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 Wolfgang Sterneck
 
 PSYTOPIA*
 Party, Vision und Veränderung
 
 Intro-Vortrag auf dem Goa Gil - Open-Air-Festival,
 Kiessee Kiekebusch bei Berlin, 13.06.2015.
 www.goagil-party.de 
              - www.facebook.com/events/1480477132227907
 
 Psytopia* - Party, Vision und Veränderung - (Text-Version)
 1) Getanzte Utopien
 2) Das Festival
 3) Geöffnete und verschlossene Räume
 4) Psychonautische Reisen
 5) Die Vorbereitung
 6) Die Erfahrung
 7) Die Nachbereitung
 8) Das Durchschreiten des Spiegels
 9) Kali-Sounds
 10) Traditionen und Visionen
 11) Freiräume und psychedelischer Kapitalismus
 12) Getanzte Utopien im Loop
 
 - Dank den Soundviechern 
              -
 
 
 01 - Getanzte Utopien
 
 Rhythmus und Veränderung,
 Vision und Gestaltung -
 Getanzte, konkrete, fließende Utopien ...
 
 Es geht um das Fließen.
 Es geht um das Aufbrechen.
 Es geht um das Verändern.
 Es geht um die Gestaltung.
 Im Inneren - tief in unserem Inneren.
 Und in der Welt im Außen, die uns umgibt.
 
 Rhythmus und Veränderung -
 Öffne Deine Bewusstsein,
 berühre den Sound,
 tauche ein in den Flow.
 Es ist ein Kuss der anderen Art.
 
 Für was tanzt Du?
 Was ist Dein Traum, Dein Ideal, Deine Vision?
 Warum lebst Du sie nicht?
 Was hält Dich davon ab?
 Wer kontrolliert Dein Leben?
 
 Last uns tanzend ein Utopia gestalten,
 das keine Vision mehr ist,
 sondern gelebte Realität um uns herum.
 
 Und gleichzeitig ein getanztes Utopia,
 das hier auf diesem Psy-Festival
 in der Reise nach Innen
 zu einem psychonautischen Utopia wird,
 zu einem Psytopia.
 
 Ein Psytopia im Hier und Jetzt.
 
 Die Sterne sind erreichbar,
 wenn wir es wirklich wollen ...
 
 
 02 - Das Festival
 
 Das Goa-Gil-Open-Air ist ein
 gemeinschaftliches Festival.
 Weit darüber hinaus gehend
 kann es für jeden und jede von uns
 auf eine ganz persönliche Weise
 zu einer Reise, zu einem Trip, zu einem Ritual werden.
 
 Es geht um die Entfaltung im Tanz.
 Es geht um innere Reisen,
 die im Idealfall auch die äußere Wirklichkeit verändern.
 
 Es geht um ein
 bewusstes und verantwortungsvolles Verhältnis
 zu sich selbst, zur Gemeinschaft,
 und nicht zuletzt auch gegenüber der Natur, die uns umgibt.
 
 Wer die Idee hinter diesem Festival versteht,
 der geht sorgsam mit diesem Platz um,
 der hinterlässt keinen Müll.
 
 Es gibt Festivals,
 auf denen nach einiger Zeit
 die Dancefloors wie Müllkippen aussehen,
 
 Und es gibt Festival
 auf denen man Barfuss laufen kann,
 weil kein Müll auf dem Boden liegt,
 keine Scherbe, keine Zigarettenstummel ...
 
 Ich hoffe, dass uns letzteres hier gelingt.
 Und das liegt an jedem und jeder von uns.
 Es liegt an Dir und Dir und an mir ...
 
 Die Veränderung beginnt im kleinen.
 Die Veränderung beginnt - nicht nur hier -
 bei uns selbst.
 
 
 03 - Geöffnete und verschlossene Räume
 
 Vergleichbar mit AstronautInnen,
 die sich in den Welten des Alls bewegen,
 tauchen PsychonautInnen
 in innere Welten ein.
 
 Es gibt dabei bekanntlich viele Techniken.
 Einige sind mit dem Gebrauch
 psychoaktiver bzw. psychedelischer Substanzen
 wie beispielsweise LSD, MDMA oder Ayahuasca verbunden,
 die meisten verzichten jedoch darauf völlig.
 
