarge kennen. Es war ein gewöhnlicher Sarg aus Fichtenholz, schwarz gebeizt, mit einem flach auf den Deckel genagelten Blechkreuz und zu beiden Seiten standen vier Kerzen in schweren Zinnleuchtern, welche zu den Requisiten der kleinen Spitalskapelle gehörten. Man zündete sie im letzten Augenblick an, gerade als der über das unebene Pflaster polternde einspännige Leichenwagen vor der Kapelle stehen blieb und der Leichenkutscher vom Bock herunter stieg, um die Bänder des, um der Schonung willen hinauf geknüpften Tuches herabzulassen, das den hölzernen Untersatz des Karrens umfaßte.

Gleichzeitig knarrte das Spitalsthor und darin erschien der Hausmeister; der Leichenführer ging sofort auf ihn zu, nahm eine Prise Tabak, schnupfte sie regelrecht ein, nieste, wischte mit dem Ärmel des Trauermantels über Nase und Schnurrbart und begann einen Diskurs, was der Leichengaul benutzte, um den Kopf zu senken, einige Male damit hin und her zu wackeln und, das blutunterlaufene Auge halb schließend, einzuschlafen.

Indessen ließ sich das dumpfe und tonlose Geklingel des kleinsten Kapellenglöckchens vernehmen; der Diener öffne-te das Pförtchen von innen und ein Häuflein Vorübergehender, die auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig beim Anblick des Leichenwagens stehen geblieben waren, drängte sich eilig herein. Es waren ungefähr neun, zehn Perso-nen. Ein bettelnder Greis im alten Soldatenmantel, die Hausmeisterin vom dritten Haus, die Wäscherin von gegen-über, ein Bursch mit einem Schuhleisten, eine Handvoll Kinder, ein Herr, der mit aufgeschlagenem Rockkragen und dem Lächeln eines Misanthropen eben aus dem Gassenschank an der Ecke trat, endlich ein Bauer im Leinenkittel, barfuß, sonnverbrannt, der mit beiden lehmbeklebten Händen seine alte schon rostrote Mütze an die entblößte Brust drückte.

Die Weiber bekreuzten sich beim Eintreten, giengen auf den Sarg zu und stießen laute, gleichgiltige Seufzer aus, indem sie niederknieten. Die Männer blieben an der Schwelle stehen, antworteten auf des Alten »Gelobt sei Jesus Christus« mit ihrem »In Ewigkeit« und nahmen eine Prise von ihm. Was die Kinder anbelangt, so waren sie gleich geräuschvoll in alle Ecken auseinandergelaufen, tasteten mit den Fingern an den Leuchtern herum, an dem schwar-zen Holzgestell, worauf der Sarg stand, an den Wänden, über deren totes Kalkweiß der gelbe Widerschein der vier über den dünnen Kerzen leicht flackernden Flämmchen dahinglitt. Das Glöcklein klimperte immer fort mit seiner fal-schen, gebrochenen Stimme. — Indessen kam aus der Seitenthüre, welche die Kapelle mit dem Spitalskorridor ver-band, eine Klosterschwester von fester, gedrungener Statur, kniete vor dem, an der Stirnwand angebrachten Kruzifix nieder, stand sofort wieder auf und wendete sich mit energischer, fast soldatischer Bewegung zur Thüre herum. Da waren unmittelbar nach ihr zwei Spitalsdiener eingetreten, welche ebenfalls rasch niederknieten, ein Kreuz schlugen und sich in Bereitschaft stellten, den Sarg aufzunehmen und fortzutragen.

Es war offenbar, daß es hier keine Zeit für Tändeleien gab. Hast du geboren zu werden, so werde geboren, hast du zu sterben, so stirb; und willst du begraben werden, so mach es schnell, denn dort geht schon ein Dutzend an’s Ge-borenwerden und Sterben.

Das alles konnte man im raschen Blick der grauen Augen lesen, welche die Nonne mit einer gewissen Ungeduld der Eingangsthür zuwendete.

Indessen waren alle Anwesenden auf die »gnädige Ehrwürden« hingeschwenkt um ihr die Hand zu küssen. Erst die Kinder, dann die Älteren. Nur der Bauer war an der Schwelle stehen geblieben und seine weit geöffneten Augen schauten stumpf, gedankenlos vor sich hin.

»Wer ist denn da gestorben, Ehrwürdchen ?« fing die Wächtersfrau an.

»Irgend einer,« antwortete die Nonne mit einer Handbewegung im weiten Kuttenärmel, ohne auch nur auf die Fra-gende hinzusehen. In der That — dort, wo sie zu Hunderten sterben, was kann da so irgend einer bedeuten?

