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Wolfgang Sterneck:
DAS UTOPIA DER LUST
- Drogen und Sexualität -
- Der innere Fluss
- Von Dionysos zu den Doors
- Der Sex des Alkohols
- Das Gras der Venus
- Die Liebe auf Ecstasy
- Der Psychedelische Orgasmus
- Die weißen Linien der Begierde
- Die Erotik der Spritze
- Die Realität Utopias
Der innere Fluss
Es sind die Erfahrungen des inneren Fließens, die immer wieder
als besonders herausragende Momente des Lebens beschrieben werden.
Die Wege in derartige Zustände sind vielfältig. Sie können
erfahren werden, wenn zwei Menschen eine besondere Nähe erfahren
oder in einem erotischen Rausch miteinander verschmelzen. Für
andere ist es der trancehafte Tanz, eine bestimmte körperliche
Extremerfahrung oder der zielbewusste Gebrauch psychoaktiver Substanzen.
Manche dieser Wege eröffnen ihr eigentliches Potenzial erst
im gemeinschaftlichen rituellen Kontext. In anderen Situationen
bedarf es keiner besonderen Technik, vielmehr entwickeln sich die
Erfahrungen aus der psychischen Struktur der entsprechenden Person
heraus.
Gelingt es einen dieser Wege zu beschreiten, so eröffnet sich
losgelöst von äußeren repressiven Strukturen und
inneren emotionalen Blockaden dabei jeweils in der subjektiven Erfahrung
die konkrete Möglichkeit eines anderen Lebens. Bezeichnungen
wie der aus der Bewusstseinsforschung stammende Begriff der "Ozeanischen
Selbstentgrenzung" können ebenso wie "Samadhi"
als mystische Beschreibung oder das Verständnis von "Freiheit"
in einem psychologischen oder auch soziokulturellen Zusammenhang
nur Annäherungen an diese Wahrnehmungsebenen sein. Die Sehnsucht
nach dem Eintauchen in derartige transzendente Zustände gleicht
der Suche nach einem inneren Utopia. Ein Utopia, welches im Alltag
meist unerreichbar erscheint, sofern überhaupt ein Bewusstsein
über dessen Existenz besteht, und dann in bestimmten Momenten
doch zur konkret erlebbaren Realität werden kann.
Verschiedene Studien sprechen inzwischen von einem menschlichen
Grundbedürfnis nach Rausch, Ekstase und Transzendenz als Überschreitungen
der im Alltag vorgegebenen Grenzen.(1) Gerade in christlich und
muslimisch geprägten Kulturkreisen wurde dieses Bedürfnis
jedoch bis in die Gegenwart vielfach unterdrückt, sodass es
in der allgemeinen Wahrnehmung zumeist weitgehend verdrängt
ist. Offensichtlich ist allerdings auch das teilweise hohe Gefahrenpotenzial
von Erfahrungen, die sich dem herkömmlichen Weltbild und damit
auch den erlernten Mustern der Bewältigung entziehen. Entscheidende
Faktoren bilden der persönliche und der soziale Kontext wie
auch die individuellen Fähigkeiten der Reflexion und der Integration
des Erlebten in den Alltag. Die Sehnsucht nach der konkreten Entfaltung
des inneren Utopias hat dabei neben der individuellen immer auch
eine gesellschaftliche Dimension. Es geht letztlich um eine Überwindung
von Oberflächlichkeit und Entfremdung unter dem Diktat der
Konsum- und Konkurrenzprinzipien. Diesen steht unterschwellig das
Ideal einer Gesellschaft gegenüber, die eine selbstbestimmte
Entfaltung im Rahmen gemeinschaftlicher Strukturen ermöglicht.
In kaum einem anderen Bereich wird die innere, natürliche Sehnsucht
nach Transzendenz deutlicher als in der gelebten Sinnlichkeit der
Erotik. Im Idealfall ist es gerade hier möglich, im Moment
aufzugehen und sich selbst wie auch einen anderen Menschen in einer
ansonsten kaum möglichen Nähe und Tiefe zu spüren.
Eine erfüllte Sexualität ermöglicht die Überwindung
der ansonsten in fast allen Bereich vorherrschenden zwischenmenschlichen
Distanz. Es geht nicht länger darum sich durchzusetzen oder
egozentrisch auf den eigenen Vorteil zu achten, sondern um das gemeinsame
Erlebnis der Lust. Ausgehend vom Prinzip der Freiwilligkeit kann
der Sex dabei unterschiedlichste Ausprägungen haben, der klassische
Geschlechtsakt steht neben der tabulosen Überschreitung herkömmlicher
Grenzen, das zärtliche Element neben dem sinnlichen Schmerz
als Aspekt der Luststeigerung. Längst gehört das Verständnis
von Sexualität als reines zweckgebundenes Mittel der Fortpflanzung
in weiten Bereichen der Gesellschaft der Vergangenheit an. Wenn
jedoch eine Entfaltung nicht möglich ist, so kommt es zwangsläufig
zu Blockaden. Wie eine organische Zelle, die sich nach innen zusammenzieht
und verkümmert, wenn sie nicht pulsieren kann, so verkrampfen
sich wechselwirkend auch Psyche und Körper. Zahlreiche psychosomatische
Erkrankungen bis hin zum Krebs lassen sich in weiten Bereichen im
Verhältnis von Blockade und Fluss verstehen.
Autoritäre Gesellschaftssysteme basieren auf der Unterdrückung
einer freien persönlichen Entfaltung als ein zentrales Mittel
der Kontrolle. Das Ziel liegt in der Erziehung von Menschen, die
ihre eigentlichen Bedürfnisse bereitwillig unterordnen. Die
moderne Konsumgesellschaft geht noch einen Schritt weiter indem
sie Menschen heranzieht, die ihre Sehnsüchte nicht selbst erfüllen,
sondern in den Scheinwelten eines gigantischen Warenangebotes befriedigen.
Die Versuche die Bedürfnisse und das Bewusstsein der Menschen
zu beeinflussen beziehungsweise der sinnbildliche Kampf um deren
Träume ist allgegenwärtig. Er wird auf der gesellschaftlichen
Ebene genauso geführt wie im Innern jeder und jedes Einzelnen.
Mit der Liberalisierung der Sexualität in der westlichen Welt
kam es nicht nur in wesentlichen Bereichen zu einer Befreiung derselben,
sondern auch zu einer völligen Vermarktung sexueller Bedürfnisse.
Im Rahmen ständiger unterschwelliger oder offen dargestellter
erotisierter Bezüge in den Medien der Werbewelt wird immer
mehr die eigentliche Erfahrung der Sexualität durch Bilder
und Images ersetzt, während gleichzeitig auch die PartnerInnen
oftmals nicht mehr erlebt, sondern konsumiert werden. Hinter dem
Schein der Verkaufsklischees verbergen sich jedoch Sehnsüchte
nach Nähe und Tiefe. Die ihnen zu Grunde liegenden eigentlichen
Träume eines anderen Lebens sind jedoch zumeist längst
verdrängt oder bereitwillig vergessen. Der vorgegebene Lebensweg
lässt kaum Raum sich ihnen anzunähern, wobei all diejenigen,
die es versuchen, einem ständigen Druck auf unterschiedlichsten
Ebenen ausgesetzt sind.
Psychoaktive Substanzen werden seit Jahrtausenden genutzt, um aus
den Erfahrungswelten des Alltags auszubrechen. Menschen unterschiedlichster
Epochen und Kulturen dienten Drogen zur Erlangung entspannender
oder anregender Gefühlszustände, sowie oftmals in Verbindung
mit Ritualen zur Veränderung des Bewusstseins. In einem angemessenen
Rahmen eingesetzt ermöglichen sie bis heute die Erfahrung anderer
Ebenen der Wirklichkeit, wie auch die Entfaltung eines neuen Gemeinschaftsgefühls.
Sie können zur Heilung von Krankheiten dienen, zur Freisetzung
verschütteter Fähigkeiten oder zur Entwicklung eigenständiger
künstlerischer Ausdrucksformen. In zahlreichen Fällen
werden die entsprechenden Substanzen jedoch unreflektiert und äußerst
risikovoll gebraucht oder im Sinne einer Flucht genutzt. Die Gründe
hierfür sind vielfältig, wobei mangelnde Informationen,
individuelle Defizite und auch eine oberflächliche Konsumhaltung
wesentliche Aspekte bilden. Zu den strukturellen Ursachen gehören
gesellschaftspolitische Faktoren, wie soziale Missstände, aber
auch die Erfahrung zwischenmenschlicher Entfremdung als Folge eines
Systems, welches Leistung und Profit über den einzelnen Menschen
stellt.
Die vorherrschende Drogenpolitik basiert im Wesentlichen auf der
Forderung nach Abstinenz gegenüber den gesetzlich als illegal
definierten Substanzen. Gleichzeitig werden dabei diejenigen Personen
kriminalisiert, die sich dieser Vorgabe verweigern. Offensichtlich
ist jedoch, dass diese Politik weder den Konsum von Drogen noch
die Zunahme der Zahl der Abhängigen einschränken konnte.
Besonders deutlich wird die Widersprüchlichkeit der gegenwärtigen
Politik am Beispiel der Drogen Alkohol und Nikotin, die trotz ihrer
gesundheitlichen Auswirkungen und ihres Suchtpotenzials legal sind.
Voraussetzung für einen bewussten und verantwortungsvollen
Umgang mit psychoaktiven Substanzen ist der Zugang zu umfassenden
Informationen über deren Zusammensetzung und Wirkung. Eine
Drogenpolitik, die an den realen Bedingungen, den eigentlichen Bedürfnissen
und nicht zuletzt an der Mündigkeit der Menschen ausgerichtet
ist, muss darüber hinaus die legale Möglichkeit einer
selbstbestimmten Entscheidung über den Gebrauch von Drogen
beinhalten.
Die Verbindung der Sexualität mit dem Gebrauch psychoaktiver
Drogen entspricht potenziell der Verbindung von zwei außergewöhnlichen
Bewusstseinszuständen. Das Spektrum der möglichen Erfahrungsbereiche
ist dabei äußerst vielfältig. Es reicht von Gefühlen
der Blockierungen über Intensivierungen der sinnlichen Wahrnehmung
bis hin zur völligen Ekstase, von drogenbedingter Impotenz
oder der Freilegung völlig egozentrischer Verhaltensmuster
bis zur Erfahrung einer neuen Zärtlichkeit und dem viel beschworenen
kosmischen Orgasmus. Es kann zu einer Verschmelzung mit dem Partner
oder der Partnerin kommen, möglicherweise sind jedoch auch
beide in ihren eigenen Welten gefangen, ohne einen direkten Bezug
zu finden. Fernab von einem Automatismus, der allein durch die Einnahme
einer Substanz sofort eine bestimmte emotionale oder körperliche
Wirkung erzielt, nehmen zahlreiche innere und äußere
Aspekte eine wesentliche Rolle für den besonderen Charakter
der Erfahrung ein. Neben dem Wirkungsspektrum der ausgewählten
Droge und ihrer spezifische Dosierung sind es die umgebenden Bedingungen
und insbesondere eine Reihe subjektiver Faktoren, wie das Grundgefühl
und die Erwartungen der Beteiligten.
Bei den meisten gängigen psychoaktiven Substanzen werden moderate
Mengen als anregend beschrieben, während hohe Dosierungen zumeist
eine erotische Situation schnell in ihr Gegenteil verkehren. Schon
eine leichte Überschreitung einer im spezifischen Fall anregenden
Dosis kann die Empfindungen völlig verändern. So wirken
alkoholische Getränke auflockernd und enthemmend, die Grenze
zu einem mit Erektionsproblemen verbunden Rauschzustand oder gar
zu einem übergriffigen Verhalten wird jedoch oftmals schnell
überschritten. Cannabis kann in bestimmten Dosierungen in einer
erotischen Situation sehr entspannend und anregend wirken, eine
Überdosierung führt jedoch oftmals zu einer passiven Haltung
oder schlichtweg zur Ermüdung. Einige Psychedelika haben das
Potenzial eine völlig veränderte Ebene der Sinnlichkeit
zu eröffnen, sie können aber auch die PartnerInnen in
unterschiedlichen Erfahrungswelten gefangen nehmen oder Gefühle
der Verunsicherung und tiefer Angst freisetzen. Charakteristisch
für alle Substanzen ist in Folge des Gebrauchs oftmals die
Vernachlässigung schützender Safer-Sex-Aspekte.
Ein Merkmal der modernen Leistungsgesellschaft ist die profitträchtige
Entwicklung von Substanzen durch die Pharmaindustrie, deren Einnahme
die individuelle Anpassungsfähigkeit an die sozialen und ökonomischen
Bedingungen steigern soll. Ritalin, Prozac und Valium sind nur drei
der bekanntesten von unzähligen Medikamenten, deren Inhaltsstoffe
und Wirkungsmechanismen sich teilweise nur unwesentlich über
die Definition von verwandten illegalisierten Drogen unterscheiden.
So bedeutsam und hilfreich die angesprochenen Substanzen für
den Einzelnen berechtigterweise auch sein mögen, sie dienen
letztlich der Stabilisierung der bestehenden gesellschaftlichen
Verhältnisse. In ihrer Wechselwirkung können diese Substanzen
unter anderem zum inneren Ausgleich und zur Behebung psychischer
Symptome führen, während sie im gesellschaftlichen Kontext
zur Verhinderung eines Ausfalls oder eines Ausbruchs aus den sozialen
Rahmenbedingungen beitragen. Darauf aufbauend erhalten oder steigern
sie die Verwertbarkeit des Einzelnen. Unhinterfragt bleiben dabei
zwangsläufig die komplexen gesellschaftlichen Ursachen für
die zunehmende Zahl psychosomatischer Erscheinungen, die gerade
im Zuge der neoliberalen Globalisierung zu beobachten sind.
Im Kontext der Sexualität entspricht Viagra diesen Entwicklungen.
Das durch den Pharmakonzern Pfizer mit gigantischen Gewinnen vermarktete
Medikament erzielt hinsichtlich der angestrebten Behebung von Erektionsstörungen
enorme Erfolge. Charakteristisch ist dabei, dass ein rein medikamentöser
Ansatz im Vordergrund steht, der auf eine rein körperliche
Behebung der Problematik abzielt. Psychische Zusammenhänge
oder gar das grundsätzliche Verständnis von Sexualität
bleiben in der Regel ausgeklammert. Ganz im Sinne der Leistungsgesellschaft
geht es im intimsten persönlichen Bereich wie im Arbeitsleben
um das Funktionieren.
Die Psychopharmaka der Gegenwart bilden dabei nur eine Etappe auf
einem Weg, der eine immer perfektere Beeinflussung auf individueller
Ebene ermöglicht. Längst zeichnet sich ab, dass die gegenwärtigen
technologischen Entwicklungen neue, in ihrer Dimension bisher nur
ansatzweise erkennbare Möglichkeiten eröffnen. Das Bild
eines zukünftigen Menschen, der subjektiv glücklich ist,
problemlos im sozialen Sinne funktioniert und im Arbeitsleben beständige
Leistung bringt, ist längst nicht nur ein Bild pessimistischer
Anti-Utopien, sondern eine reale Zielvorgabe für die Laboratorien
der Pharma- und Gentechnologie.
