Wolfgang Sterneck
JUST SAY KNOW ! - REALITY-ZAPPING AUF DROGE
Manchmal gleichen Partys Spielplätzen von Erwachsenen, die
in neue Erfahrungswelten hineintauchen. Psychoaktive Substanzen
werden dabei unter anderem genutzt, um in bestimmte Gefühlszustände
zu gelangen, sich selbst und anderen näher zu kommen oder außergewöhnliche
Realitäten kennen zu lernen. Dabei sind diese Erfahrungswelten
keineswegs nur künstliche Zustände wie so oft unterstellt
wird. Vielmehr wird oftmals mit Hilfe psychoaktiver Substanzen etwas
freigelegt, was die entsprechende Person bereits im Innern in sich
trägt.
Bei einem wesentlichen Teil der User entspricht der Umgang mit Drogen
allerdings einer Mentalität, die mit dem Benutzen eines Fernsehgerätes
vergleichbar ist. Man will Spaß haben und wenn das Programm
zu langweilig oder zu anstrengend ist, dann zappt man einfach per
Knopfdruck ins nächste und weiter ins übernächste.
Entsprechend wirft man etwas ein oder betrinkt sich, wenn einem
die Situation in der man sich gerade befindet oder der Gefühlszustand
nicht zusagt,. Wie durch einen Druck auf die Knöpfe der Fernbedienung
wird so angestrebt in eine andere Realität einzutauchen. -
Hauptsache breit, drauf oder auf eine andere Weise irgendwie abgeschossen.
In der Regel werden dabei kaum die Risiken berücksichtigt und
weder die eigenen Bedürfnisse noch die äußeren Verhältnisse
hinterfragt. Und so ist diese Konsummentalität auch Ausdruck
einer inneren Leere und einer Flucht. Sie ist aber auch Ausdruck
einer Manipulation durch Medien und Gesellschaft, bei der es nicht
in der Regel vorrangig um Konsum und Konformität geht.
Im Grunde entspricht dieses Verhalten dem, was man oftmals schon
im frühen Alter erlernt. Bereits Kindern wird Ritalin verschrieben,
wenn sie zu aufgedreht sind. Die Mama wirft etwas ein, wenn es ihr
nicht gut geht. Papa braucht zuerst einmal sein Bier, bevor er in
Stimmung kommt. Und im Fernsehen läuft die Ballermann-Show
als öffentliches Besäufnis und gleichzeitig als ein Symbol
der Konsumgesellschaft bzw. eines entsprechenden Umgangs mit legalen
wie auch mit illegalisierten Drogen.
Voraussetzung für einen verantwortungsvollen Umgang mit psychoaktiven
Substanzen ist dagegen ein rationales Verständnis von Drogen,
das sich von Verboten und Dämonisierungen genauso löst
wie von Verharmlosungen und Konsummentalitäten. Notwendig ist
der Zugang zu umfassenden sachlichen Informationen und darauf aufbauend
die Entwicklung einer Drogenmündigkeit. Diese schließt
eine bewusste Auseinandersetzung mit den Substanzen genauso ein,
wie die Berücksichtigung der umgebenden Verhältnisse und
die Reflektion der eigenen Persönlichkeit.
Die Politik der Verbote und der Abschreckung setzt bis heute auf
den Slogan „Just say no.“ Als Antwort darauf entstand
ein ebenso kurzer, aber tief greifender Appell, der auf die Stärke
von Mündigkeit und Selbstbestimmung setzt - und in diesem Sinne
weit über den Drogenbereich hinausreicht: „Just say know!“.
www.sterneck.net
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