KOKAIN
Geschichte Dosierung - Crack / Freebase - Ego-Trip
- Nebenwirkungen - Wechselwirkungen -
Sex - Safer Use - Krise - Recht - Hinweise - Literatur -
Geschichte:
Seit etwa 5.000 Jahren wird die Kokapflanze in den südamerikanischen
Anden als Kulturpflanze angebaut, wobei sie zunächst als Heilmittel
und in religiösen Zeremonien verwendet wurde. Später wurde sie zunehmend
in den Alltag integriert, da die Inhaltsstoffe stimulieren, Hungergefühle
unterdrücken und zahlreiche Nährstoffe beinhalten. Heute ist das
Kauen von Kokablättern in den täglichen Lebensablauf großer Teile
der Bevölkerung eingebettet.
Nach Europa gelangte Kokain im 15. Jhd., gewann jedoch erst im 19.
Jhdt. an Bedeutung nachdem der Hauptwirkstoff der Pflanze chemisch
isoliert wurde. Bald darauf war Kokain Inhaltsstoff zahlreicher
Tinkturen, wurde für die Lokalanästhesie genutzt und als therapeutisches
Mittel eingesetzt, aber auch später an Soldaten im Kriegseinsatz
verabreicht. Zu einer Kokainwelle kam es in den 20er Jahren. Konservative
Kreise bewirkten allerdings als Antwort auf den "moralischen Zerfall"
ein Verbot der Substanz.
Zu einem erneuten Kokain-Boom kommt es seit Ende der 70er Jahre.
Inzwischen ist Kokain zu einem internationalen Wirtschaftsfaktor
geworden, wobei Drogenkartelle in den Anbauländern einen immensen
Einfluß erlangten. In abgewandelter Form überschwemmte Kokain als
Crack in den 80er Jahren die Ghettos der USA. Die Substanz bildet
dann auch den Vorwand für den "Krieg gegen die Drogen", der jedoch
die eigentlichen Ursachen der Problematik unangetastet läßt. In
den 90er Jahren fand die einstige "Schickeria-Droge" auch in Westeuropa
eine massenhafte Verbreitung.
Form/Dosierung:
Kokain wird durch chemische Verfahren aus den Blättern des Kokastrauchs
gewonnen. Das hierzulande übliche Straßenkokain ist zumeist stark
mit Mitteln wie Milchzucker gestreckt. Das weiße, kristalline Pulver
wird üblicherweise gesnieft, seltener geraucht oder injiziert. Beim
Sniefen einer "Line" beträgt die übliche Dosis 25 bis 50 mg. Die
Länge des Rausches beträgt dabei zwischen 30 und 60 Minuten. Kokain
ist im Blut ca. 1 Tag, im Urin 2 bis 4 Tage und im Haar noch nach
Monaten nachweisbar.
Crtack/Freebase
Crack wird durch das Aufkochen von Kokain mit einem besonderen Backpulver
hergestellt. Die dadurch entstehenden "Rocks" werden geraucht. Freebase
entsteht durch das Erhitzen von Kokain mit Ammoniak und wird ebenfalls
inhaliert. Die Wirkungen sind deutlich intensiver, aber auch mit
ca. 5 bis 10 Minuten wesentlich kürzer als beim "reinen" Kokainkonsum.
Die gesundheitlichen Folgeerscheinungen sind verheerend. So werden
u. a. Lunge und Hirn schwer angegriffen Das Risiko einer psychischen
Abhängigkeit ist besonders hoch.
Der Ego-Tripp
Körperlich betrachtet betäubt Kokain die Nerven und macht sie gegenüber
Reizen unempfindlich. Das Schmerzempfinden wird herabgesetzt, der
Körper scheint endlose Energiereserven zu besitzen, Hunger und Durst
werden kaum noch bemerkt.
Bei mildem Gebrauch löst Kokain anfangs einen angenehmen Zustand
der Euphorie aus, vorhandene Müdigkeit verschwindet und die Gedanken
scheinen sich zu klären. Kreativität und Konzentrationsfähigkeit
steigen. Kaum merklich stülpt sich eine emotionale Schutzkappe über
die Gebraucher-Innen, die vor Problemen und Angriffen von Außen
abschirmt. Es entsteht der Eindruck über den Dingen zu stehen, alles
beherrschen und lösen zu können. Man fühlt sich lockerer und cooler,
Hemmungen fallen ab.