Von Dionysos zu den Doors
Ausgehend von den menschlichen Grundbedürfnissen nach Sexualität,
Ekstase und Transzendenz lässt sich über Epochen hinweg
eine historische Bezugslinie erkennen, die vom Dionysos-Kult über
die Rituale der Hexen bis zu einigen Tendenzen innerhalb der psychedelischen
Bewegungen der Gegenwart reicht. Verbindendes Element sind Feste
und Rituale, zu deren wesentlichen Merkmalen im Rahmen der entsprechenden
kulturellen Ausprägungen der trancehafte Tanz, die erotische
Sinnlichkeit und der Übergang in andere Ebenen des Bewusstseins
mit Hilfe psychoaktiver Substanzen gehörten. Zum Ausdruck kommt
dabei keine direkte organisatorische Tradition, sondern beständig
die konkrete Entfaltung einer inneren Sehnsucht. Die einzelnen Tendenzen
entwickelten immer dann eine besondere Kraft, wenn sie nicht nur
zu einem zeitweilig individualisierten Ausstieg genutzt, sondern
die Erfahrungen gemeinsam in die ansonsten oftmals als entfremdet
erfahrene gesellschaftliche Realität integriert wurden.
In der griechischen Antike galt Dionysos als der Gott der Vegetation
und des Theaters sowie nicht zuletzt als Gott orgiastischer Festlichkeiten.
Die zu seinen Ehren gefeierten Mysterien entsprachen einem Durchbrechen
der Grenzen des Alltags wie auch der Grenzen der eigenen Erfahrungswelt.
Die "Ek-stase" fand hier im ursprünglichen Sinne
des Wortes als Heraustreten aus der eigenen Person eine Entsprechung.
Wenn heute bei zahlreichen Festen Dionysos als Symbolfigur für
rauschhafte Besäufnisse dient, so wird dabei zumeist ignoriert,
dass dem Wein der Antike mit Fliegenpilzen und Nachtschattengewächsen
psychoaktiv wirkende Substanzen beigemengt wurden. Zudem lag das
ursprüngliche Ziel des Rausches nicht in einer dumpfen Abkehr
von der Welt, sondern gerade in der tiefen Erfahrung derselben.
Auch in Rom fand Dionysos unter dem Namen Bacchus zahlreiche AnhängerInnen,
die in ihren Festen nach neuen Wegen der Erfüllung und der
Gemeinschaft suchten. Der römische Senat sah darin eine zunehmende
Infragestellung der bestehenden Ordnung und ließ den Bacchus-Kult
um 200 vor Christi verbieten. Trotz der blutigen Verfolgung seiner
AnhängerInnen bestand der Kult im Untergrund jedoch noch lange
weiter. In seinen Aufzeichnungen verurteilte der römische Geschichtsschreiber
Livius die Bacchanalien als ausschweifende Feste: "Seitdem
die Mysterien gemeinschaftlich sind und die Ungebundenheit der Nacht
dazukam, ist keine Schandtat dort unterblieben. Männer weissagen
unter ekstatischen Hin- und Herwerfen ihres Körpers, als wenn
sie von Sinnen wären. Verheiratete Frauen laufen mit aufgelöstem
Haar und brennenden Fackeln umher. Es gibt mehr Unzucht von den
Männern untereinander als mit den Frauen. Nichts für unerlaubt
zu halten, das ist das höchste Gebot unter ihnen."(2)
Auch bei den Festen der Hexen ging es im Mittelalter wie in der
frühen Neuzeit darum, die Begrenzungen einer restriktiven Welt
zu verlassen. Bis heute ranken sich unzählige Mythen um die
trancehaften Tänze zu monotonen Rhythmen um ein der Nacht aufleuchtendes
Feuer. Die so genannten Hexensalben, die speziell für Rituale
angefertigt wurden, beinhalteten Überlieferungen zufolge Nachtschattenpflanzen
wie Bilsenkraut, Stechapfel und Tollkirsche sowie Cannabis und in
einigen Fällen vermutlich auch Opium. Die Salben haben das
Potenzial intensive Wahrnehmungsveränderungen auszulösen,
wobei die Übergänge zwischen beglückenden Visionen
und verstörenden Erfahrungen bis zu psychotischen Zuständen
und lebensgefährlichen Vergiftungen fließend sind. Teilweise
kommt es zu Visionen, die von starken erotischen Gefühlen geprägt
sind, wodurch sich die ausschweifenden Beschreibungen von orgiastischen
Feiern in der Walpurgisnacht erklären.
Zu den wenigen erhaltenen authentischen Dokumenten über die
Kultur der Hexen gehören die Beschreibungen der florentinischen
Hexe Aradia, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden.
Dabei bildet in den Anrufungen der Hexengöttin Diana die radikale
Negation bestehender Verhältnisse und die rituelle Erfahrung
einer anderen Welt eine Einheit: "Und die Seelen der Unterdrücker
sollst du fesseln mit deiner Macht. Und du sollst all jene vergiften,
die sich große Herren über alles dünken. Ja, in
ihren Palästen sollst du sie sterben lassen … Zu deinen
Ehren will ich dieses Fest abhalten, will feiern und den Kelch bis
zum letzten Tropfen leeren. Wir wollen tanzen und wilde Sprünge
machen. Und dann, wenn der Tanz am Höhepunkt, dann sollen all
die Lampen erlöschen und in freier Liebe wollen wir uns ergehen!"(3)
Im Zuge der Inquisition und der Hexenverfolgung fielen Millionen
Menschen dem patriarchalischen Machtanspruch der christlichen Kirchen
zum Opfer. Das in Europa verbreitete Wissen über Praktiken
und Rituale der Ekstase wurde größtenteils verdrängt.
Zeitweise war sogar der Tanz als angeblicher Ausdruck dämonischer
Kräfte verboten, während der Gebrauch psychoaktiver Substanzen
ohnehin in vielen Bereichen zunehmend verfolgt und die Sexualität
völlig tabuisiert wurde. Abgesehen von einzelnen Ansätzen
im Verborgenen lässt sich in Europa erst seit der zweiten Hälfte
des letzten Jahrhunderts eine erneute Annäherung an ekstatische
Zustände erkennen. Eine herausragende Rolle nahm dabei die
Hippie-Kultur als Teil der Protestbewegungen der späten sechziger
Jahre ein, die ein betont offenes Verhältnis zur Sexualität
praktizierte. Daneben kam es über den Gebrauch psychedelischer
Substanzen zu einer Auseinandersetzung mit anderen Ebenen des Bewusstseins,
wobei die Musik als eine die Bewegung umschließende Ausdrucksform
diente.
Neben vielen anderen war es insbesondere Jim Morrison, der als Texter
und Sänger der Rockband The Doors das inzwischen längst
zum Klischee verkommene Leitbild des "Sex and Drugs and Rock’n’Roll"
verkörperte. Dabei verfing er sich nicht in den Illusionen
der Flower-Power-Romantik, sondern fasste auch die dunklen Seiten
der menschlichen Existenz poetisch in Worte. Morrison selbst durchlebte
die Höhen ekstatischer Erfahrungen wie auch den Absturz in
psychedelische Wahnvorstellungen und die Egozentrik der Alkoholabhängigkeit.
Gemäß seinem Selbstverständnis standen die Auftritte
der Doors in der Tradition schamanischer und dionysischer Feste.
"Das Ziel ist es, die Langeweile zu überwinden, die Augen
zu reinigen und einem kleinen Kind gleichend wieder in den Fluss
des Lebens einzutauchen. Das wichtigste Bestreben besteht darin,
zur Erkenntnis zurück zu finden. Es geht darum, alle Sinne
des Organismus anzusprechen und dadurch all die traditionellen Künste
zu ohrfeigen, welche die Wahrnehmung auf einige schmale Eingänge
reduziert haben."(4)
Der Sex des Alkohols
Ursprünge alkoholischer Getränke lassen sich in zahlreichen
Kulturen finden. So waren der Wein in der griechischen Antike und
das Bier bei den germanischen Stämmen weit verbreitet. Der
Gebrauch war jeweils in den Alltag, aber auch in besondere Feste
und in mystische Rituale eingebettet, wobei den Getränken zum
Teil psychoaktive Pflanzen beigemengt wurden. In Europa nahm im
Zuge der Industrialisierung der Alkoholkonsum stark zu. Damit verbunden
war ein rapider Anstieg der negativen gesundheitlichen wie sozialen
Begleiterscheinungen. Gegenwärtig ist der Alkohol die in der
westlichen Welt am weitesten verbreitete Droge. Der alltägliche
Konsum zum Genuss, zur Auflockerung oder zur Berauschung gilt nahezu
als Selbstverständlichkeit. Er stellt einen bedeutsamen wirtschaftlichen
Faktor dar und trägt mit seinen Steuereinnahmen beträchtlich
zum Staatshaushalt bei. Seine gesellschaftliche und wirtschaftliche
Verankerung zeigt sich bei Eröffnung von Bierfesten durch führende
PolitikerInnen genauso wie beim Sponsoring von Sportveranstaltungen
durch Alkoholkonzerne. Gleichzeitig ist der Alkohol für viele
Menschen ein Mittel der Ablenkung, das potenziell suchterzeugend
wirkt. Allein in Deutschland haben rund 4 Millionen Menschen Alkoholprobleme.
Mit etwa 40.000 Personen sterben jährlich mehr Menschen an
den Folgen ihres Alkoholkonsums als an den Folgeerscheinungen aller
illegalen Drogen zusammen. Zudem steht ein hoher Prozentsatz krimineller
Handlungen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum.
Ein maßvoller Alkoholgebrauch kann zur Entspannung und Geselligkeit
beitragen. Das Körpergefühl wird fließender und
angenehm wärmer, zudem kommt es zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls.
"Wenn ich etwas getrunken habe, bin ich gleich gut drauf. Dann
bin einfach lockerer und witzig. Oft kann ich mich dann endlos unterhalten
und genieße die Beachtung, während ich sonst eher etwas
schüchtern bin."(4) Der bei weiterem Alkoholkonsum einsetzende
Rausch ist von einer labilen, teilweise schwankenden Stimmungslage
gekennzeichnet. Sie kann von Glücksgefühlen über
Depressionen bis zu aggressiven Ausbrüchen reichen. Leichte
zeitweise Lähmungsprozesse im Gehirn bewirken daneben ein starkes
Nachlassen der Konzentrations- und Sprachfähigkeit. Zudem werden
die Reaktionsgeschwindigkeit und das Schmerzempfinden herabgesetzt.
Später verschwimmt die Wahrnehmung, alles scheint zu schwanken,
es kann zu Blackouts beziehungsweise späteren Gedächtnislücken
kommen. Im Vollrausch setzt zunehmend ein körperliches Unwohlsein
ein, das zum Erbrechen oder sogar zur Bewusstlosigkeit führen
kann. Langfristig bewirkt ein hoch frequenter und übermäßiger
Alkoholgenuss schwere körperliche Schädigungen, während
das Wirkungsspektrum eines moderaten Gebrauchs auf den Körper
gleichermaßen gesundheitsfördernde wie auch beeinträchtigende
Elemente einschließt.
Die Veränderung der subjektiven Empfindungen durch Alkohol
kann auch nachhaltige Auswirkungen auf die Kontaktfreudigkeit und
auf das sexuelle Erleben haben. Ein geradezu klassisches Beispiel
ist die verkrampfte Betriebsfeier, die durch einige Gläser
Sekt aufgelockert wird. Im Zuge eines gruppendynamischen Prozesses
werden Probleme überdeckt, während mit steigendem Alkoholkonsum
zunehmende Heiterkeit einsetzt, die Gespräche ungezwungener
werden und Hemmungen abfallen. In vielen Fällen steigt auch
das Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakten, was
sich oftmals in ansonsten eher unüblichen Umarmungen ausdrückt.
Die wachsende Offenheit erhöht dann in vielen Fällen auch
die Bereitschaft sich auf eine sexuelle Ebene einzulassen.
Bei gezieltem Gebrauch kann Alkohol kann über das veränderte
Körpergefühl und die Enthemmung sehr anregend wirken.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Drogen ist es keineswegs verpönt,
sich seiner Schüchternheit mit Hilfe einiger Getränke
zu entledigen. "Und dann tranken wir zusammen etwas Whisky.
Bald fühlte ich mich noch gelöster, war offen für
alles, was kommen möge. Er hat mich dann in mein Zelt begleitet.
Es passt gerade ein Schlafsack rein, was die Kontakte fördert.
Und der Whisky verhilft einem dazu, dass man sich in seiner Haut
wohl fühlt. Seine Hände sind zart, lang und erfahren.
Auch sein Mund, der behutsam meinen erforscht. Und die kleine Spießbürgerin,
die ich um ein Haar geworden wäre, gibt sich diesem Spiel hin
und findet es hinreißend."(6)
Die gesellschaftliche Akzeptanz spiegelt sich nicht zuletzt in der
Werbung für alkoholische Getränke wider, wobei vielfach
mit erotischen Bezügen gearbeitet wird. So vermitteln zahlreiche
Kampagnen, dass bestimmte Biersorten Kontakte erleichtern. Auf anderen
Werbeflächen nippten legere Männer oder laszive Frauen
sinnlich an einem Drink, während stilisierte Werbespots ausgelassene
Parties an sonnigen Stränden zeigen. "Taking it easy with
Bacardi. Just another lucky day. Summer sun, it’s time to
play. Loving makes you feel so good. Bacardi sets the move. Bacardi
feeling, never been so easy."(7)
Die Grenzen zwischen einer anregenden und einer blockierenden Wirkung
in einem sexuellen Kontext sind jedoch äußerst fließend.
Schon die Einnahme von ein oder zwei zusätzlichen Gläsern
eines alkoholischen Getränks kann eine Situation völlig
wandeln. So verändert sich bei einem überhöhten Konsum
das Erleben des Orgasmus, der weniger intensiv wahrgenommen wird,
sofern er überhaupt noch möglich ist. Bei Frauen kommt
es zu einer verminderten Scheidenbefeuchtung, während Männer
Schwierigkeiten mit der Aufrechterhaltung ihrer Erektion haben,
selbst wenn große Lust verspürt wird. Vielfach verliert
sich die Einfühlsamkeit und die gemeinsame Sinnlichkeit innerhalb
eines leichten Rauschzustandes geht in die Fixierung auf die eigene
Befriedigung über. Schwer alkoholabhängige Männer
leiden oftmals unter einem Verlust sexueller Bedürfnisse, wie
auch körperlich unter Impotenz. Süchtige Frauen erleben
kaum noch Gefühle der Lust, zudem kommt es teilweise zu einem
Ausbleiben der Menstruation. Daneben treten im Zuge der Alkoholabhängigkeit
zwangsläufig auch Beziehungsprobleme auf, die sich wiederum
auf die Sexualität auswirken können.
Gerade in ländlichen Gegenden spielt Alkohol eine wesentliche
Rolle bei ersten sexuellen Kontakten von Jugendlichen. Alkohol dient
auch hier vor allem zum Abbau von Unsicherheiten und Hemmungen.
Er wird aber teilweise von Männern ebenso gezielt eingesetzt,
um Vorbehalte zu brechen und Frauen gefügiger zu machen. Die
Enthemmung durch einen starken Alkoholkonsum mündet dabei vielfach
in eine egozentrische Rücksichtslosigkeit, während die
Frauen sozialisationsbedingt eine eher ertragende Haltung einnehmen.
"Wir haben dann irgendwo gehalten und zwei Six-Packs Bier gekauft.
Das dunkle Bier schmeckte sehr stark, doch Kirk sagte nur, dass
ich einen weiteren Schluck nehmen solle, es sei alles eine Gewöhnungssache.