 Psychedelische Substanzen
 können die Türen zu inneren Räume eröffnen.
 Es sollte jedoch immer auch klar sein,
 dass psychoaktive Substanzen diese Türen
 auch völlig verschließen können.
 
 Eine negative oder eine positive
 psychedelische Erfahrung ist nichts zufälliges.
 Sie kann viele Gründe haben.
 
 Selbstverständlich spielt die Substanz selbst
 bzw. ihre Dosierung und Reinheit eine besondere Rolle.
 Es greift jedoch viel zu kurz, wenn man sagt,
 ich war schlecht darauf und die Substanz war daran schuld.
 
 Wenn jemand auf LSD oder anderen Psychedelika
 bedrückende Bilder und verstörende Wahrnehmungen hat
 oder positive Erfahrungen macht,
 dann hängt dies zum Teil
 mit den umgebenden Bedingungen zusammen,
 sowie vor allem mit dem,
 was die entsprechende Person in ihrer Psyche mit sich trägt.
 
 Hier auf diesem Festival erhältst Du Infomaterialien
 zu verschiedenen Substanzen
 am gemeinsamen Stand von Alice-Project, Fixpunkt und Eclipse.
 Zudem wird eine psychedelische Ambulanz angeboten.
 Dort findest Du immer Unterstützung,
 wenn es Dir während des Festivals nicht gut gehen sollte.
 
 
 04 - Psychonautische Reisen
 
 Viele Risiken und Problematiken eines Trips
 lassen sich reduzieren,
 wenn man bewusst auf den Kontext und den Ablauf achtet.
 
 Wer nur konsumiert,
 wer nur einfach einwirft,
 wer glaubt, dass es nur um
 veränderte Optics und verpeilten Spaß geht,
 der oder die erhöht generell die Risiken.
 
 Wesentlich ist die Entwicklung von Drogenmündigkeit.
 Dazu gehören Infos über Substanz,
 genauso wie die Auseinandersetzung mit sich selbst
 und die Beschäftigung mit dem
 sozialen und kulturellen Kontext, der einen umgibt:
 Der Raum, die Szene, die Kultur, das System.
 
 Hilfreich kann eine dreiteilige Ablaufstruktur sein:
 Im Vorfeld eine Vorbereitung und Einstimmung,
 dann die zentrale Erfahrung selbst
 und im Anschluss die Nachbereitung und Einordnung.
 
 Es ist im Grunde eine sehr einfache Struktur,
 die eine große Wirkung entfalten kann.
 Auch in vielen anderen Bereichen des Lebens.
 
 Man kann sie für sich alleine umsetzen
 oder auch gemeinschaftlich.
 Wenn man sich im Kreis einer Gruppe vorbereitet,
 eröffnen sich oft zusätzliche Aspekte.
 
 
 05 - Die Vorbereitung
 
 Zentral sind in der Vorbereitungsphase Fragen wie:
 
 Wohin will ich?
 Was will ich erfahren, erleben, erkennen?
 Und was will ich wirklich - auf der Ebene dahinter?
 
 Welche Substanz will ich nutzen?
 Passt diese wirklich zu mir oder
 sollte ich nicht besser ohne Substanz
 einen anderen Weg
 für meine psychonautische Reise wählen?
 
 Welchen rechtlichen Status hat die Substanz?
 Mache ich mich im Rahmen der bestehenden Gesetze strafbar?
 
 Welchen Einfluss hat die Substanz auf mich?
 Nutze ich die Substanz
 oder lasse ich mich von der Substanz kontrollieren?
 
 Wie wirkt sie? Worauf muss ich achten?
 Welche Risiken bestehen?
 Welche Safer-Use-Aspekte sollte ich berücksichtigen?
 
 
 06 - Die Erfahrung
 
 Während der Erfahrung bzw.
 während der psychonautischen Reise,
 sollte gegebenenfalls für das Aufkommende
 ein angemessener, sicherer innerer und äußerer Raum
 gegeben sein.
 
 Es besteht immer ein weites Spektrum
 der möglicher Erfahrungen.
 Es besteht jedoch kein Automatismus.
 
