Wolfgang Sterneck
MUTIERT
Die Frage nach dem Glück. - Vielleicht die zentrale überhaupt.
- Du hast sie weitergereicht. - Mutiert. - Die Stopuhr tickt. -
Der Moderator liest die Frage noch einmal vor. - Vorbei. Die Zeit
ist abgelaufen. Die nötige Punktzahl nicht erreicht. - Mutiert.
- Ein Endlosband. Die Stoptaste drücken. - Sie nicht finden.
- In deinen Träumen. - In deinen Träumen, die immer wiederkehren.
- Sie suchen. Sie nicht finden. - Mutiert. - Nein, es hilft nicht
sich die Ohren zuzuhalten. Die Augen zu schließen. - Mutiert.
- Warten. Warten auf. - Suchen. Suchen nach. - Träumen. Träumen
von. - Mutiert. -
Bitte aussteigen. Der Zug endet hier. - Darf ich trotzdem um einen
Tanz bitten. - Folgen sie mir. - Die Tür fällt zu. So
laut. - Mutiert. - Das Licht blendet. Und doch ist es zu dunkel
um die Bilder zu erkennen. - Mutiert. - Bilder. - Bilder an der
Wand. - Wenn du die Augen schließt. Vielleicht kannst du sie
erst dann erkennen. - Mutiert. -
Sich treiben lassen. Und gleichzeitig die Richtung bestimmen. -
Aus sich heraus gehen. Und gleichzeitig ins Innerste fallen lassen.
- Sich umschließen lassen. Und gleichzeitig von allem lösen.
- Mutiert. -
Singen unter der Fahne. - Sie endlich herunterreißen. - Kein
Vaterland. Kein Land der Väter. - Väter. Die Fragen. Ihre
Antworten. - Wenn sie Antworten geben. - Dahinter. - Und einmal
mehr. Hinter der so selbstsicheren Fassade. - Das Gesicht auf dem
Foto. Urlaubsbilder. - Die Fahne. - Brennend. - Mutierte Fragen.
- Wieviel Substanz liegt in einem Wort? - Wieviel Blau braucht eine
Reise? - Wieviel Jahre hat ein Tag? - Mutiert. -
Anne träumt. - Menschen die an Möbel gefesselt sind. Und
auf Flößen treiben. - Sie überlegt, was sie tun
soll. Doch vor einer Entscheidung wacht sie auf. - Mutiert. - Wieviel
Substanz liegt in einem Wort? Wenn es auf Morgen wartet. - Mutiert.
- Wieviel Blau braucht eine Reise? Das Nachtblau das so schimmert.
- Mutiert. - Wieviel Jahre hat ein Tag? Die Sprache, die du sprichst.
- Mutiert. -
Siehst du all ihre Augen. Sie blicken dich an. - Mutiert. - Dunkle
Augen. Sie erzählen Geschichten. - Siehst du dich darin? -
Mutiert. - Während eines Gespräches. Fällt es dir
schwer in die Augen zu schauen? - Oder weichst du aus? - Vor was
hast du Angst? - Kennt die Frage die Antwort. - Mutiert. - Wo liegen
die Ziele? - Du hast die Antwort nur gelesen. - Der Weg ist
das Ziel. Es ist nicht deine. - Deine Sehnsüchte? - Deine
Ketten? - Mutiert. -
Den Text auswählen. Die passende Schrift finden. - Deine Antworten
formatieren. - Ohne Serifen. - Mutiert. -
Wer bist Du eigentlich? fragt er mich tatsächlich.
Und meint eigentlich sich selbst. - Mutiert. - Die Frage des Ichs.
- Das zweite Ich, das zum ersten geworden ist. - Mutiert. - Wieviele
Ichs hat ein Mensch? - Stärkung. Identifikation mit. - Fußball-Fans
in der S-Bahn. Wir haben verloren sagen sie. - Mutiert.
- Du kannst mir vertrauen. - Vertrauen, wenn du vertrauen kannst.
- Mutiert. -
Eine Scheibe. Durchsichtiges Glas. Erst erkennbar als jemand hindurch
springt. - Mutiert. - Die Scherben. - Die Gedanken. - Die Bilder.
- Mutiert. -
(1999).
www.sterneck.net
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