Abseits der Straße haben wir dann beim Fluss geparkt und ich
wurde von Kirks Armen umschlossen, so friedlich, und wir küssten
uns wie sie sich auf der Kinoleinwand küssten. Und nicht viel
später versuchte ich seine Hände zurückzuziehen,
die schon in meinen Kleid waren und er öffnete seine Hose wie
all die anderen Typen es taten. Und mir war etwas schlecht, und
ich sagte, ich weiß nicht, lassen wie es lieber sein, aber
er hörte mir schon nicht mehr zu, sondern drückte sich
an mich, und seine Hände waren auf mir, und wir brauchten nicht
einmal mehr nach hinten auf die Rückbank zu gehen."(8)
Zahlreiche Studien belegen das enge Verhältnis von Alkoholkonsum
und risikoreichem Sexualverhalten hinsichtlich der Verhütung
und der Übertragung von Krankheiten, das generell für
alle Drogen gilt. Umstritten sind jedoch verschiedene US-amerikanischen
Studien, die bei Frauen einen Zusammenhang zwischen einem ausgeprägten
Alkoholkonsum und der Häufigkeit wechselnder Sexualpartner
sehen. Neokonservative Positionen vermitteln dabei unterschwellig
ein Weltbild, welches Lust und Rausch tabuisiert, während es
die eigentlichen psychosozialen Zusammenhänge ignoriert.(9)
Die Wechselbeziehungen zwischen sozialer Verelendung und Alkohol
beschrieb unermüdlich Charles Bukowski. Voller Realismus begegnen
sich in seinen Kurzgeschichten die Verlierer des "American
Dream", wobei aber niemals ein Bestreben thematisiert wird,
das diesen Zustand hinterfragen oder gar in einem Maße verändern
könnte, das über die Hoffnung eines Gewinns bei einer
Pferdewette hinausreicht. Zumeist geht es vielmehr um die Banalitäten
eines Alltags, dessen vorrangige Bezugspunkte "Saufen"
und "Ficken" sind. Vorstellungen einer romantischen oder
ekstatischen Liebesnacht haben dabei längst ihre ursprüngliche
Bedeutung verloren. "Ich zahlte ihr einen Drink und dann noch
einen und dann gingen wir hinter der Bar die Treppe rauf. Es gab
mehrere große Räume da oben. Ich war scharf wie nur was.
Sie hängte mir die Zunge rein und wir fummelten auf dem ganzen
Weg bis nach oben. Ich genehmigte mir den ersten, im Stehen, kaum
dass wir durch die Tür waren. Sie schob einfach ihren Slip
auf die Seite, und ich steckte mein Ding bei ihr rein. Dann gingen
wir ins Schlafzimmer. Auf einem Wandregal standen einige Flaschen
Wein. Wir tranken und palaverten einige Zeit. Einfach so ein bisschen
lockerer Small Talk. Dann knipste sie das Licht aus und wir schoben
noch eine Nummer."(10)
Der Verkauf des eigenen Körpers ist insbesondere für Frauen
oftmals ein letzter Weg zur Finanzierung ihrer Drogenabhängigkeit.
Die entsprechenden Substanzen sind dann längst nicht mehr Mittel,
um sich bestimmter Hemmschwellen zu entledigen und einer genussvollen
Sexualität zu öffnen. Vielmehr dient Sexualität nun
dazu, an den "Stoff zu kommen" und die Sucht vorübergehend
zu befriedigen. Dies kann für professionell betriebene Prostitution
gelten wie für ein abhängiges Beziehungsverhältnis,
in dem Sex gegen materielle Absicherung eingetauscht, oder für
eine kurze Begegnung, in der sexueller Kontakt sofort mit Alkohol
aufgewogen wird. "Inzwischen tauchte Lisa auf. Sie war so etwas
wie das Groupie dieser Bande. Sie trieb es mit jedem, wenn nur ein
Bier für sie dabei heraussprang. Niemand fragte sie, ob sie
je etwas dabei fühlte, aber wahrscheinlich dachte nicht einmal
sie selbst darüber nach. Sie schmiegte sich an Eppstein und
legte eine Hand auf seine schmutzige Jeans, dort wo er sich eben
noch gekratzt hatte. Er selbst griff ihr von hinten zwischen die
Beine und packte zu."(11)
Zunehmender Alkoholkonsum entkräftet generell Mechanismen,
die das eigene Gefühlsleben ansonsten kontrollieren. Daneben
vermindert sich das Einfühlungsvermögen, während
die Tendenz zur Überschreitung zwischenmenschlicher Grenzen
steigert. Kriminalstatistiken zeigen in diesem Zusammenhang eine
deutliche Verbindung zwischen Alkoholkonsum und Gewaltverbrechen.
Offensichtlich ist zudem auch ein enges Verhältnis zwischen
Alkohol und Vergewaltigungen. Statistiken sprechen davon, dass bis
zu 50 Prozent aller von Männern verübten Sexualverbrechen
unter dem Einfluss von Alkohol begangen werden. Über die Enthemmung
hinaus wird die Frau zum reinen Objekt der Befriedigung männlicher
Bedürfnisse. Demütigung und Machtgefühl verbinden
sich mit einer durch den Alkohol freigesetzten, triebgesteuerten
Gier, wobei selbstverständlich die Verantwortung für entsprechende
Taten nicht bei der Droge, sondern immer bei der handelnden Person
liegt.
In Hubert Selbys legendären Roman "Letzte Ausfahrt Brooklyn"
wird die Prostituierte Tralala letztlich nicht mehr als eigenständige
Persönlichkeit, sondern nur noch als ein zu benutzendes Objekt
wahrgenommen. In einer sozialen Atmosphäre, die von Gewalt
und Verelendung geprägt ist, verliert sie sich auf der verzweifelten
und doch völlig unbewussten Suche nach Liebe und Anerkennung
in oberflächlichen Kontakten und im Alkohol. Der Rausch hilft
Tralala ihre Lebensrealität zu ertragen, er dient ihr als Flucht
und Schutz vor schmerzenden Emotionen, während er gleichzeitig
ein wesentliches Element ihres inneren Verfalls ist. Am Ende wird
sie zum Opfer einer Massenvergewaltigung, die sie in einem völlig
alkoholisierten Zustand als solche kaum mehr wahrnimmt. "Und
die 10 oder 15 Betrunkenen schleppten Tralala zu einem Autowrack
auf dem unbebauten Grundstück und rissen ihr die Kleider vom
Leibe und stießen sie hinein und ein paar prügelten sich
um den Vortritt und allmählich bildete sich eine Art Schlange
und alle brüllten und lachten und einer schrie den am Ende
Stehenden zu sie sollten Bier holen und sie gingen und kamen mit
Bierdosen zurück die in der Schlange weitergereicht wurden
und Tralala trank Bier während sie geknallt wurde und Blut
tröpfelte ihr übers Kinn und einer wischte ihr mit einem
biergetränkten Taschentuch über die Stirn und man gab
ihr eine neue Dose Bier und sie trank und brüllte und lachte
und trank und trank und bald war sie gänzlich hinüber
und sie schlugen sie ein paar Mal ins Gesicht doch es gelang ihnen
nicht sie wieder zu sich zu bringen und so fuhren sie fort sie zu
vögeln doch bald waren sie das leblose Stück leid und
die Schlange löste sich auf und sie gingen zurück."(12)
Eine zerstörende Wirkung hat Alkohol bis in die Gegenwart in
vielen indigenen Kulturen, wenn es nicht gelingt angemessene Gebrauchsformen
zu entwickeln. Vielmehr dient er in Anbetracht von Ausbeutung, Armut
und kultureller Entwurzelung aufgrund seiner berauschenden und betäubenden
Wirkung vielfach als Flucht. So beschreiben die Nordamerikanischen
Schriftstellerinnen Jeanette Armstrong und Mary Crow Dog eindringlich
die entsprechende Bedeutung des Alkohols in den indianischen Communities
der Gegenwart. In Alan Duffs "Once were Warriors" steht
der Alkohol synonym für den Verfall der Maori-Kultur in Neuseeland,
der sich im aggressiven Ausleben innerer Leere genauso widerspiegelt
wie in der sexuellen Entfremdung. "Und die Partys tobten, sie
tobten überall. Und die Leute dachten, das muss das Leben sein,
weil es das Leben ist, weißt du? Und trotzdem stimmte irgendetwas
nicht. Und gleichzeitig schrieen manche Frauen oder nahmen ihre
Schläge in Schweigen hin. Oder den Sex ohne Gefühle. Und
sie hassten ihn dafür … Aber wen kümmert das alles
schon wirklich? Trink aus und sei fröhlich. Und wenn du dich
prügeln willst, na, dann tu’s, Mann. Ich mach vielleicht
sogar mit."(13)
Das Gras der Venus
Seit über 8.000 Jahren wird Cannabis in verschiedenen Kulturen
genutzt. Es dient bis in die Gegenwart als Heilmittel für verschiedene
Krankheiten beziehungsweise zur Schmerzlinderung, wird als Rohstoff
für Textilien oder Papier genutzt sowie nicht zuletzt als Genuss-
und Rauschmittel gebraucht. Eine besondere religiöse Bedeutung
nimmt Cannabis im Hinduismus und innerhalb der Rastafari-Bewegung
ein. Zu einem internationalen Verbot kam es 1925 nachdem der Gebrauch
in der westlichen Welt stark zugenommen hatte. Bis heute sehen die
VertreterInnen einer restriktiven Position den Gebrauch als Synonym
für einen Verfall gesellschaftlicher Werte, wobei vorgebliche
negative gesundheitliche und soziale Folgeerscheinungen betont werden.
Dem gegenüber steht die Legalize-Bewegung, die darauf verweist,
dass beispielsweise in Deutschland rund vier Millionen Menschen
regelmäßig Cannabis gebrauchen, ohne unter problematischen
Begleiterscheinungen zu leiden.
Aus den getrockneten Blättern und Blüten der Cannabis-Pflanze
wird das Marihuana ("Gras") gewonnen, während aus
dem Harz der weiblichen Pflanze das Haschisch hergestellt wird.
Beide Zubereitungen enthalten in unterschiedlicher Konzentration
als psychoaktiv wirksame Substanz das Tetrahydrocannabinol (THC).
Die Cannabisprodukte werden zumeist mit Tabak als Joint oder in
Pfeifen geraucht, zum Teil auch gegessen oder als Teemischung getrunken.
Die wesentlichen psychischen Erscheinungen liegen in einer entspannenden
und beruhigenden Wirkung in Verbindung mit leichter Euphorie und
oftmals Heiterkeit. Zumeist werden die Sinneseindrücke verstärkt,
zudem verändern sich die Wahrnehmungen von Farben und Klängen
wie auch das Zeitempfinden. "Ich liebe es einfach mit Freunden
abzuhängen und zu kiffen. Wir sind dann immer relaxed und witzig
drauf. Alltägliche Sachen sind plötzlich völlig abgefahren
und wir denken irgendwie um die Ecke. Nur wenn ich zuviel geraucht
habe, dann hänge ich mit einem breiten Grinsen nur noch ab
und bin zu nichts mehr in der Lage."(14) Unterschätzt
werden oftmals die möglichen psychedelischen Wirkungen, welche
die Wahrnehmung verändern und im ungünstigen Fall auch
Ängste oder gar psychotische Zustände mit auslösen
können. Problematisch ist zudem insbesondere ein hoch frequenter
Cannabiskonsum während der Pubertät, der sich einschränkend
auf die Lern- und Erinnerungsfähigkeiten auswirkt.
Im Wechselspiel von Grundgefühl, Umgebung und Dosierung kann
die Steigerung der sinnlichen Empfindungen durch Cannabis auch zu
einer Intensivierung sexueller Empfindungen führen. Zumindest
unterschwellig tritt ein verändertes Körpergefühl
auf, das es ermöglicht, Berührungen feinfühliger
wahrzunehmen und sich auf die eigene Lust einzulassen. Hinzu kommt
vielfach eine die Fantasie anregende Wirkung und ein verändertes
Zeitgefühl, welches in der subjektiven Wahrnehmung insbesondere
Momente des Genusses verlängern kann. "Wenn wir etwas
zusammen rauchten und intim wurden, dann war es so, als ob unsere
Grenzen dahin schmelzen würden. Anfangs machte es uns etwas
Angst, aber dann genossen wir es. Auch wenn mein Orgasmus ein wenig
stärker war, nahm mein Bedürfnis zu kommen eher ab. Ich
wollte noch lange in diesem Gefühl bleiben und einfach seine
Hände und Lippen auf meiner Haut genießen. Wenn ich die
Augen schloss, war es nicht schwarz, sondern ich sah lauter farbenfrohe
Lichter."(15)
Ein wesentlicher Aspekt ist die körperliche und psychische
Lockerung. Cannabis erleichtert dem KonsumentInnen, ablenkende Gedanken
auszublenden und sich auf die Erfahrung des Augenblicks einzulassen.
Ein Grundgefühl kann sich entfalten, welches gleichzeitig von
einem Gefühl der Entspannung wie auch der erhöhten Konzentration
getragen ist. Cannabis ist in diesem Sinne eine öffnende und
anregende Substanz, aber kein Aphrodisiakum im engeren Sinne, das
zu einer direkten Erregung führt. "Wer nur wie eine Schildkröte
auf dem Rücken liegt und einen Erektionsmechanismus erwartet,
könnte enttäuscht werden. Die Liaison von Hanf und Lust
wirkt sich primär nicht ’zwischen den Beinen’ aus,
sondern dort, wo alle sinnlichen und auch die sexuellen Wahrnehmungen
eigentlich stattfinden: in unserem Bewusstsein."(16)
Wie bei allen psychedelisch wirkenden Substanzen kann Cannabis jedoch
nicht nur angenehme Empfindungen intensivieren, sondern auch problematische
Emotionen wie Druckgefühle oder beklemmende Erinnerungen an
frühere sexuelle Erfahrungen verstärken. Zudem spielt
der Aspekt der Kontrolle in einer vom Verstand bestimmten Gesellschaft
eine wesentliche Rolle. Ein Person kann ihre Schwierigkeiten sich
fallen zu lassen mit Hilfe von Cannabis überwinden, unter Umständen
können sich bestehende Blockaden und Ängste aber weiter
verstärken.
Geradezu klassisch ist die immer wieder auftauchende Diskussion
der Frage, ob der Gebrauch von Cannabis im sexuellen Kontext die
entsprechenden Gefühle im Innern in besonderer Weise freisetzt
oder sie von Außen künstlich erzeugt und diese damit
ihrer Authentizität beraubt. In seinem Film "Der Stadtneurotiker"
bringt Woody Allen die Problematik zwischen den beiden Hauptpersonen
ironisch auf den Punkt. Während Annie gerne vor dem Sex einen
Joint raucht, um sich in gelöstere Stimmung zu bringen, verweist
der eher kopflastige Alvy darauf, dass man sich durch Drogen nicht
näher kommt, sondern entfernt. Er könne sich als Komiker
auch nicht darüber freuen, wenn jemand, der high ist, über
seine Witze lacht, da derjenige sowieso ständig lachen würde.
Im Verlauf der Diskussion verliert Annie ihre Lust, woran sich auch
nichts ändert als Alvy mit gutem Willen, aber letztlich völlig
unbeholfen, versucht wieder eine erotische Atmosphäre aufzubauen.
