Wolfgang Sterneck
PARTY UND POLITIK - PARTY-POLITICS
Wenn sich eine Gruppe von Leuten trifft, um gemeinschaftlich feiernd
aus den Fesseln des Alltags mit seinem Konkurrenz- und Profitwahn
auszusteigen, dann kann für einige Stunden ein Freiraum entstehen.
Ein Freiraum in dem zumindest der Ansatz eines anderen Lebens möglich
ist.
Dabei muss nicht unbedingt ein Transparent mit einer politischen
Forderung an der Wand hängen. Politisch ist der Umgang der
Leute miteinander: Ist er eher gemeinschaftlich oder sind alle auf
einem Ego-Trip? Politisch ist es auch, wenn alle ehrfürchtig
zum DJ hinauf blicken und ihn gedankenlos bejubeln, was immer er
auch macht. Und zu den Party-Politics gehört auch die Frage,
ob nur Männer auf der Bühne stehen oder sich Frauen als
KünstlerInnen wie als Gast gleichberechtigt einbringen können.
Ebenso gehören die Eintrittspreise und auch die Getränkepreise
zu den Party-Politics. Wie teuer ist ein Glas Wasser, kostet es
drei Euro wie in manchem Club - oder wird es zum Selbstkostenpreis,
für eine Spende oder umsonst angeboten? Auch das Verhältnis
zur Natur bei einem Open-Air ist politisch. Wird der Platz vernünftig
genutzt oder bleiben Müllberge zurück?
Politisch ist ebenso, wie auf einer Party mit Drogen umgegangen
wird. Werden psychokative Substanzen bewusst genutzt oder geht es
nur darum sich abzuschießen. Auch die Frage wie die VeranstalterInnen
mit der Drogenthematik umgehen gehört zu Party-Politics. Setzen
sie auf Repression oder laden sie Projekte wie beispielsweise Eve
& Rave, Eclipse oder Alice ein, die Drogenmündigkeit insbesondere
über sachliche Infos fördern und bei Bedarf auch Leuten
mit Problem helfen.
Politisch sind selbstverständlich Partys, die urbane Straßen
und Plätze zurückerobern. Politisch sind Partys, mit denen
sich bewusst den Vorgaben von Kontrolle, Kommerz und Konsum widersetzt
wird. Und politisch sind insbesondere Partys, die zu einem wirklichen
Freiraum werden...
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