»Und sind Kinder geblieben?« fragte die Wächtersfrau weiter.

»Ei freilich! So etwa dreie oder viere.« — — —

Die Nonne zuckte mit den Achseln, gleichsam aus Mitleid für die Blindheit derjenigen, welche sterben und Kinder hinterlassen; dennoch flog ein Schatten von Sorge über das Los dieser dreie oder viere über ihre Augen.

Die Wächtersfrau und die Wäscherin begannen seufzend mit den Köpfen zu wackeln.

Gerade in diesem Augenblick stolperten drei Kinder über die hohe Schwelle in die Kapelle herein. Sie kamen offenbar eilig und von weither, denn ihre Gesichter waren verschwitzt und sehr heiß.

Das Älteste, ein etwa zehnjähriges kleines Mädchen, in einem grauen, sehr abgetragenen Kleidchen, einen niederen mit schwarzem Bande umschlungenen Hut auf dem Kopf und stark ausgetretenen Schuhen an den Füßen, führte zwei Buben an den Händen, wovon der Jüngere, der etwa fünf Jahre zählen mochte, sich kaum an ihrer Seite halten konnte, da er auf seinen dünnen, krummen Beinchen einherwackelte. Beide Knaben hielten Basthüte in der Hand, die Haare standen wie Bürsten in die Höhe und um den Hals hatten sie große schwarze Krausen gebunden, welche sich trauermäßig von ihren farbigen geflickten Sponsern und Höschen abhoben. Sie tappten beim Gehen mit den flachen Schuhen, die über die nackten, abgebrannten Füße gezogen waren, laut auf.

»So kommt doch geschwinder«, winkte sie die vor dem Sarg stehende Nonne herbei. »Warum so spät? Und wo ist denn die Großmutter?«

Und ohne die Antwort abzuwarten, zog sie das Mädchen beim Ärmel heran.

»Da kniet nieder und sagt Euer Gebet, drei Vater unser, drei ›gegrüßet seist du‹ und dreimal der Herr schenke ihm ewige Ruhe. Nur rasch!«

Die Buben schauten die Nonne mit erschreckten Blicken an; auf das schwarzbraune Gesicht des kleinen Mädels trat eine plötzliche Röthe; ihre Lippen begannen zu zittern und die Augen füllten sich mit Thränen.

»Ist das seine Tochter?« fragte halblaut die Wächtersfrau.

»Freilich, die Tochter, die Älteste.«

»Und eine Mutter haben sie?«

»Aber wo denn! Noch im Herbst ist sie hier bei uns gestorben.«

»Und von was ist er denn, bitte Ehrwürdchen, gestorben?«

»Das weiß der liebe Gott, meine gute Frau. Auszehrung oder so was. Gehustet hat er, gehustet, bis er endlich ge-storben ist.«

»War’s ein Professionist?« fragte der Herr mit dem aufgestellten Kragen, während er an seinem gelben Bärtchen zupfte.

»Was für ein Professionist?« erwiderte achselzuckend die Nonne. »Ein Stadtträger war er, kein Professionist.«

»Nun, Kinder, seid ihr fertig?« fragte sie, sich nach den Kindern umwendend.

Das kleine Mädel hielt auch jetzt noch die Brüder an den Händen, den Sarg unverwandt mit großen Augen anstar-rend, aus denen große, helle Tränen auf ihr verschlissenes, graues Kleidchen niederfielen.

Die Waisen schnellten wie auf Kommando empor.

»Da ist auf nichts mehr zu warten,« fuhr die Nonne fort. »Wenn die Großmutter nicht gekommen ist, so wird sie, das sieht man, auch nicht mehr kommen. Vorwärts! Faßt an!«

Der Befehl war an die Spitalsdiener gerichtet, welche, sich zu beiden Seiten des Sarges aufstellend, danach auslang-ten.

Da hörte man von der Thüre her des Auftappen eines gleichsam den Weg für alte Füße suchenden Steckens einer halb erblindeten Frau, welche jedoch allein ging, indem sie die weißüberzogenen Augensterne weit öffnete und mit einer magern, vertrockneten Hand voraustastete.

»Die Großmutter, die Großmutter,« kam es von der Schwelle geflüstert und das Häuflein machte nach beiden Seiten Platz.

»Nur weiter, Großmütterchen! Nur weiter; gebt mir die Hand!« sprach sie die Nonne lebhaft an und wollte die Blinde zum Sarg heranführen.

Aber die alte Frau fuchtelte mit den dürren Händen in der Luft herum.