Völlig klischeehaft hängt er dabei ein rotes Tuch über
die Nachttischlampe. Die Frage nach der Künstlichkeit von Situationen
wird dadurch mit einem Augenzwinkern noch einmal auf die Spitze
getrieben.
Insbesondere in Indien und Persien lassen sich zahlreiche historisch
Bezüge hinsichtlich des anregenden Gebrauchs von Cannabis nachweisen.
In der traditionellen ayurvedischen Medizin wie in den Liebeslehren
des Tantrismus wird Cannabis ausdrücklich als Aphrodisiakum
aufgeführt, und auch in den "Geschichten aus tausendundeiner
Nacht" wird von den stimulierenden Wirkungen auf Fantasie und
Sexualität gesprochen. Die heutige Gesetzgebung im Iran, die
zum Teil schon geringe Verstöße gegen die Drogengesetze
mit drakonischen Strafen belegt und sexuelle Kontakt außerhalb
der Ehe kriminalisiert, zeigt drastisch wie sehr der Umgang mit
Drogen und Sexualität immer wieder fundamentalen Wandlungen
unterworfen ist. Der weiterhin stattfindende Gebrauch illegalisierter
Substanzen verdeutlicht zugleich, wie wenig sich die Grundbedürfnisse
nach rauschhaften und ekstatischen Erfahrungen unterdrücken
lassen.
Im Westen prallen beim Thema Cannabis seit Jahrzehnten gegensätzliche
Positionen aufeinander. Gerade in den sechziger Jahren entsprach
die Verbindung von Drogengebrauch und Sexualität der Verknüpfung
von zwei mit zahlreichen Tabus belegten Themen, auf welche große
Teile der bürgerlichen Öffentlichkeit mit Bestürzung
reagierte. Die sensationslüsterne Berichterstattung in den
Massenmedien und auflagenstarke Trivialromane, die auf ihren Covern
spärlich bekleidete junge Hippie-Frauen im Zusammenhang mit
Drogen abbildeten, verdeutlichten eine Doppelmoral, die weite Teile
der Gesellschaft bis heute durchzieht. Einen wichtigen Beitrag zur
Analyse der Alternativkultur leistete eine Forschungsarbeit von
Barbara Lewis, die 1970 unter dem Titel "The Sexual Power of
Marijuana" erschien. Lewis hatte rund 200 Personen hinsichtlich
ihrer Erfahrungen befragt und in der überwiegenden Zahl positive
bis überschwängliche Antworten erhalten. Dabei konzentrierte
sie sich ausdrücklich nicht auf Personen aus den Protestbewegungen,
sondern bezog sich auf ein breites Spektrum von Personen aus der
etablierten Mittelschicht. Auch wenn viele Aussagen und Analysen
aus heutiger Sicht zu undifferenziert erscheinen, so bleibt die
bis in die Gegenwart von vergleichbaren Untersuchungen gestützte
Grundaussage bestehen, dass der Gebrauch von Cannabis das sexuelle
Empfinden nachhaltig bereichern kann.
Innerhalb der Hippie-Kultur fand die enge Verbindung von Drogen
und Sexualität zeitweise auch organisatorisch in der Kerista
Consciousness Church und der Psychedelic Venus Church einen Ausdruck.
Die Zusammenschlüsse traten öffentlich gleichermaßen
für die freie Liebe wie für den Gebrauch psychedelischer
Substanzen ein und veranstalteten für ihre Mitglieder sexuelle
Zusammenkünfte mit spirituell-rituellem Charakter. "Die
Anwesenden stellen sich in einem Kreis auf, halten sich an den Händen
und chanten Om. Danach beginnt eine Zeremonie, bei der alle von
den Genitalien einer Frau und eines Mannes warmen Honig lecken.
Cannabis wird dabei gesegnet und geraucht. Anschließend werden
einige Körperübungen angeleitet, die zu einer weiter erhöhten
Sensibilität führen. Dies geht über in gemeinsames
Tanzen, dann in Ficken, Lecken, Blasen und Unterhaltungen."(17)
Jane Gallion erzählt in ihrem Roman "Stoned" von
einer Frau, die ihren auf Ehe und Haushalt ausgerichteten Lebensentwurf
zunehmend als Gefängnis begreift und daraus ausbricht. Es ist
die Erfahrung des Kiffens und einer damit verbundenen Sexualität,
die das Gerüst der bisherigen Weltsicht zum Einsturz bringt
und verdrängte Sehnsüchte offenbart. Erstmals 1969 erschienen
gilt das Buch heute im angloamerikanischen Raum als ein wichtiger
literarischer Bezugspunkt der frühen Frauenbewegung. "In
der Dunkelheit des Schlafzimmers öffnete Elaine vorsichtig
ihre Augen. Es war früh am Morgen. Irgendwann hatte sie aufgehört
zu zählen, wie viel sie geraucht hatten. Ein Joint nach dem
anderen. Doch sie fühlte sich in Ordnung. Eigentlich ging es
ihr sogar richtig gut! Sie blickte auf die Uhr. Zehn nach sieben.
Zehn nach Sieben? Randy muss los … Sie schreckte auf - und
lehnte sich dann doch wieder zurück."(18)
Rund fünfundzwanzig Jahre später stellen sich der weiblichen
Hauptfigur des postfeministischen Romans "Baise-moi –
Fick mich" von Virgine Despentes vergleichbare Fragen nach
dem eigenen Selbstverständnis nicht mehr. Als Protagonistin
eines Rollenbildes, das zumindest einen Teil der jüngeren Generationen
prägt, befriedigt sie sich selbst, während sie mit Hilfe
eines Joints entspannt und sich dabei von einem Pornofilm anregen
lässt. Fernab von übergeordneten moralisierenden Bewertungen
macht sie aus ihrem momentanen Lebensgefühl heraus das, worauf
sie gerade Lust verspürt und verweigert sich dabei vorgegebenen
Rollenzuweisungen: "Sie zündet den Joint an, bemüht
sich, den Rauch so lange wie möglich zu inhalieren, dreht die
Musikanlage voll auf und stellt den Videorecorder ohne Ton an. Sie
spürt die Distanz zwischen sich und der plötzlich friedlich
gewordenen Welt, nichts bringt sie aus der Ruhe und über alles
könnte sie lachen. Sie lässt sich ganz tief in den Sessel
sinken, zieht die Hose aus und streichelt über den Slip. Sie
betrachtet ihre Hand, die zwischen den Schenkeln gleichmäßig
kreist, beschleunigt die Bewegung und spannt das Becken an. Sie
wendet den Blick wieder zum Bildschirm. Das über das Treppengeländer
gebeugte Mädchen bewegt den Kopf hin und her, hebt den Hintern,
will das Geschlecht des Mannes endlich verschlingen."(19)
Aus einer vergleichbaren Grundhaltung heraus formulierte Jolayne
Marsh ein Flugblatt, das den Drogengebrauch und das sexuelle Selbstverständnis
von jungen Frauen thematisiert. Auch hier geht es nicht mehr defensiv
um eine Auseinandersetzung aus Sicht des Opfers oder um behütende
Warnhinweise hinsichtlich des Gebrauchs von Drogen. Marsh verweist
vielmehr aus einer selbstbewussten Position der Stärke auf
die Möglichkeit, sich eigenständig für einen Weg
zu entscheiden, der den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen
entspricht, ohne dabei den Aspekt der Verantwortung gegenüber
sich selbst und anderen zu vernachlässigen. "Ich gehe
raus in die Welt. Ich will Spaß haben. Ich will meinen Weg
gehen. Ich will leben. - Überall treffe ich dabei Leute. Manche
Orte und manche Leute sind offener für Sex als andere. Und
manchmal passt es. Und ich bin darauf vorbereitet: Ich habe Kondome
und Gleitcreme bei mir - und ich benutze sie! (…) Es ist
in vielen Situationen sehr hilfreich, wenn man nicht völlig
in kalte Wasser geworfen wird, sondern schon eine Ahnung davon hat,
was passieren könnte und wie man darauf reagieren will. Gerade
dann, wenn Drogen und Sex sich vereinen. Nur wenn wir innerlich
stark sind, dann können wir auch selbst entscheiden. Ansonsten
ist die Gefahr zu groß, dass wir zum Spielball der Bedürfnisse
anderer werden oder die Drogen uns benutzen anstatt umgekehrt. Wir
können selbst bestimmen, wie wir mit unseren Grenzen umgehen,
du kannst sie verfestigen, neu setzen, aufbrechen oder auch erweitern.
Du kannst dies aber nur, wenn du dir darüber im Klaren bist.
Es liegt an dir …"(20)
Die Liebe auf Ecstasy
Ecstasy setzt körperlich die stimmungsaufhellende Substanz
Serotonin frei, wodurch es zu einem intensiven Glücksempfinden
und zu einer Öffnung tiefer Gefühlsebenen kommt. Zumeist
wird die Umgebung positiver und sensibler wahrgenommen, anderen
Menschen wird offen entgegengetreten und Probleme erscheinen unbedeutend.
"Dein Herz geht auf und du empfindest zu dir und deiner Umwelt
ein Gefühl tiefer Liebe und Harmonie. Du entdeckst einen geheimen
Gang in einem Raum deines Hauses, der dir bislang verschlossen war
und alles fühlt sich richtig gut an."(21) Teilweise wandeln
sich durch den Konsum auch die visuelle Empfinden und das Zeitgefühl.
So können traumartige Bilder auftreten und sich die Wahrnehmung
völlig auf den Moment konzentrieren. Darüber hinaus scheint
Ecstasy Energiereserven freizusetzen und ermöglicht dadurch
ein stundenlanges Tanzen beziehungsweise einen leichteren Übergang
in einen tranceartigen Zustand. Tatsächlich werden dabei aber
im Wesentlichen Signale des Körpers wie Erschöpfungserscheinungen
oder Durstgefühle überdeckt, was zu Kreislaufproblemen
und zur Überhitzung des Körpers führen kann.
Ecstasy erzeugt dabei keine neuen Gefühle, vielmehr werden
bereits bestehende Empfindungen freigelegt oder verstärkt.
Ausgeprägte Probleme überdeckt Ecstasy höchstens
kurzzeitig, meist setzt trotz des Glücksgefühls schnell
eine innere Verkrampfung und Unruhe ein. Ein Gefühl der Leere
entsteht oftmals am Tag nach den Konsum, wenn der körpereigene
Serotoninspeicher für kurze Zeit beinahe vollständig geleert
ist. Zu den möglichen vorübergehenden körperlichen
Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Durchfall und ein Anstieg
des Blutdrucks. Überdosierungen und hoch frequenter Konsum
können zu schwerwiegenden Nieren- und Hirnschädigungen,
im Extremfall sogar zum Tod führen.
Die Ecstasy-Ursubstanz MDMA wurde 1912 patentiert, dann aber wegen
ungewöhnlicher Nebenwirkungen nicht weiter vermarktet. Als
Überbegriff für mehrere psychoaktive Substanzen mit ähnlicher
Wirkung nahm Ecstasy auf Grund seiner spezifischen Wirkungsweisen
in den neunziger Jahren großen Einfluss auf die Entwicklung
der Techno-Kultur und fand dort massenhafte Verbreitung. Die Verbindung
eines euphorischen und sensibilisierten Grundgefühls mit der
körperlich aufputschenden Wirkung entsprach den hedonistischen
wie den gemeinschaftlichen Elementen der frühen Techno-Kultur
und trug gleichzeitig zu deren spezifischer Ausprägung bei.
In Kombination mit den sich wiederholenden Rhythmen und synthetischen
Klängen der Musik sowie den besonderen Lichteffekten und Dekorationselementen
erwies sich Ecstasy als die Substanz, die den von vielen RaverInnen
angestrebten Übergang in einen tranceartigen Zustand am leichtesten
ermöglicht. Ecstasy trug aber auch zur Etablierung einer oberflächlichen
Scheinwelt bei, in der im überschwänglichen "Alles
ist so geil"-Gefühl bestehende Widersprüche nicht
mehr wahrgenommen werden.
Das Bild von der Techno-Kultur als einer besonders tabulosen Jugendbewegung
wurde von vielen Medien im Zusammenhang mit der Loveparade gezeichnet.
So kursierten gerade in den späten neunziger Jahren in unzähligen
Magazinen Abbildungen von posierenden, kaum bekleideten oder barbusigen
Frauen, während Reportagen über die Club-Szene vielfach
ausführlich über eine ausgeprägte Körperlichkeit
berichteten. Unterschwellig verbunden war damit die Darstellung
freizügiger Sexualität, die dem Klischee entsprechend
in engen Zusammenhang mit einem ungezügelten Drogenkonsum gestellt
wurde. Tatsächlich jedoch prägt die Techno-Kultur in ihrer
Hauptströmung bis heute eine eher romantisch, bürgerliche
Vorstellung von Liebe und Beziehung sowie darin wurzelnd auch von
sexuellen Kontakten. Die Einstellungen unterscheiden sich dabei
nicht wesentlich von Jugendlichen außerhalb der Techno-Kultur.
Experimente im Sinne eines tiefer gehenden Ausprobierens eigener
Grenzen oder gar ein Verständnis, welches sich an einem offenen
Modell von Sexualität und Beziehung orientiert, bilden die
Ausnahme. Vielmehr sind sie in den neunziger Jahren - anders als
zuvor in den späten sechziger Jahren - infolge des generellen
Wertewandels und insbesondere mit der Ausbreitung von AIDS geradezu
konservativen Einstellungen gewichen. Eine neue Ausprägung
erhielt jedoch das Element der Selbstinszenierung über das
Auftreten, die Kleidung und insbesondere über die Betonung
des Körpers. "So sehr die tanzenden Körper in feucht-warmen
Clubs dampfen und schwitzen mögen, so sehr sich Körperkult,
Piercen und Intimschmuck verbreitet hat: die romantische Liebe,
die Sehnsucht nach einer Einheit von Freundschaft, Liebe und Sex
ohne oder mit Drogen im Nightlife hat sich unter der kommunikativen
Oberfläche von Unterhaltungssex nicht geändert."(22)
Im direkten zwischenmenschlichen Kontext erleichtert Ecstasy die
Kontaktaufnahme, indem es ausgehend von einem euphorisierten und
sensibilisierten Grundgefühl, Hemmschwellen und innere Barrieren
aufbrechen oder gar beseitigen kann. Dies betrifft sowohl das Ansprechen
einer unbekannten Person wie Handlungen in erotischen Situationen.
"Ich bin wesentlich offener. Es fallen völlig Verkrampfungen
weg, die ich im nüchternen Zustand habe. Ich hab’ zum
Beispiel eine Fantasy im Kopf, traue mich aber normal nicht. Bei
Ecstasy weißt du zwar auch nicht, wie der andere reagiert,
aber es fällt dir leichter, es auszusprechen oder einfach zu
machen. Ich hab’ das schon erlebt, dass der andere sagt, das
mag ich nicht jetzt und das war völlig korrekt. Das gehört
zur Erfahrung von Ecstasy überhaupt und auch beim Sex."(23)
Gerade im Zusammenhang mit sexuellen Blockaden können durch
Ecstasy beeinflusste Erfahrungen für die einzelne Person einen
weit über die konkrete Situation hinausreichenden Charakter
haben. Dies zeigen neben den psychotherapeutischen Forschungen auch
zahlreiche Beschreibungen erotischer Erfahrungen im Zusammenhang
mit dem Konsum von Ecstasy auf Techno-Veranstaltungen, die einerseits
von einer bewussten Erfahrung einer über den ganzen Körper
verteilten Sinnlichkeit sprechen und andererseits von einer Überwindung
von beschränkenden Hemmungen. So beschreibt Megan, wie es ihr
im Zusammenhang mit Ecstasy gelang, innere sexuelle Blockaden zu
überwinden und einen Orgasmus in einer ansonsten von ihr kaum
erfahrenen Intensität zu erleben: "Normalerweise muss
ich mit jemanden stundenlang reden, um eine Nähe aufzubauen
oder gar mit ihm ins Bett zu gehen. Aber bei ihm hatte ich gar nicht
das Bedürfnis wie sonst, ihn so richtig kennen zu lernen. Es
machte einfach Spaß, das zu tun, worauf wir gerade Lust hatten.
