Wolfgang Sterneck
KALIS AUGEN ALS SPIEGEL
Kalis Augen.
Drei Augen, die Dich anblicken.
Augen, die in Dich dringen können.
Augen, die Dich aufsaugen können.
Augen, die Dich zerfressen können.
Kali als Göttin der Zerstörung,
die Dich in den Abgrund ziehen will.
Mag sein, dass jedes Ende auch ein Neubeginn ist.
Mag sein, dass die abgeschlagenen Köpfe,
die Kali in ihren zahllosen Händen hält,
symbolhaft für die Überwindung des Egos stehen.
Mag sein, dass Kali die Möglichkeit einer
befreienden Transformation spiegelt.
Mag sein.
Doch auch dann bleibt die Frage
nach der Gestaltung.
Kalis zorniger Weg ist geprägt von
Schrecken, Schmerz und Leid.
lange bevor es vielleicht einmal eine Erlösung gibt.
Die mythischen Geschichten,
die sich um sie ranken,
sind alle in Blut getränkt.
Keine meditative Gelassenheit,
sondern ständiger Kampf,
der nur zerstörenden Sieg oder
tödliche Niederlage kennt.
Da tanzt sie.
Rotes Blut zeichnet den Boden.
Kali tanzt ihren eigenen Tanz.
Und ohne es zu merken,
verfängst Du Dich,
wie eine Fliege im Netz einer Spinne.
Ihre Arme umschließen Dich.
Sie ziehen Dich heran.
Du hast die Wahl mit ihr die Zerstörung zu tanzen
oder Dich auf einen Kampf einzulassen.
den Du auf herkömmlichen Wege
niemals gewinnen kannst.
Sie tanzt mit Dir.
Ihre unhörbaren Schreie
zerfetzen die Stille.
Ein kraftvoller Tanz der Zerstörung.
Drei Augen, die Dich anblicken.
Augen, die in Dich dringen.
Augen, die Dich aufsaugen.
Augen, die Dich zerfressen.
Bis Du begreifst,
dass sie ein Spiegelbild sind.
Wolfgang Sterneck, Kolkata, 28. Februar 2011.
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