Die emotionalen Erscheinungen bei einem gesteigerten Kokaingebrauch
machen Kokain zu einer reinen Ego-Droge. Charakteristisch ist ein
äußerst extrovertiertes Verhalten. Vielfach geht der Konsum mit
der Neigung zum unablässigen Reden und einem erhöhtem Bewegungsdrang
einher. Zudem sind ein selbstdarstellerisches Auftreten, verstärkte
Reizbarkeit und ein Verlust des Einfühlungsvermögens häufig die
Folge. Oftmals kommt es zu einem gesteigerten Macho-Gebaren und
einer erhöhten Gewaltbereitschaft. Massiv hohe Dosen und regelmäßiger
Konsum führen oftmals zu psychischen Ausnahmesituationen, die sich
in Halluzinationen, Panikzuständen und Paranoia äußern.
Das Runterkommen ist von Erschöpfung und Lustlosigkeit, sowie teilweise
auch von Depression und Aggressivität geprägt. Das Bedürfnis nach
einem neuen Kick ist dann besonders groß und kann einen zwanghaften
Suchtcharakter erlangen.
Nebenwirkungen
Mögliche vorübergehende körperliche Nebenwirkungen sind: Kribbeln
am ganzen Körper, beim Sniefen ein taubes Gefühl an der Nase und
im Rachen, Schwitzen, trockener Mund, Erhöhung des Blutdrucks und
der Pulsfrequenz, Steigerung des Stoffwechsels und der Darmtätigkeit.
Ein chronischer Gebrauch führt zu Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen.
Leber, Nieren Herz und Lunge werden geschädigt. Durch das Sniefen
wird langfristig die Nasenschleimhaut zerstört. Zudem steigt das
Risiko eines Herzinfakts.
Der Kokain-Konsum erzeugt keine körperliche Abhängigkeit. Die Gefahr
einer psychischen Abhängigkeit ist allerdings vergleichsweise hoch.
Starker Konsum kann paranoide Psychosen auslösen.
Wechselwirkungen
Mischkonsum mit Ecstasy oder LSD, aber auch mit Alkohol ist kaum
kontrollierbar. Die emotionalen wie auch die physischen Wirkungen
heben sich zum Teil auf, teilweise werden sie aber auch verstärkt
und belasten den Körper zusätzlich.
Sex
Kokain hat eine sexuell anregende Wirkung. Da blockierende Gedanken
in den Hintergrund treten, ist es leichter, sich auf eigene sexuelle
Bedürfnisse und deren Ausleben zu konzentrieren. Meist fehlt jedoch
gleichzeitig die Fähigkeit sich auf den anderen Menschen einzulassen.
Vergeßt jedoch auch in den "coolsten" Stunden nicht ein Kondom zu
benutzen. Regelmäßiger und hochdosierter Kokainkonsum kann zu Orgasmus-Problemen
und Impotenz führen.
Safer-Use
Wenn Du Drogen nimmst, dann konsumiere sie nicht, sondern nehme
sie bewußt. Informiere dich über die Qualität des Stoffs. Gebrauche
Kokain nicht in hohen Dosierungen und kurzen Intervallen. Achte
auf deine FreundInnen und reflektiert eure Erfahrungen.
Krise
Bei psychischen Problemen die Person an einen ruhigen Ort bringen
und ruhig auf sie eingehen. In schlimmen Fällen sofort den ärztlichen
Notdienst anrufen: 112. Informiert ihn darüber, was genommen wurde,
er ist an die Schweigepflicht gebunden.
Recht
Herstellung, Verkauf, Erwerb und Besitz von Kokain sind unter Strafe
gestellt. Auf Grund des hohen Suchtpotentials ist eine Legalisierung
auch unter fortschrittlichen Fachleuten umstritten. Zum Teil werden
Modelle einer eingeschränkten Legalisierung diskutiert.
Hinweise
Alle Angaben nach besten Gewissen aber ohne Gewähr. Der Gebrauch
von Drogen ist mit Risiken besetzt und kann zu gesundheitlichen
Schäden führen. Ein regelmäßiger und hochfrequenter Konsum sollte
vermieden werden. Erwerb und Besitz fallen unter das BtMG.
Quellen/Literatur
Hartmann: Kokain; Krauthausen: Koka; Rätsch: Psychoaktive Pflanzen;
Schroers: Kokain; Springer: Kokain; Stevenson: Jekyll und Hyde;
u.a.
Text: San Fichtner & Wolfgang
Sterneck (1999).
Kontakt:
moksha@sterneck.net
www.moksha-research.org
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