(...) Ich wurde dann ziemlich erregt und sagte ihm, dass ich ihn
in mir spüren möchte. Er zog sich aus und ich schloss
meine Augen, als er in mich drang. Ich kam ziemlich schnell, was
völlig unüblich ist, wenn ich mit jemandem schlafe. Es
war fantastisch. Ich bekomme sonst nur einen Orgasmus, wenn ich
mich selbst berühre oder ein Typ sich viel Mühe gibt und
es mir mit der Hand macht. Es war wie eine kleine Explosion. Und
ich wurde sehr laut, auch dies war ungewöhnlich. Er kam in
mir und wir lagen noch lange so da. Bevor ich die Augen öffnete,
kam es mir vor, als wäre ich in einem Traum, der sich sicher
gleich verflüchtigt. Aber nichts löste sich auf, ich konnte
alles berühren und sehen."(24)
Das Bedürfnis miteinander zu schlafen taucht meist jedoch erst
nach der Hauptwirkung von Ecstasy auf. Zuvor leiden viele Männer
unter einer vorübergehenden Impotenz, die mit Durchblutungsstörungen
und Veränderungen im Hormonhaushalt zusammenhängt. Unabhängig
davon ist jedoch das vergleichsweise starke Bedürfnis nach
zärtlicher, aber keineswegs ekstatischer Nähe ein Charakteristikum
der Wirkung von Ecstasy, das in der Sensibilisierung von Emotion
und körperlicher Empfindung wurzelt. Berührungen können
so in einer ansonsten nur selten erlebten Intensität empfunden
werden. Da das durch die Substanz eröffnete Glücks- beziehungsweise
Liebesgefühl teilweise als äußerst intensiv wahrgenommen
wird, empfehlen Basisgruppen aus der Szene äußerst ironisch,
dass nach der Einnahme von Ecstasy mindestens sechs Wochen mit der
Heirat gewartet werden sollte. Die rauschhaften Party-Nächte
werden allerdings oftmals vom so genannten "Day after"
begleitet. Die Leerung der körpereigenen Serotoninspeicher
in Zusammenhang mit Übermüdung und Schwäche, aber
insbesondere auch das Zurückgleiten in die Alltagsrealität
bewirken einen depressiven Gefühlszustand. Dieser Prozess kann
sich unter Umständen schon beim Nachlassen der Wirkung vollziehen,
wenn das folgende Gefühl nicht auf Nähe und Verständnis
trifft, sondern auf zwischenmenschliche Isolation oder auf PartnerInnen,
die noch ganz in den euphorisierten Ecstasy-Sphären schweben.
Ecstasy kann in einer von Kontrolle und Rationalität bestimmten
Welt eine Sensibilisierung bewirken, die in der Folge zur zeitweiligen
Überwindung von inneren Barrieren führt und im Idealfall
zu einer befreienden Veränderung der Persönlichkeit beiträgt.
Ein subjektiv aufbrechender Gebrauch von Ecstasy setzt jedoch einen
bewussten Umgang voraus. Im Kontrast zum meist äußerst
harmonischen Ecstasy-Erlebnis wird gerade die ansonsten erfahrene
soziale Kälte, die unter den Maximen der Leistungsgesellschaft
alle Bereiche des Lebens bis in die intimsten Sphären prägt,
besonders nachdrücklich erlebt. Unreflektiert und auf das persönliche
momentane Erleben reduziert wird der Rausch von Party, Droge und
Sexualität jedoch nicht zu einer Bereicherung, sondern zum
Ausdruck einer Flucht. In diesem Sinne reagierten die Hauptströmung
der Techno-Kultur und Teile des Undergrounds auf die sich verschärfende
soziale Realität zumeist mit dem Rückzug auf die Dancefloors
der Clubs. Die unerfüllte Sehnsucht nach persönlicher
Befreiung von repressiven inneren und äußeren Strukturen,
die diesem Rückzug zu Grunde liegt, wurde - von einigen gegenkulturellen
Ansätzen abgesehen - nicht als gesellschaftliche Fragestellung,
sondern nur als individuelles Bedürfnis begriffen. Vor diesem
Hintergrund löste sich die Sehnsucht nach ekstatischer beziehungsweise
erotischer Transzendenz in den ausgehöhlten Images einer Kultur
auf, die sich und ihre Ideale bereitwillig vermarkten ließ.
Diesen Tendenzen entsprechend folgt auch in Lucia Etxebarrias literarischer
Beschreibung "Von Liebe, Neugier, Prozac und Zweifeln"
dem ekstatischen Rausch einer intensiven erotischen Begegnung auf
Ecstasy die persönliche Desillusionierung in der Realität
zwischenmenschlicher Kälte. Im Zuge der durch Drogen und Sexualität
eröffneten Erfahrungswelten kommt es nicht zum Ausbruch aus
der von Etxebarria beschriebenen zwischenmenschlichen Vereinzelung,
sondern eher zu einer Verfestigung derselben in einem Urgefühl
der Enttäuschung. Die zwischenmenschliche Distanz wird dabei
nur in der momentanen Verknüpfung von Party, Sex und Ecstasy
aufgehoben, während sie im Alltag unüberwindbar erscheint:
"Ich kann sie an ihren Gesichtern erkennen. Ich komme an die
Bar und kann in wenigen Sekunden sagen, wie viele sich einsam fühlen.
Ecstasy hilft nur für ein paar Stunden. Manchmal nicht einmal
das. Sie sind auf E, lassen sich gehen, aber im Grunde bleiben sie
einsam. Es gibt keine Droge, die das kuriert."(25)
Drogen werden nicht nur genutzt, um das eigene Befinden zu verändern,
sondern auch immer wieder um Menschen zu beeinflussen und zu manipulieren.
Alkoholische Getränke, aber auch Substanzen wie Ecstasy, werden
in bestimmten Situationen gezielt eingesetzt, um andere Personen
sexuell gefügig zu machen. Zwangsläufig sind davon in
einer patriarchalischen Gesellschaft Frauen besonders stark betroffen.
Geradezu klassisch ist die sich in unzähligen Variationen unablässig
wiederholende Geschichte des Mädchens vom Lande, das naiv in
die Großstadt kommt, dort gezielt von einem Mann unter Drogen
gesetzt und dann zum Geschlechtsverkehr verführt beziehungsweise
genötigt wird.
Oliver Chesler beschreibt mit einfachen Worten eine derartige Begebenheit
im zynischen Text seines Techno-Hits "One night in New York
City". Es spricht für die gesellschaftliche Doppelmoral,
dass der Fernsehsender MTV in der englischsprachigen Ausstrahlung
das Wort "fucked" in der letzten Zeile akustisch völlig
verfremden ließ, damit es nicht mehr zu verstehen war. "Hallo,
mein Name ist Oliver und ich werde dir nun eine Geschichte erzählen.
Sie handelt von einem jungen Mädchen. Sie ist erst 15 Jahre
alt, und hat blonde Haare und blaue Augen. Sie lebt bei ihren Eltern
in New Jersey - und die lieben ihre Tochter ganz besonders. Und
eines Abends beschloss sie mit ihren Freundinnen nach New York City
ins Limelight zu fahren. (…) So viele Leute. Schau dir die
Schuhe von diesem Typ an, sie müssen einen Meter hoch sein.
Und sie drehte sich um und stößt an einen wirklich netten
Kerl. Sie hatten viel Spaß. Sie tanzten Stunden und Stunden.
Und sie trank eine Menge. ’Hey’, sagte er, ’Hast
du vielleicht Lust mit zu mir zu kommen. Ich möchte einfach
nicht allein sein.’ Und sie sagte ’Ja.’ Und sie
nahmen ein Taxi und fuhren zu ihm. Sie gingen rauf und saßen
auf seinem Bett. Er sagte: ’Nimm diese Pille.’ Und sie
tat es. Und fragte: ’Was hast du mir gegeben? ’ ’Ecstasy’,
antwortete er. Dann fickte er sie die ganze Nacht."(26)
Der Psychedelische Orgasmus
Der Chemiker Albert Hofmann entdeckte 1943 die bewusstseinsverändernden
Wirkungen von LSD und begann diese in Folge wissenschaftlich zu
erforschen. Dabei zeigte er zahlreiche Parallelen zu psychoaktiven
Substanzen auf, die in traditionellen Kulturen zu heilenden, mystischen
und visionären Zwecken genutzt wurden. In der zweiten Hälfte
der sechziger Jahre fand LSD in der Hippie-Bewegung massenhafte
Verbreitung. Als Acid wurde es gezielt genutzt, um sich anderen
Ebenen der Wahrnehmung zu öffnen, vielfach aber auch als Mittel
zur Flucht aus den gesellschaftlichen Realitäten. Falschinformationen
und auf eine Abstinenz ausgerichtete Drogenpolitik führten
in Folge zu einem internationalen Verbot, welches jedoch nicht verhindern
konnte, dass LSD bis heute starken Einfluss auf Musik und Kunst
sowie auf die Entwicklung der Cyber-Kultur hat.
Als eine psychedelische ("die Psyche offenbarende") Substanz
kann LSD Gefühle und Erlebnisse, die ins Unbewusste verdrängt
wurden, wieder freilegen. LSD erzeugt in diesem Sinne weder positive
noch negative Gefühle, sondern öffnet im Wesentlichen
nur Türen zu Räumen, die in der betreffenden Person bereits
vorhanden sind. Das entscheidende Merkmal der LSD-Erfahrung sind
die psychischen Wirkungen, während die körperlichen Effekte
sind in der Regel nur Randerscheinungen bilden. Schon bei geringer
Dosis werden eine Intensivierung der Farbwahrnehmung und eine Veränderung
des räumlichen Sehens empfunden. In höheren Dosierungen
erscheinen feste Formen oftmals weich oder flüssig und starre
Gegenstände pulsierend. Zudem verändert sich das Zeit-
und Raumgefühl. Daneben wird die Unterscheidung zwischen Sehen,
Hören und Empfinden durch LSD aus dem gewohnten Gleichgewicht
gebracht, wobei sich die Verarbeitung und Bewertung der Sinneseindrücke
im Hirn verändert. Im Extremfall können sich die Grenzen
der persönlichen Identität auflösen, sodass die Wahrnehmung
der äußeren Welt und der eigenen Person ineinander übergehen.
"Ich tanze auf dem Spiegel meines Bewusstseins und beginne
mit der mich durchdringenden Musik zu verschmelzen. Die Farben bewegen
sich im Rhythmus der Klänge, die aus ihnen dringen."(27)
Hohe LSD-Dosierungen bewirken eine Bewusstseinserweiterung über
die oftmals konkret erfahrbar wird, dass verschiedene Ebenen der
Wahrnehmung beziehungsweise der Wirklichkeit nebeneinander bestehen.
Diese Erkenntnis kann eine persönliche Weiterentwicklung bewirken,
sie kann aber auch eine tiefe Verunsicherung auslösen, da sie
das gängige Weltverständnis zutiefst erschüttert.
Entsprechend wichtig sind das Set und Setting, also die äußere
Umgebung, der innere Zustand, die Erwartungen und auch das Wissen
über die Wirkungen. LSD birgt kein körperliches Abhängigkeitspotenzial,
allerdings setzt schnell eine Toleranzbildung ein. Zu den möglichen
Nebenwirkungen gehören Schwindel und eine Erhöhung der
Körpertemperatur. Bei einer entsprechenden Veranlagung kann
LSD zum Ausbruch von Psychosen entscheidend beitragen.
Der Gebrauch psychedelischer Substanzen wie der Aspekt der sexuellen
Freiheit waren primäre Merkmale der Hippie-Kultur und Ausdruck
des Versuchs eigenständige Lebenskonzepte zu entwickeln. In
einem viel beachteten Interview verknüpfte Timothy Leary 1966
die beiden Aspekte und beschrieb LSD als "das mächtigste
Aphrodisiakum, das der Mensch je entdeckt hat".(28) Seinen
Beschreibungen zufolge setzt auf körperlicher Ebene eine immense
Sensibilisierung ein, die dazu führt, dass körperliche
Kontakte in einer besonderen Intensität erfahren werden und
schon leichte Berührungen erotisch wirken. "Sie streifte
mit ihrem Finger leicht über meine Handfläche und sofort
explodierten hunderttausend Endzellen in meiner Hand in sanften
Orgasmen." Im Sinne Learys liegt dabei das eigentliche erotische
Potenzial von LSD in der Veränderung des Wahrnehmung und nicht
etwa in einer direkten sexuellen Stimulation: "Sex unter LSD
wird wunderbar vergrößert und intensiviert. Ich meine
jedoch nicht, dass LSD einfach genitale Energie schafft. Es produziert
nicht automatisch eine längere Erektion. Eher steigert es die
Sensibilität um tausend Prozent. In sinnlicher und zellularer
Vereinigung unter LSD kann man eine halbe Stunde lang mit den Augäpfeln
lieben, eine andere halbe Stunde lang mit dem Atem. Wenn man unter
LSD liebt, ist es, als liebe jede Zelle des Körpers jede Zelle
des anderen Körpers. Meine Hand streichelt nicht die Haut der
Frau, sondern sinkt ein und verschmilzt in ihr mit uralten Dynamos
der Ekstase."
Wie sich eine derartige Herangehensweise konkret in der subjektiven
Wahrnehmung ausprägen kann, beschrieb Sharon Rudahl in ihrem
1967 veröffentlichen, wohl stark autobiographisch gefärbten
Roman "Rauschtempel". Das unter dem Pseudonym Mary Sativa
veröffentlichte Buch gilt als Klassiker der psychedelischen
Erotik. Mehrfach wird darin beschrieben wie sich im Zuge rauschhafter
erotischer Begegnungen die eigene Persönlichkeit auflöst
und auf einer psychedelischen Ebene mit dem Partner verschmilzt.
"Ich sehe ihm in die Augen, atme seinen Atem. Er ist ein Spiegel,
der eine andere Gestalt von mir reflektiert. Ich bin sein Glied,
tief in mir selbst. Ich bin unser verschlungener Körper, der
in einem vollendeten Tanz auflebt. Ich streiche über sein funkelndes
Haar und fühle meine eigenen Fingerspitzen, spüre die
Musik in meiner Muschi spielen. Schauer jagen durch unsere Körper,
unbeherrschbar und schön. Ich bin die Erde, aus der er erblüht,
er ist der Fluss, der in mich hineinströmt. Jeder Muskel und
jede Ader ist eigens für diesen Tanz geschaffen. Die Zeit ist
tot. Wir sind das heilige Bild."(29)
Verschiedene Untersuchungen belegen nachdrücklich, dass derartige
Erfahrungen keineswegs nur übersteigerte Hippie-Fantasien sind,
sondern zum Erfahrungsvermögen jedes Menschen gehören,
das unter anderem durch bestimmte psychoaktive Substanzen, durch
Meditationstechniken oder Trancerituale hervorgerufenen werden kann.