»Nicht nötig, nein, ich sehe alles. Ich sehe — — — alles selbst!«

»Kazia! bist du da, Kazia?« fügte sie sofort mit hartem, trockenem Ton hinzu.

Das kleine Mädchen ließ die Buben aus, trat auf die Großmutter zu und küßte ihr die Hand.

»Was ist’s?« fragte die Alte, »hat man den Vater schon zugedeckt? Was?«

»Ja, Großmütterchen.« — — — Und das Mädchen brach in unstillbares Weinen aus.

»Nu, da sollen sie halt aufmachen! Müssen noch einmal aufmachen! Hab’ ihm dieses da mitgebracht, unter’n Kopf zu legen. … Soll’s ein Begräbniß sein, so soll’s auch eines sein. …«

Und sie entfaltete mit zitternden Händen ein Stück mit einer Borte besetzten Kattuns, an dessen vier Ecken kleine Schleifen aus schlechtem, weißem Band angeheftet waren.

»Für unter’n Kopf hab ich’s gebracht, aufmachen soll man. …«

Und sie ging gradaus auf den Sarg zu, die erblindeten Augen noch weiter aufreißend, bis sie ihn mit den Händen antastete und einen Schritt zurücktrat, unverständlich etwas vor sich hinmurmelnd.

»Kazia!« rief sie wieder, aber ihre Stimme brach sich plötzlich und ihr eingefallener Mund fing an, sich schweigend zu bewegen.

Die Nonne winkte den Dienern. Einer von ihnen schob den noch losen Deckel vom Sarg herab.

Da zeigte sich mir nun das wachsgelbe Gesicht des Verstorbenen, in dem sich ein harter und trauriger Ausdruck festgesetzt hatte. Über die eingefallene Brust waren die Hände gekreuzt, die ein grellgemaltes Bildchen hielten und die ausgestreckten Füße ruhten gar gründlich aus nach allen den Botengängen mit »einem Brief« und »einer Sen-dung«.

Die Anwesenden fingen an, näher zu rücken und sich auf die Fuß spitzen zu stellen.

Da legte der zweite Diener dem Toten die Hände unter und hob den Körper in der Mitte.

»Geben Sie her, denn er ist schwer!« redete er die Alte an.

Aber die Alte ließ das Tuch nicht los.

»Was werd’ ich denn jemand anderem? … Ich … bin die Mutter … brummte sie, indem sie mit ihrem dicken Stecken auf die Stufen der Bahre aufstieß.

»Wie wollt' ich denn von andern … selbst hab’ ich ihn geboren, selbst leg’ ich ihn im Tod zurecht …« Sie konnte je-doch nicht hinauf. Ob ihr auf einmal die Kraft ausging, ob die schwankenden Stufen keine genügende Stütze boten, kurz, sie konnte nicht.

»Kazia, Kazia! … führ mich!« sagte sie mit veränderter Stimme.

Das kleine Mädchen lief herzu und faßte die Alte um die Mitte.

»Hier, Großmütterchen, hier …« sagte sie, der Blinden die Hände führend. »Hier … dahier … ist der Kopf …«

»Vorwärts, machen Sie’s schneller, wenn Sie’s schön hinlegen wollen!« … rief der Diener ungeduldig. Die alte Frau schien ihn nicht zu hören. Sie ließ den Stecken zur Erde fallen und, die vertrockneten Hände in den Sarg schiebend, bettete sie dem Sohne tastend sein letztes Lager.

»Hast dich vor der Spitalsleiche gefürchtet,« brummte sie halblaut, »na siehst du Söhnchen, du hast eine eigene Leiche, keine vom Spital … kommst nicht in die allgemeine Grube, fürcht’ dich nicht, nein … hast einen eigenen Sarg, einen bezahlten, nicht einen geborgten; das Grabgeld ist gezahlt. Auf zwanzig Jahre hinaus, Söhnchen, hast du Miethe in geweihter Erde … hast einen Leichenwagen, vier Kerzen hast du, alles hast du, fünfzehn Rubel hab ich ausgegeben, Söhnchen … für dich, nicht für mich. Für mich hab’ ich nichts aufgehoben, nichts, mein Söhnchen! Wenn du vorangehst, was brauch ich denn nachher?«

Sie sagte das mit einer Art schmerzlichen Stolzes und wackelte dabei mit dem grauen Kopf.

Die Anwesenden seufzten, die Nonne betete laut ein Paternoster, während sie die Hände tief in die Ärmel schob.

»Nu? Haben Sie’s hineingelegt oder nicht?« rief aufgebracht der Diener und, die Antwort nicht abwartend, ließ er den Leichnam auf die Hände der Blinden fallen.