 Jede Form eines Drucks in Bezug auf das,
 was passiert, sollte vermieden werden.
 Auch zeitlich sollte der Raum nicht eng eingegrenzt ein.
 
 Insbesondere bei intensiven
 psychonautischen Erfahrungen ist es wesentlich,
 dass eine erfahrene, klare Person vor Ort ist,
 die bei Problemen unterstützen kann.
 
 
 07 - Die Nachbereitung
 
 In der Nachbereitung sollte man sich Fragen öffnen wie:
 
 Was ist passiert?
 Was habe ich erlebt?
 Warum?
 
 Was haben die anderen erlebt?
 Wie haben sie mich wahrgenommen?
 Was haben wir als Gruppe erfahren?
 
 Was sagen mir beziehungsweise uns die Erfahrungen?
 Was ziehe ich daraus für mein alltägliches Leben?
 
 
 08 - Das Durchschreiten des Spiegels
 
 Manchmal ist die Verarbeitung
 einer psychonautischen Erfahrung,
 also das Sprechen darüber,
 das Verstehen, das Einordnen,
 das daraus Lernen und das Übertragen in den Alltag
 genauso wichtig wie die Erfahrung selbst.
 
 Im zweiten Teil der Geschichte von 'Alice im Wunderland'
 durchschreitet Alice einen Spiegel,
 um in eine andere Welt zu gelangen,
 die sie im Grunde immer in sich trägt.
 
 Man blickt in den Spiegel,
 betrachtet das äußere Ich.
 Um dann symbolhaft das Spiegelbild
 zu durchschreiten,
 um in das innere Ich zu gelangen.
 
 ’Die Antworten liegen in mir’
 sagt Alice als sie lächelnd durch den Spiegel tritt ...
 
 
 09 - Kali-Sounds
 
 Goa Gil wird uns mit seinem Set
 in einen zum Teil dunklen
 und oftmals völlig vertrippten Raum führen.
 
 Sein Sound ist nicht sonnendurchflutet und trancig,
 sondern entspricht einer
 symbolischen, musikalischen Entsprechung
 der apokalyptischen Welt in der wir leben.
 
 Auf einer symbolischen, energetischen Ebene
 sind es Kali-Sounds.
 
 Kali ist im Hinduismus die Göttin der Zerstörung,
 des Kampfes und des Todes,
 aber auch der Transformation,
 der Erneuerung und des Neubeginns …
 
 Heute Nacht geht es darum loszulassen,
 die inneren Blockaden zu überwinden,
 um in den Fluss, um in den Flow,
 um in das innere und äußere Psytopia zu gelangen.
 
 Manchmal hilft ein Impuls von außen,
 um in diesen fließenden Zustand zu kommen.
 Ein Impuls kann eine Idee, ein Gespräch
 oder eine Berührung sein.
 Genauso wie ein Text, ein Musik-Stück
 oder ein DJ-Set -
 all dies kann ein Impuls sein ...
 
 Impulse sind in vielen Situationen wichtig.
 Aber wir brauchen keine Gurus, keine Idole,
 keine Stars, keine Führer, keine Götter,
 die uns den Weg weisen
 und doch nur in Sackgassen führen.
 
 "Do it Yourself and Do it Together" -
 Finde Deinen Weg,
 um gemeinsam mit Anderen
 eine gemeinschaftliche Welt zu gestalten.
 
 
 10 - Traditionen und Visionen
 
 Das, was wir auf manchen
 Electro-, Techno-, Trance- oder Psy-Festivals erleben,
 das was wir in den nächsten Stunden
 hoffentlich erfahren werden,
 ist keineswegs nur eine Erscheinung der Gegenwart.
 
 Die Verbindung von
 Tanz und Trance,
 von Rausch und Bewusstseinserweiterung,
 von Gemeinschaft und Solidarität,
 von Vision und Gestaltung,
 von Rhythmus und Veränderung
 besteht seit Jahrhunderten und Jahrtausenden.
 
 Teilweise wurden und werden diese Elemente offen gelebt.
 Teilweise jedoch nur im kulturellen Untergrund,
 weil sie von den herrschenden Kräften verfolgt wurden
 und teilweise noch immer unterdrückt werden.
 