Bereits in den fünfziger Jahren hatte Aldous Huxley das Spektrum
der Erfahrungen, die durch Psychedelika in hohen Dosierungen eröffnet
werden können, in Himmel, Hölle und Visionen unterteilt.(30)
Später bestätigten empirische Versuchreihen zur "Phänomenologie
außergewöhnlicher Bewusstseinszustände"(31)
diese Unterteilung als "Ozeanische Selbstentgrenzung",
"Angstvolle Ichauflösung" und "Visionäre
Umstrukturierung". Die von Rudahl und Leary beschriebenen Erlebnisse
entsprechen der "Visionären Umstrukturierung" im
Sinne einer Erfahrung, die von gesteigerten Empfindungen, synästhetischen
Veränderungen von Tönen und Farben und äußerst
lebhaften Phantasien geprägt ist.
Der wesentliche Grund für die immense Aufmerksamkeit,
die das Interview mit Timothy Leary erlangte, war vor allem die
darin implizierte Verheißung eines Aphrodisiakums, dessen
Einnahme zuvor ungekannte Momente ekstatischer Liebe eröffnete.
Wie in vielen Veröffentlichungen der damaligen Zeit wurde jedoch
fälschlicherweise vermittelt, dass allein der Konsum von LSD
zu einer befreienden Entwicklung führe, ohne dass es einer
Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit bedarf. So
gab diese völlig überzogene Beschreibung von LSD als bedeutendstes
Liebesmittel aller Zeiten nur einen Aspekt der Verbindung von Psychedelika
und Erotik wider, der ohnehin in dieser grenzauflösenden und
bewusstseinserweiternden Dimension äußerst selten erlebt
wird. Vielmehr kann es auch zu Verkrampfungen, Reizüberfluten
oder zu Konfrontationen mit problematischen Inhalten des Unbewussten
kommen. In einigen Fällen führt die Andersartigkeit dieser
Erfahrung zu einer Überforderung oder völligen Verängstigung,
die dann nicht zu einem Zustand des Fließens, sondern zu Blockaden
führt. Während der Hauptwirkung des Trips bestehen oftmals
keinerlei sexuelle Bedürfnisse, da die körperlich-erotische
Ebene gegenüber anderen Wahrnehmungsbereichen völlig unbedeutend
erscheint. Sofern überhaupt ein Interesse an sexuellen Handlungen
vorhanden ist, entfaltet sich eine anregende Stimmung meist erst
bei abklingender Wirkung.
Verstörende Erfahrungen, die zum Teil von Angstzuständen
und Wahnvorstellungen geprägt sind, beschreibt Tiny Stricker
unter dem Titel "Trip Generation". Im Zuge assoziativer
Wahrnehmungen kommt es immer wieder zu einer Vermengung von tatsächlichen
Gegebenheiten und halluzinativen Eindrücken mit einer starken
sexuellen Komponente. "Wir schleppen uns hoch bis zum letzten
intimen Café, schlagen Rendezvous, Kino und Telefonnummer
in den Wind, den ganzen sexuellen Verrat des 20. Jahrhunderts, bestellen
den letzten Tee. Ich suche mir den ältesten, fettesten, impotentesten
Typen aus, der eigentlich nur zur Schau mit war, kuschle mich an
ihn, während er verzweifelt sein Knoblauchsüppchen mampft.
Zwei Burschen schnappen sich Simon, diesen hehren, zerbrechlichen
Schwulen-Guru, zerren ihn den Steilhang hinauf, lassen ihn blutend
verwildert im Felsen zurück. Der Alte verteidigt mich wie ein
Wolf, ich entschuldige mich für einen Augenblick, renne aufs
Klo, meine letzte Rettung aus diesem Kino, aber mein größter
Fehler, denn draußen warten schon wieder zwei, wälzen
mich halbnackt aus der unschuldigen Latrine heraus und rauf auf
den Berg, oben kriegen sie Krach, wer zuerst ran darf, da reißt
mich schon der eine brutal und tollkühn wie ein flüchtendes
Pferd den Abgrund hinab, der andere stürzt aus Gram in den
Sonnenuntergang. Ich habe ihn nie wiedergesehen, renne noch lange
in den Felsen umher wie eine Henne, von ihren Rufen verfolgt, ein
graues Harold-Lloyd-Movie ohne Statisten."(32)
Es müssen jedoch keineswegs bedrückende oder verzerrte
Bilder sein, die eine potenziell erotische Situation ins Gegenteil
verkehren. Viel häufiger führt die innere Öffnung
zu einer Flut von Gedanken, die sich an einzelnen Punkten geradezu
verknoten können und den weiteren Verlauf des Trips bestimmen.
Teilweise bewegt sich die Person auf LSD in einer eigenen Welt,
ohne mit dem Partner oder der Partnerin zu verschmelzen, sofern
es überhaupt möglich ist über den körperlichen
Kontakt hinaus eine gemeinsame Ebene zu finden: "Er legte seine
Hand wie sonst auf Ilses Brust und bewegte den Daumen leicht über
die Brustwarze hin und her. Doch nach wenigen Minuten kam er sich
albern vor und zog unsicher seine Hand wieder zurück. Ilse
hatte seinen Bewegungen zugeschaut, ohne zu erkennen zu geben, was
sie dachte. In seinem gerade verminderten Selbstgefühl glaubte
er zu sehen, dass sie ihn für schwach hielt. Das Gefühl
der Hilflosigkeit in ihm wuchs immer mehr und zugleich schien ihm
die Entfernung zu Ilse immer größer zu werden. Er begann
daran zu zweifeln, ob es gut gewesen war, mit ihr einen Trip zu
nehmen, und schon fragte er sich auch, ob sie zu ihm passe. Parallel
zu diesem Gedanken kam ihm plötzlich noch das Gefühl,
ungeheuerlich hässlich zu sein und einen kraftlosen, unnützen
Körper zu haben."(33)
Insbesondere in den sechziger Jahren wurde in der mit Psychedelika
arbeitenden Psychotherapie (Psycholyse) vergleichsweise erfolgreich
versucht sexuelle Problematiken aufzuarbeiten. Die Ziele lagen insbesondere
in der Eröffnung neuer Betrachtungsweisen, der Auflösung
von Blockaden und der Freilegung von Erfahrungen, die ins Unbewusste
verdrängt wurden, um dann mit ihnen therapeutisch arbeiten
zu können. Gerade die Erfahrung eines inneren Zustandes des
Fließens erhielt dabei eine weit über die konkrete Situation
hinausreichende Bedeutung. Zu den Schattenseiten gehörte die
Pathologisierung der Homosexualität durch einige Vertreter
der Psycholyse und das Bestreben sie im Zuge einer Therapie "heilen"
zu wollen.
Ein beträchtlicher Teil der psychedelischen Bewegung der späten
sechziger Jahre öffnete sich zunehmend religiösen Strömungen.
Dagegen betrachteten die Yippies als radikal politischer Flügel
der Hippie-Bewegung eine befreite Sexualität und einen bewussten
Umgang mit psychoaktiven Substanzen als ein Mittel im Kampf um gesellschaftliche
Veränderung. Jerry Rubin, einer ihrer Wortführer, beschrieb
das angestrebte Utopia in der für die Yippies typischen "marxistischen"
Denkweise, welche die revolutionäre Gesellschaftsanalyse von
Karl Marx mit dem anarchischen Humor von Groucho Marx verband. "Die
Welt wird eine einzige große Kommune werden in der alles geteilt
wird. Das Pentagon wird durch eine LSD-Experimentierfarm ersetzt
werden. Friseure werden Rehabilitationslager aufsuchen und dort
ihre Haare wachsen lassen. Die Menschen werden vormittags Landwirtschaft
betreiben, nachmittags Musik machen - und ficken, wo und wann immer
sie wollen."(34)
Einige linke Gruppierungen kritisierten dagegen den Konsum von Drogen
und die Betonung der Sexualität auf dem Weg zu einer befreienden
Veränderung als verschleiernd oder gar als konterrevolutionär.
Eine differenziertere Position nahm dagegen Herbert Marcuse ein,
der das Potenzial psychedelischer Substanzen für eine Sensibilisierung
und damit für eine befreiende Veränderung der Wahrnehmung
aufzeigte, aber auch die Gefahren beschrieb. "Das Bewusstsein
von der Notwendigkeit einer Revolution der Wahrnehmungsweise, eines
neuen Sensoriums, ist vielleicht der Wahrheitskern im ’psychedelischen’
Suchen. Es wird jedoch verfälscht, wenn der Rausch nicht nur
zeitweilig von Vernunft und Rationalität des etablierten Systems
entbindet, sondern auch von jener anderen Rationalität, die
das etablierte System verändern soll; wenn die Sinnlichkeit
nicht nur von den Erfordernissen der bestehenden Ordnung befreit
wird, sondern auch von jenen der Befreiung."(35)
Entsprechungen der Grundstrukturen erotischer Erfahrungen auf LSD
lassen sich unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen spezifischen
Eigenheiten auch bei anderen psychedelischen Substanzen finden.
Wie bei LSD liegen gerade bei höheren Dosierungen psychische
Abgründe und erfüllende Gipfelerfahrungen eng beieinander.
Das Abgleiten in blockierende Gedanken und Empfindungen oder gar
in bedrohliche Wahrnehmungen ist im erotischen Kontext genauso möglich
wie die völlige sexuelle Verschmelzung in zuvor ungekannte
Sphären, sofern diese überhaupt noch als ein Bestandteil
des Wahrnehmungskosmos verstanden werden.
Eindrücklich beschreibt Theo Rosenfeld eine psychedelische
Erfahrung mit DMT, die von einer ekstatischen Auflösung bestehender
Strukturen geprägt ist, die in einen neuen Kosmos erotischer
Wahrnehmungen übergeht. Dieser wird aber bald darauf von einer
verkrampfenden, aus dem Unbewussten aufkeimenden Angst durchzogen,
welche die Erfahrung auch rückblickend wesentlich prägt:
"Dann wurde alles zu Sex. Wohin ich auch meine Aufmerksamkeit
richtete, welches sensorische Organ ich auch benutzen wollte, ich
spürte nur noch das körperliche Gefühl des Liebens.
Und bald darauf wurde absolut alles zu uns, aus welcher Zeit und
von welchem Ort auch immer. Es gab mich nicht mehr, auch keine Sophia
mehr, es gab nur noch die Totalität des Liebens. Währenddessen
glitten meine unzähligen Penisse durch meine ebenso endlosen
Vaginas. Bis dann eine seltsame Angst in mir aufkam. Ich befürchte
plötzlich, dass wir das gesamte Universum in unseren Sex eingeschlossen
hätten - und dies für immer."(36)
Erfahrungen mit dem bei bestimmten Dosierungen psychedelisch wirkenden
Narkotikum Ketamin sind oftmals von bizarren Wahrnehmungen geprägt,
die zum Teil mit Comics oder Trickfilmen verglichen werden. David
Jay Brown tauchte in diese Welt so tief ein, dass er jeglichen Bezug
zu seiner menschlichen Existenz wie auch den direkten Bezug zu seiner
Freundin verlor und diese nur noch auf einer völlig verfremdeten
Ebene als liebende Partnerin wahrnahm. Browns Beschreibungen zu
Folge erlebte er seine Umgebung wie einen "nicht-jugendfreien
Science-Fiction-Film".(37) Er liebte unterhalb der Wasseroberfläche
eine Kreatur, die wie er selbst "tausende Tentakel und merkwürdige
Anhängsel" hatte. Als er währenddessen plötzlich
in seine menschliche Rolle zurückgeworfen wurde, erschien es
ihm wie ein Schock, hatte er doch völlig vergessen, dass er
tatsächlich ein Mensch ist.
Fernab von derartig bizarren Erfahrungen verfing sich Keely Stahl
nach der Einnahme von Meskalin in einem erdrückenden und äußerst
beängstigenden Gewirr von Energien und Blockaden. Deutlich
wird an diesem Beispiel einmal mehr, welches lösende Potenzial
in psychedelischen Substanzen liegt. Es zeigt aber auch, wie schnell
sich dieses umkehren kann – gerade wenn unbewusste Empfindungen
freigesetzt werden. "Jahre später wurde mir klar, dass
ich in meinem Körper haufenweise energetische Blockaden hatte.
Heute vermute ich, dass das Meskalin die Blockaden löste, ich
aber wieder Blockaden gegen diese Lösung aufbaute. Ich hatte
Hemmungen mich zu entspannen und es zu genießen. Ich wusste
nicht was ein Orgasmus war. Vielleicht waren es erste, ersatzhafte
Orgasmuswellen die mich auf Meskalin durchfuhren. Es war so fremd
und neu für mich, dass ich es nicht andauern lassen konnte.
Ich fürchtete mich so sehr vor Gefühlen dieser Art und
lies meinem Verstand die Kontrolle."(38)
Die weißen Linien der Begierde
Seit etwa 5.000 Jahren wird die Kokapflanze in den südamerikanischen
Anden angebaut. Nachdem sie ursprünglich in religiösen
Zeremonien und zu Heilungen verwendet wurde, kam es später
zu einer Integration in den Alltag, da die Inhaltsstoffe stimulieren,
Hungergefühle unterdrücken und zudem zahlreiche Nährstoffe
beinhalten. Heute ist das Kauen von Kokablättern in den täglichen
Lebensablauf großer Teile der Bevölkerung eingebettet.
Nach Europa gelangte Kokain im 15. Jahrhundert, wo es jedoch erst
im 19. Jahrhundert als Betäubungsmittel und Zusatz für
verschiedene Getränke an Bedeutung gewann, nachdem der Hauptwirkstoff
der Pflanze chemisch isoliert wurde. In den zwanziger Jahren des
letzten Jahrhunderts kam es zu einem Verbot der so genannten Nobeldroge,
die durch ihre weite Verbreitung angeblich zum moralischen Zerfall
der Gesellschaft beitrage. Inzwischen gehört Kokain längst
wieder zu den am häufigsten gebrauchten Drogen, wobei es in
abgewandelter Form als Crack mit verheerenden psychosozialen Folgen
eine neue Verbreitung fand. Kokain ist zu einem bedeutenden internationalen
Wirtschaftsfaktor geworden, wobei Drogenkartelle in den Anbauländern
einen immensen Einfluss erlangten.
Körperlich betrachtet bewirkt Kokain eine Stimulation wie auch
eine tendenzielle Betäubung von Teilen des Nervensystems. In
einigen Bereichen wird es gegenüber Reizen unempfindlicher,
wodurch unter anderem das Schmerzempfinden herabgesetzt wird. Darüber
hinaus scheint der Körper endlose Energiereserven zu besitzen,
Hunger und Durst werden kaum noch wahrgenommen. Daneben regt Kokain
die Ausschüttung von Glückshormonen an und erzeugt einen
Zustand der Euphorie. In der subjektiven Wahrnehmung steigern sich
Kreativität und Konzentrationsfähigkeit, während
sich kaum merklich eine emotionale Schutzkappe über die GebraucherInnen
stülpt, die vor Problemen und Angriffen von Außen abschirmt.