»Oh, oh!« stöhnte sie auf und beugte sich ganz über den Sarg. »Oh, oh, nimm mich, mein Josef, nach Haus! In die ewige Heimat . …«

Ihr grauer Kopf fing heftig zu wackeln an und dicke, schwere Thränen fielen auf des Sohnes Brust. Einen Augenblick war es ganz stille und man hörte das Schluchzen der Frauen, die Kinder schauten erschreckt drein und die Nonne begann das Ave.

Plötzlich richtete sich die Blinde auf.

»Kazia!« sagte sie nun mit ihrer gewohnten, harten Stimme, »die Kinder her! Daß sie vom Vater Abschied nehmen.«

Die Kleine hob den Jüngeren mühselig zur Höhe des Sarges empor.

»Küß dem Vater die Hand, Maniusch,« sagte sie, schwer athmend. Allein der Kleine wendete mit Schrecken das Gesichtchen vom Innern des Sarges ab.

»Vorwärts, küsse sie, wenn ich’s dir schon sag’,« drängte die ihn in der Luft haltende Schwester.

Da streckte die Großmutter die Hand aus und da sie den Kopf des Enkels getroffen hatte, drückte sie ihn an die gefal-teten Hände des Verblichenen.

»Julek,« sagte das Mädchen, indem sie den jüngeren Bruder herabließ, »komm du jetzt vom Vater Abschied neh-men.«

Der ältere Junge kroch selbst hinauf und küßte, sich auf die Zehen stellend, des Vaters Ärmel. Die Großmutter drück-te auch dieses Köpflein an die Brust des Leichnams.

»Schau her, und erinnere dich,« sagte sie, »daß, wenn dein Vater auch im Spital gestorben ist, er doch sein eigenes Begräbnis gehabt hat. … Einen Sarg hat er gehabt und alles … daß du dir das merkst!« …

»Ach Herr Gott!« riefen indessen ungeduldig die Diener. »Wenn der Mensch mit Allen Faxen hätte, so bliebe keine Zeit auch nur für die Hälfte von dem, was uns jetzt durch die Hände geht.«

Die Kleine zog die Großmutter nach sich. Gleich darauf hörte man etwa zehn Hammerschläge, welche den Sargde-ckel befestigten.

»Und das Schild, wo ist das Blechschild?« fragte plötzlich die Alte.

Man nahm das Schild aus einem Winkel hervor. Sie fuhr mit der Hand über den Sarg und zeigte den Platz.

»Hier, hierher annageln! Und die Kappe hinauf!« Kappe nannte sie das Stück Kattun, das aus dem Sarg hinaushing.

»Kazia!« fügte sie hinzu, »schau nur, daß sie’s grad annageln, denn das ist alles bezahlt. … Auch das Band soll zu sehen sein!«

Zwei Hammerschläge befestigten in diesem Augenblick das Blechschild, das die Aufschrift trug:

Sel. Josef Schtscheptek
Städtischer Bote
lebte 43 Jahre.

Eine ausführlichere Vorstellung beim ersten Bekanntwerden konnte man schwerlich beanspruchen.

»Nun vorwärts! Rechts! Nicht so! Von dieser Seite! Hinauf! Genug!« riefen abwechselnd die beiden Diener, worauf man darangieng, den Sarg hinauszutragen.

In diesem Augenblick stöhnte der Bettler auf und begann laut »den ewigen Frieden« zu beten. Er rechnete auf die Anerkennung der Anwesenden.

Da ihn die Alte vernommen hatte, wurde sie unruhig und begann in ihren Taschen zu suchen.

Sie konnte jedoch nichts finden.

»Irgend wo,« murmelte sie, »war noch ein Groschen oder zweie. …«

Ich näherte mich und reichte dem kleinen Mädchen ein wenig Kleingeld.

Sie verstand mich und ohne zu danken, nahm sie zwei Münzen davon und schob sie der Großmutter unter.

»Da sind sie Großmütterchen,« sagte sie, »da sind sie«.

Die Blinde hob den Kopf in die Höhe und streckte die Hände aus.

»Na, da habt Ihr!« sagte sie, »für Josefs Seele! Und redet nicht, daß Ihr umsonst ein Vaterunser gebetet habt. Soll schon ein Begräbniß sein, solls auch sein!«

Und erhobenen Hauptes gieng sie langsam aus der Kapelle, mit ihrem Stecken vor sich auftappend.


(Übersetzt von Nina Hoffmann-Matscheko).

Marya Konopnicka (1842-1919):
- Die Baniasowa
- Das Begräbnis
- Marya Konopnicka Biography

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