 Diese lange geschichtliche Traditionslinie
 schließt schamanische Trance-Rituale ein,
 genauso wie den Dionysos-Kult und
 die Rituale der Hexen.
 
 Diese Traditionslinie schließt indigene Stammestreffen ein,
 also die ursprünglichen Gatherings of the Tribes,
 genauso wie die heutigen Stammestreffen,
 die Gatherings of the Cybertribes.
 
 Wir alle gehören zu Party-Crews, zu Projekten,
 zu Freundeskreisen, zu Gemeinschafen, ...
 
 Wir gehören Cybertribes an,
 die das Wissen und Techniken alter Kulturen,
 wie beispielsweise das trancehafte Tanzen
 zu monotonen Rhythmen,
 mit den technischen Mitteln der Moderne umsetzen.
 
 Und so entspricht dieses Festival einem Treffen
 von modernen Stämmen,
 einem Gathering of the Cybertribes.
 
 
 11 - Freiräume und psychedelischer Kapitalismus
 
 Ein Festival wie dieses hier
 kann im Idealfall zu einem Freiraum werden,
 in dem es möglich ist neue Wirklichkeiten
 zu erfahren und selbst zu gestalten.
 Diese Festival kann zu einer Insel werden.
 
 Uns sollte jedoch klar sein,
 das jede Insel von einem Meer umgeben ist,
 das diese Insel beeinflusst.
 
 Jede Party und jedes Festival ist ein Teil
 der Gesellschaft, die sie umgibt.
 
 Und das beste Festival, das beste DJ-Set und
 der beste Party-Erfahrung
 sind nicht mehr als ein Ego-Trip,
 wenn man nur auf das Feiern schaut
 und dabei ignoriert, dass der Planet Erde
 vor einen ökologischen Kollaps steht,
 der von Menschen verursacht ist.
 
 Und das beste Festival, das beste DJ-Set und
 die beste Party-Erfahrung
 sind nicht mehr als ein Ego-Trip,
 wenn man ignoriert,
 dass wir in einem System leben,
 das in Bezug auf Kontrolle und Kommerz
 immer totalitärer wird.
 
 Wir brauchen keinen Kapitalismus,
 der in bunten psychedelischen Farben geschminkt ist.
 Wir brauchen keinen psychedelischen Kapitalismus.
 
 Es geht vielmehr um die Überwindung des
 Ego-, Profit und Konkurrenzsystems
 im Außen und im Inneren.
 
 Es ist längst Zeit
 nicht nur auf den Dancefloors zu tanzen,
 sondern auch überall in den Straßen,
 in den Klassenzimmern,
 in den Büroräumen,
 in den Supermärkten,
 in den Parlamenten und
 in den Zentralen der Konzerne.
 
 Und Tanzen steht dabei für Veränderung,
 für konsequente Veränderung,
 die an den Wurzeln ansetzt.
 
 Tanzen als gelebte Vision
 einer gemeinschaftlichen Welt.
 
 
 12 - Getanzte Utopien im Loop
 
 Rhythmus und Veränderung,
 Vision und Gestaltung -
 Getanzte, konkrete, fließende Utopien ...
 
 Es geht um das Fließen.
 Es geht um das Aufbrechen.
 Es geht um das Verändern.
 Es geht um die Gestaltung.
 Im Inneren - tief in unserem Inneren.
 Und in der Welt im Außen, die uns umgibt.
 
 Rhythmus und Veränderung -
 Öffne Deine Bewusstsein,
 berühre den Sound,
 tauche ein in den Flow.
 Es ist ein Kuss der anderen Art.
 
 Für was tanzt Du?
 Was ist Dein Traum, Dein Ideal, Deine Vision?
 Warum lebst Du sie nicht?
 Was hält Dich davon ab?
 Wer kontrolliert Dein Leben?
 
 Last uns tanzend ein Utopia gestalten,
 das keine Vision mehr ist,
 sondern gelebte Realität um uns herum.
 
 Und gleichzeitig ein getanztes Utopia,
 das hier auf diesem Psy-Festival
 in der Reise nach Innen
 zu einem psychonautischen Utopia wird,
 zu einem Psytopia.
 
 Ein Psytopia im Hier und Jetzt.
 
 Die Sterne sind erreichbar,
 wenn wir es wirklich wollen.
 
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