"Wir fühlten uns absolut wach, alles schien klar und keiner
konnte uns irgendetwas anhaben. Ich war unglaublich cool, stand
irgendwie über allem und unterhielt mich mit allen möglichen
Leuten, als ob ich nie irgendwelche Hemmungen gehabt hätte."(39)
Die emotionalen Erscheinungen bei gesteigertem Gebrauch machen Kokain
zu einer Ego-Droge. Die UserInnen fühlen sich zumeist besonders
cool und fast allmächtig, geben aber oft eher ein bemitleidenswertes
Bild ab. Charakteristisch ist ein äußerst extrovertiertes
Verhalten, vielfach geht der Konsum mit unablässigem Redebedürfnis
und starkem Bewegungsdrang einher. Selbstdarstellendes Auftreten,
verstärkte Reizbarkeit und Verlust des Einfühlungsvermögens
sind ebenso häufig zu beobachten wie gesteigertes Macho-Gebaren
und erhöhte Gewaltbereitschaft bei Männern. Extrem hohe
Dosierungen und regelmäßiger Konsum führen oftmals
zu psychischen Ausnahmesituationen, die sich in Halluzinationen
und Paranoia äußern. Das Abklingen der Wirkung ist von
Erschöpfung und Lustlosigkeit sowie teilweise von Depression
und Aggressivität geprägt. Das Bedürfnis nach einem
neuen Kick ist dann besonders groß und kann einen zwanghaften
Suchtcharakter erlangen. Mögliche vorübergehende körperliche
Nebenwirkungen beim Sniefen sind ein taubes Gefühl an der Nase
und im Rachen sowie eine Erhöhung des Blutdrucks und der Pulsfrequenz.
Chronischer Gebrauch führt zu Mangelerscheinungen und Schädigungen
verschiedener Organe.
Die vielfach beschriebene besondere sexuell stimulierende Wirkung
von Kokain ergibt sich aus einer Wechselwirkung von psychischen
und physischen Faktoren. Durch die erhöhte Ausschüttung
der Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin wird ein positives
Grundgefühl und weitergehend eine sexuelle Erregung gefördert.
Gleichzeitig hat Kokain eine betäubende Wirkung und kann so
eine Verlängerung der Erektion sowie ein Herauszögen des
Orgasmus bewirken. Auf der psychischen Ebene ist es leichter, sich
auf eigene sexuelle Bedürfnisse und deren Ausleben zu konzentrieren,
da blockierende Gedanken in den Hintergrund treten und im Zuge der
euphorisierenden Wirkung Zweifel einem übersteigerten Selbstbewusstsein
weichen. "Wir vögelten stundenlang, schnupften nicht nur,
sondern betäubten alle nur möglichen Schleimhäute,
das verzögert den Orgasmus um Stunden. Wir hatten kein bisschen
Angst voreinander und erzählten uns all die Phantasien, derer
wir uns immer geschämt hatten. Wir beide hatten die Liebe in
Besitz und sahen mit der Hochnäsigkeit frisch Verliebter auf
unsere Mitmenschen hinab."(40)
Auf Grund seiner emotionalen und körperlichen Wirkungen kann
Kokain zu einer befreienden Enthemmung beitragen und zuvor tabuisierten
Wünschen Raum geben. Doch nicht selten mündet der Kokainrausch
in der Fixierung auf die eigene Lust, während sich das Einfühlungsvermögen
verliert und der oder die PartnerIn nur noch als Objekt eigener
Wünsche wahrgenommen wird. Der Umstand, dass das eigene Verhalten
während des Rausches oftmals als unwiderstehlich empfunden
wird, gehört zu den Merkmalen der mentalen Kokainwirkung. Gerade
männliche Konsumenten verbinden Kokain mit dem Image "Ich
bin cool, potent und habe Geld" und haben während der
Wirkungsphase von sich ein Bild, das oftmals nicht viel mit ihrer
tatsächlich verkörperten Erscheinung zu tun hat.
Die erhöhte Intensität der Empfindungen führt keineswegs
immer zu einem befriedigenden Orgasmus. Vielmehr bewirken die mit
dem Kokain einher gehenden Betäubungsprozesse, dass der Höhepunkt
nur schwer erreichbar ist. Der sexuelle Akt wird zeitlich verlängert,
aber keineswegs emotional tiefer gehend erfahren. "Es verlief
symptomatisch für eine Nummer unter der Wirkung von Kokain.
Die sexuellen Fantasien dieses Koks-Freiers waren grenzenlos, ebenso
wie seine mentale Geilheit. Und auch sein Schwanz (meiner übrigens
auch) stand wie eine Eins. Aber im Endeffekt war es ein fürchterlicher
Kraftakt, bei ihm einen Samenerguss herbeizuführen. Ich glaube,
ich habe annähernd zwei Stunden gebraucht, ehe ich ihm seinen
Kolben endlich leer geschüttelt hatte."(41)
Ein regelmäßiger und hoch dosierter Kokainkonsum kann
zu Orgasmus-Problemen und Impotenz führen, wobei selbst lang
andauernder Kokainkonsum keine physische Abhängigkeit im engeren
Sinne erzeugt. Die beim Absetzen auftretenden körperlichen
Erscheinungen sind im Wesentlichen durch psychosomatische Wechselwirkungen
bedingt. Die Gefahr der psychischen Abhängigkeit ist allerdings
vergleichsweise hoch. Kokainsüchtige beschreiben immer wieder
eine alles andere übersteigende Gier. "Ein Teil von mir
fing an zu posieren und ihn scharf zu machen. Meine Hauptsorge aber
bestand darin, möglichst viel von dem Koks auf dem Tisch abzukriegen."(42)
Wie generell beim Konsum von Drogen ist auch beim Kokain die Bereitschaft
notwendig, sich mit den eigenen Abgründen auseinanderzusetzen.
Fließend sind die Übergänge zwischen dem Gebrauch
der Droge als Möglichkeit sich einer rauschhaften Sexualität
zu öffnen und der Gefahr von der damit verbundenen Dynamik
verschlungen zu werden. Kokain kann den Raum einer erotischen Ekstase
eröffnen, die in ihrer Radikalität herkömmliche Werte
weit hinter sich lässt. Das völlige Aufgehen in der eigenen
Lust wird dann zum einzig entscheidenden Maßstab, unabhängig
davon, ob er gängigen Tabus und Werten entspricht oder nicht.
Derartige Erfahrungen beschreibt Lydia Lunch besonders nachdrücklich
in "Paradoxie – Tagebuch eines Raubtiers". Zwischen
den Polaritäten ihrer Missbrauchserfahrungen und ihrem Ausbruch
aus der Rolle des passiv erleidenden Opfers bewegt sich Lunch immer
wieder an der Grenze zur Selbstzerstörung. Dabei entfalten
gerade ihre sexuellen Erlebnisse eine tiefe Intensität, die
den Schmerz niemals heilender Verletzungen wie auch dessen momenthafte
Überwindung in sich trägt. "Er kommt mit einem silbernen
Strohhalm zurück. Füllt ihn mit dem weißen Gift.
Bläst es mir in den Arsch. Sechs fette Lines später und
meine Haut sirrt. Das Gedächtnis kollabiert. Die Zeit löst
sich auf. Gedanken werden durch Gefühle ersetzt. Die Moleküle
expandieren und werden in eine andere Dimension geschleudert. Ich
schwebe in Trance, langsames Kreisen tritt an die Stelle der Apathie.
Ich kann nicht mehr stillsitzen. Jeder Muskel zuckt. Er tritt ein
paar Schritte zurück und sieht zu, wie ich mich winde. Er steht
einen knappen Meter hinter mir, doch ich kann mich nicht mehr an
sein Gesicht erinnern. Ich rutsche von der Couch und krieche auf
allen Vieren zu ihm. Lecke seine geballten Fäuste. Ich kehre
in meinen Körper zurück. Tollwütig. Mache mich über
seinen Schwanz her. Lecke, blase. Schlucke ihn."(43)
Die Suche nach dem besonderen Kick in einer Welt, die von Oberflächlichkeit
und Hedonismus bestimmt wird, gehört zu den zentralen Themen
in den Romanen von Bret Easton Ellis. Unwillig ihre Lebensrealität
auch nur ansatzweise zu hinterfragen, sind die von Ellis beschriebenen
College-Kids, Yuppies und Börsenmakler Gefangene ihrer eigenen
Scheinwelten. Vor diesem Hintergrund entsprechen in "American
Psycho" die seitenlangen Aufzählungen von Markennamen
und die Widergabe völlig belangloser Gespräche einem Abbild
wie auch einer zynischen Kritik. Kokain dient der Hauptfigur zur
fortwährenden Selbstbestätigung bis es als Ich-Stütze
nicht mehr zu ersetzen ist. Letztlich gehen in der Kokainwirklichkeit
reale Erlebnisse und psychotische Fantasien in einer Orgie von Machtgier,
Sex und Gewalt ineinander über. "Der Gurt reißt,
und der Dildo rutscht aus ihrem Arsch, während sie versucht,
mich wegzustoßen. Aber selbst ihr Schluchzen erregt mich kaum.
Ich fühle wenig, als ich ihren Kopf gegen die Wand schlage.
Nachdem sie zu Boden gefallen ist, gehe ich ins Badezimmer und nehme
noch eine Line von dem schäbigen Koks, das ich am Vorabend
im Nell’s oder in der Au Bar abgestaubt habe. Sie ist kaum
bei Bewusstsein als sie mich sieht, nackt über ihr stehend.
Ich habe den Körper vor dem neuen Toshiba-Fernseher in Stellung
gebracht, im Videorecorder läuft eine alte Kassette, und auf
dem Bildschirm erscheint das letzte Mädchen, das ich gefilmt
habe. Ich selbst trage einen Joseph-Abboud-Anzug, einen Schlips
von Paul Stuart, Schuhe von J. Crew, eine Weste von irgendeinem
Italiener (...)"(44)
Während Kokain bis in die Gegenwart nicht zuletzt durch die
Darstellung in den Medien das Image der Droge der Erfolgreichen
und Reichen besitzt, hat sich das aus Kokain hergestellte Crack
zur Elendsdroge entwickelt. Die durch das Aufkochen von Kokain mit
Backpulver entstehenden Crack-Steine werden geraucht, wobei die
Wirkungen wesentlich intensiver, aber auch mit zirka fünf bis
zehn Minuten deutlich kürzer sind als beim herkömmlichen
Kokainkonsum. Die gesundheitlichen Folgen sind schwerwiegend, so
werden unter anderem Lunge und Hirn stark angegriffen, zudem ist
das Risiko einer psychischen Abhängigkeit besonders hoch.
An den sozialen Rändern US-amerikanischer und einiger westeuropäischer
Großstädte vollzog sich in den neunziger Jahren der Übergang
von Heroin zu Crack als dominierende Droge. Damit verbunden war
auch ein Wandel der Szene, die seitdem durch eine noch weiter verstärkte
Verelendung, sowie eine wesentlich aggressivere Grundstimmung geprägt
ist. Auch auf die Prostitution, über dies sich viele Crack-abhängige
Frauen finanzieren, hat der veränderte Drogenkonsum weitreichende
Folgen. "Die Preise sind immer weiter nach unten gegangen,
weil noch mehr als beim H die Frauen bereit sind für ein Paar
Steine alles zu tun. Zum Beispiel hatten mal innerhalb kurzer Zeit
mehrere Frauen aus der Scene eine Glatze. Der Grund war, dass plötzlich
ein Freier aufgetaucht ist, der darauf stand Frauen mit Glatze zu
ficken, und dann etwas mehr gezahlt hat, wenn sich die Frauen die
Haare schneiden."(45)
Unter dem bezeichnenden Titel "Vereist" setzte sich Ray
Shell in fragmentarischen Aufzeichnungen mit seiner Crack-Abhängigkeit
auseinander. Ausgehend vom Verständnis, dass die Droge in seinem
Leben "ein riesiges Loch ausfüllte", stellt er detailliert
dar, wie die Sucht alle Bereiche seines Lebens bestimmte. Über
einen längeren Zeitraum hinweg machte der Crack-Konsum Shell
zu einem Menschen, den er kaum wiedererkannte. An mehreren Stellen
beschreibt er dabei das Rauchen der Crack-Pfeife mit sexuellen Metaphern.
Sie stehen enthusiastisch für die Vorfreude und das Glücksgefühl,
welches in den Momenten des Rausches alles andere ausblendet. Demgegenüber
stehen die Abgründe einer tiefen, selbstzerstörerischen
Depression, die sich mit dem Abklinken des Rausches sofort unaufhaltsam
ausbreitet. "Ich hab den ganzen Tag darauf gewartet, drauf
zu kommen. Dabei versuche ich mich zusammenzureißen. Ich warte.
Die Belohnung fürs Warten ist der jungfräulichste, vollkommenste,
heiligste erste Kick! Ich nehme meinen schuldigen Glasschwanz in
den Mund, sein erhitzter Schaft führt zu der bauchigen Fotze
am Ende, seine Fotzenhaare aus Aluminium enthalten die Weisheit
des Geistes, des Körpers – das Seelenheil. Es ist mir
scheißegal! Ich nuckle gern dran. Das Gefühl tröstet
mich mit elektrischen Hitzenadeln. Manchmal tut es weh. Doch nicht
so sehr wie die Wirklichkeit bei Tageslicht."(46)
Die Erotik der Spritze
Auf der Suche nach neuen medizinischen Schmerzmitteln wurde 1874
die Substanz Diacetylmorphin entwickelt und rund 25 Jahre später
vom Bayer-Konzern auf den Markt gebracht. Auf Grund seiner vorgeblich
heroischen Wirkungen wurde die werbewirksame Bezeichnung Heroin
gewählt. Anfangs als Hustenmittel und später als betäubendes
Medikament für verwundete Soldaten genutzt, fand Heroin vor
allem auf Grund seiner berauschenden Wirkung schnell weite Verbreitung.
Verschiedene Gesetze beschränkten jedoch seine Verfügbarkeit,
bis es zum internationalen Verbot kam. Erst in den siebziger Jahren
wurden neue illegale Vertriebswege eröffnet, während gleichzeitig
die Nachfrage anstieg. Das Wirkungsspektrum deckte sich dem Lebensgefühl
der jüngeren Generation, das nach der Aufbruchseuphorie der
Protestbewegungen zunehmend von Desillusionierungen und Fluchttendenzen
geprägt war.
Das aus dem chemisch weiterverarbeiteten Opium der Mohnpflanze gewonnene
Heroin kann gesnieft, geraucht oder injiziert werden. Als Schmerz-
und Beruhigungsmittel erzeugt Heroin ein anfangs angenehm umschließendes,
euphorisierendes Grundgefühl. Gleichzeitig scheinen problematische
Gedanken und Emotionen im Zuge einer alles überdeckenden inneren
Zufriedenheit völlig zu verschwinden. Dabei bildet insbesondere
der Aspekt der Verdrängung oftmals eine wesentliche Motivation
für den Heroingebrauch, wobei langfristig eine zunehmende Abstumpfung
und Gleichgültigkeit einsetzt. "Ich hatte Angst mit cleanen
Kopf nicht die Welt zu ertragen. Auf Heroin fühlte ich mich
dann so, als wäre ich in Watte gepackt. Ich dachte an nichts
mehr, ich fühlte nichts mehr, ich kümmerte mich um nichts
mehr."(47)
Neben den psychischen Faktoren kann vor allem das hohe körperliche
Abhängigkeitspotenzial in eine Sucht führen. Es tritt
schnell eine Toleranzbildung ein, wodurch die Dosis in Folge ständig
erhöht werden muss, um den erwünschen Zustand zu erlangen.
Der Reinheitsgehalt von Heroin schwankt auf dem Schwarzmarkt teilweise
erheblich, die Gefahren gesundheitlicher Schädigungen bis zu
lebensbedrohlichen Überdosierungen sind deshalb vergleichsweise
hoch. Die Kriminalisierung des Gebrauchs und die vielfältigen
psychosozialen Begleiterscheinungen führen oftmals in einen
Prozess der Verelendung und des körperlichen Zerfalls. Der
Lebensinhalt konzentriert sich dann nur noch auf die Beschaffung
der Droge, um in das erstrebte Gefühl wieder einzutauchen und
die Entzugssymptome zu vermeiden. Oftmals entwickelt sich dabei
eine egozentrische Persönlichkeitsstruktur.
Den langfristigen Einfluss von Heroin auf die Sexualität beschreiben
Junkies zumeist als negativ bis zerstörend. Gleichzeitig nutzen
sie oftmals sexuelle Bilder zur Veranschaulichung der durch die
Droge ausgelösten Gefühle. So lässt Irvine Welshin
seinem Kultroman "Trainspotting" eine der Hauptfiguren
erzählen, dass die Intensität der Gefühle selbst
einen Orgasmus in den Schatten stellt. Heroin erscheint dabei wie
eine Geliebte in einer rauschhaften Nacht: "Ich machte mich
an meinen Schuss. Es dauerte ewig, bis ich ne gute Ader fand. Als
der Hit einsetzte, genoss ich ihn zutiefst. Ali hatte Recht. Nimm
deinen besten Orgasmus, nimm das Gefühl mal zwanzig und du
bist noch immer meilenweit davon entfernt. Meine trockenen, knirschenden
Knochen wurden vom zärtlichen Streicheln meiner wunderschönen
Heldin Heroin weich und flüssig.”(48)
Ebenfalls mit sexuellen Bezügen, aber fernab eines derart verklärenden
Enthusiasmus, beschreibt Andrea Dworkin den inneren und äußeren
Verfall einer Süchtigen. "Sie sah dann so aus, wie andere
Frauen aussehen, wenn sie niedergevögelt worden sind, sahnig
und verschwollen. Es war die Nadel schließlich, die ihr dies
schenkte: Sie selbst löste sich auf."(49)
Einzig in bestimmten niedrigen Dosierungen kann das angenehm umhüllende
Grundgefühl in Verbindung mit der Sensibilisierung des gesamten
Körpers zu einer Intensivierung von Berührungen führen.
Die Empfindung scheint sich dann nicht länger auf den Punkt
der Berührung zu konzentrieren, sondern breitet sich weit darüber
hinaus. Die Entkrampfung des Körpers sowie das Ausschalten
der umgebenden Welt ermöglicht ein Aufgehen im Rausch und gegebenenfalls
auch in der sexuellen Lust. Allerdings ist im passiven Gefühl
der Zufriedenheit und Entspannung die Lust auf den sexuellen Akt
an sich meist kaum ausgeprägt. Vorrangig auf sich selbst bezogenen
fällt es zudem schwer, angemessen auf den Partner oder die
Partnerin einzugehen.
Bei einem regelmäßigen Gebrauch von Heroin stumpfen die
Emotionen zunehmend ab. Sexuelle Bedürfnisse und Lustgefühle
verschwinden unter der Schicht der Betäubung, die alle äußeren
Reize wie auch die eigene Persönlichkeit verhüllt. "Ich
habe mich manchmal gefragt, ob wir uns lieben sollten. Manchmal
hatte ich das Gefühl, dass wir kurz davor waren. Doch in unserem
Verhältnis gab es wenig von dem, was man gewöhnlich Sexualität
nennt. Heroin bewirkt, dass jeder körperlichen Begierde der
Gedanke an Sex genommen wird."(50)
Die betäubenden Effekte von Heroin können bei moderatem
Gebrauch dazu führen, dass es zu einer lang anhaltenden Erektion
und einer Herauszögerung, unter Umständen aber auch zu
einer völligen Verhinderung des Orgasmus kommt. Langfristig
bewirkt die Droge jedoch zunehmend Erektionsprobleme oder gar Impotenz.
"Ich kriege keinen Ständer mehr. Gestern habe ich gewichst
und mir dabei Jerome vorgestellt, eine halbe Stunde lang habe ich
meinen Schwanz bearbeitet, aber er ist weich geblieben. Das war
das erste Mal, dass er weich blieb, sogar morgens beim Aufstehen.
Auch nicht, wenn ich mir ’nen Druck setze, dann hatte ich
früher gleich hinterher für fünf Minuten oder länger
einen Ständer. Gestern Abend wollte ich’s dann wissen:
vorbei. Das Heilmittel hat meinen Schwanz gefressen."(51)
Literarisch war es vor allem William S. Burroughs, der mit seinen
eigenen Erfahrungen dem Innenleben von Heroin- und KokaingebraucherInnen
Ausdruck verlieh, wobei paranoide Wahnvorstellungen und sexuelle
Obsessionen teilweise fließend ineinander übergingen.
Über die reine Beschreibung verschiedener Zustände hinaus
fand er eine eigene, assoziative Sprache, die sich von Konventionen
lossagte, und nutzte mit dem Cut-Up-Prinzip eine experimentelle
Schreibmethode. "Seine feuchten Sackhaare werden im warmen
Frühlingswind trocken wie Heu. Steiles Tal im Dschungel, Schlingpflanzen
wuchern durchs Fenster. Johnny’s Schwanz schwillt an, große
stinkende Knospen brechen auf. Eine lange Wurzel kriecht aus Mary’s
Fotze und tastet sich in die Erde. Ihre Körper zerplatzen in
grünen Explosionen. Die Hütte fällt in sich zusammen.
Der Junge ist eine Statue aus Kalkstein, eine Pflanze sprießt
aus seinem Schwanz, ein Hauch von einem Lächeln liegt auf seinen
leicht geöffneten Lippen wie bei einem Junkie im Tran."(52)
In einem autobiographischen Text von Corinne Carey gleicht der gemeinsame
Gebrauch einer Spritze dem rauschhaften Bekenntnis zur gemeinsamen
Liebe, die in diesen Momenten stärker als der Tod erscheint,
auch wenn sie ihm zugleich die Tür öffnet. In den Augenblicken
der euphorisierten Drogenwirklichkeit entfaltete sich eine dunkle
Romantik, die sich in ihr alptraumhaftes Gegenteil gewandt hätte,
wäre das Ergebnis des folgenden HIV-Tests positiv gewesen.
"Er beginnt über die Innenseite meines Armes zu streifen,
um die Venen vorzubereiten und die Nadel anzusetzen. Ein Rausch
von Zufriedenheit durchdringt mich, alles ist in Ordnung, ich liebe
diesen Mann, ich bin bereit alles mit ihm zu teilen, sein Blut,
mein Leben. Er küsst sanft meine Lippen, umschließt mich
mit seiner Umarmung, und ich fliese … In stiller Dankbarkeit
ziehe ich dann seine Hälfte auf, erwidere die Gunst. Die Bedeutung
dessen was wir getan haben breitet sich in uns aus - doch mehr wie
ein feierliches Gelübde als wie eine bedrückende Last
… Rückblickend erscheint es mir wie zwei eng miteinander
verbundene Ereignisse, die sich dennoch trennen lassen. Einerseits
die tiefe Intimität des gemeinsamen Gebrauchs dieser Pumpe
und des Austausches unseres Blutes. Daneben die Qual der darauf
folgenden völlig angespannten und Angst erfüllten Wochen
in denen wir auf die Ergebnisse der Tests warten mussten."(53)
Auch wenn in der Regel kein direkter kausaler Zusammenhang zwischen
sexuellem Missbrauch in der Kindheit und späterer Drogenabhängigkeit
besteht, sind viele süchtige Frauen von entsprechenden Erfahrungen
geprägt.(54) Der Missbrauch führt in ein Geflecht psychischer
Problematiken, aus dem sich die Betroffenen zumeist nicht selbst
befreien können. Gerade Heroin kann ihnen helfen, die emotionalen
Folgen des Missbrauchs zu ertragen. Zwangsläufig führen
derartige Prozesse langfristig gerade in Anbetracht der Prostitution
vieler abhängiger Frauen zu einer Verschärfung und Verfestigung
der Problematiken. Gleichzeitig bietet die Droge beziehungsweise
die von ihr verstärkten Verdrängungsprozesse einen subjektiv
empfundenen Schutz vor dem bestehenden inneren Schmerz und den in
der Prostitution beständig wiederkehrenden Missbrauchssituationen.
Das Heroin übernimmt dabei eine widerspruchsvolle Rolle, die
ein ansonsten schmerzhaftes Erleben von bestimmten Emotionen und
Situationen überhaupt erst möglich macht.
Im Gegensatz zu den siebziger Jahren spielt die Sexualität
in der Therapie von ehemals Abhängigen inzwischen eine untergeordnete
Rolle. Trotz der vielschichtigen Bedeutung wird in der Regel kaum
auf die entsprechende sexuelle Biographie beziehungsweise die Entwicklung
der Sexualität in der Zeit der Sucht eingegangen. Das 1967
unter anderem von ehemaligen Junkies gegründete Projekt Release
verfolgte dagegen bis in die siebziger Jahre einen völlig anderen
Ansatz, der den Prozess der Abhängigkeit in einen größeren
Zusammenhang stellte. Thematisiert wurden notwendiger Weise gesellschaftliche
wie individuelle Ursachen und dabei insbesondere auch die Rolle
der Sexualität.
Die Realität Utopias
In seinem Roman »Eiland« beschrieb Aldous Huxley eine
auf dem Prinzip der Gemeinschaftlichkeit aufgebaute Gesellschaft,
die in Einklang mit der natürlichen Umwelt steht. Im Alltag
besteht eine betont offene Haltung gegenüber der Sexualität,
während im Rahmen bestimmter Rituale der Gebrauch der psychoaktiven
Substanz Moksha eine besondere Rolle einnimmt. Diese wird unter
Berücksichtigung der psychischen und physischen Risiken zur
Entwicklung des Bewusstseins genutzt. Am Ende scheitert das gesellschaftliche
Experiment an den Interessen multinationaler Konzerne. Zum Teil
als naiv und weltfremd abgetan, erhält der 1962 erschiene Roman
gerade in Zeitalter der neoliberalen Globalisierung eine bedrückende
Aktualität. Aber auch als Vision einer anderen Welt trägt
er zahlreiche konkrete Bezüge in sich. Zudem spiegelt er auf
einer literarischen Ebene ein erweitertes Verständnis von erotischer
Liebe und beschreibt die Möglichkeiten eines bewussten Gebrauchs
psychoaktiver Substanzen. Unterschwellig geht es dabei immer wieder
um den Prozess des Fließens auf einer persönlichen wie
gesellschaftlichen Ebene.
Einen Gegenentwurf bildet Huxleys Dystopie "Schöne Neue
Welt", in der er eine von scheinbarer Stabilität und Glück
bestimmte zukünftige Welt beschreibt. Die materielle Grundversorgung
ist abgesichert, vielfältige Unterhaltungs- und Konsummöglichkeiten
sind frei verfügbar, erotische Bedürfnisse werden im Rahmen
eines offenen Verhältnisses zur Sexualität befriedigt
und nicht zuletzt sind Krankheiten sowie körperliche Alterungsprozesse
überwunden. Die Weichen für das spätere Leben in
Zufriedenheit werden schon vor der Geburt durch gentechnische Steuerungen
gestellt. Zudem wird von staatlicher Seite mit Soma eine jederzeit
erhältliche Substanz angeboten, die Glücksgefühle
erzeugt und somit Konflikte schon im Ansatz auflöst. Soma ist
dadurch im Gegensatz zu Moksha der Prototyp einer Pharmadroge, die
Symptome behebt aber die eigentlichen Ursachen unangetastet lässt.
Ohne körperliche Nebenwirkungen erzeugt Soma einen harmonisierten
Zustand, der gleichzeitig der Ablenkung und Manipulation dient.
Ein Hinterfragen der eigenen Persönlichkeit oder der gesellschaftlichen
Strukturen findet im Zuge des Gebrauchs nicht mehr statt, während
das Bedürfnis nach Tiefe und Entfaltung zugunsten einer oberflächlichen
und letztlich entfremdeten Zufriedenheit aufgehoben wird.
"Eiland" und "Schöne Neue Welt" beschreiben
pointiert Polaritäten, deren Bezug zu den Wirklichkeiten der
Gegenwart weit über den literarischen Rahmen hinausgeht. Neben
den Warnungen vor der Gleichschaltung von Bedürfnissen und
Bewusstsein, sowohl in ihren ökonomischen und kulturellen wie
in ganz individuellen Aspekten, setzen sich beide Romane mit der
Bedeutung von Sinn und Tiefe in der modernen Welt auseinander. Das
Erleben der Transzendenz im Sinne einer befreienden Überschreitung
des auferlegten Bewusstseins gleicht vor dem Hintergrund entsprechender
Fragestellungen einem Ausbruch aus den inneren Gefängnissen
einer repressiven Gesellschaft. Fernab von den Mechanismen ständiger
Selbstkontrolle kann dieser Ausbruch unabhängig von den auslösenden
Mechanismen phasenweise in ein konkretes inneres Utopia führen.
Die Erfahrung der Transzendenz kann dabei den Ausgang für einen
Prozess der Transformation bilden. Politik wird dann zu einer Sprache
von Körper und Gefühlen, wie auch zum Ausdruck einer Öffnung
und Entwicklung des Bewusstseins. Wechselwirkend schließt
dies die kritische Reflexion gesellschaftlicher Bedingungen und
ein am Ziel befreiender Veränderung ausgerichtetes soziales
Engagement ein. Dieses Verständnis steht im deutlichen Gegensatz
zu der in weiten gesellschaftlichen Bereichen vorgegebenen Haltung
des Konsums, die eine aktive Entfaltung meist nur dann fördert,
wenn sie wirtschaftlichen Interessen dient.
Im Schein oberflächlicher Glücksversprechungen verfangen
ist eine hedonistische, vorrangig an Vergnügen, Unterhaltung
und Rausch ausgerichtete Haltung, die in das weit verbreitete Bedürfnis
nach dem Vergnügen ohne Ende mündet. Hinter den bunten
Fassaden der Spaßgesellschaft verbirgt sich letztlich jedoch
zumeist innere Leere und zwischenmenschliche Entfremdung. Gleichzeitig
führt allerdings auch ein rein auf die persönliche Weiterentwicklung
ausgerichtetes Selbstverständnis, welches die umgebenden Bedingungen
ausklammert, genauso in eine Sackgasse, wie die Konzentration auf
gesellschaftliche Veränderungsprozesse, wenn nicht zugleich
die verinnerlichte blockierende Strukturen in der eigenen Persönlichkeit
in Frage gestellt werden.
Die Sexualität hat in diesem Rahmen zumindest das Potential
Distanz und Entfremdung als Ausdruck sozialer Entfremdung zugunsten
von Nähe und Tiefe aufzuheben. Einige der beschriebenen psychoaktiven
Substanzen können unter Berücksichtigung zahlreicher Aspekte
im günstigen Fall dazu beitragen die Türen zu den Räumen
einer befreienden erotischen Ekstase zu öffnen, wobei jedoch
jede Person selbst eintreten und den Raum ausfüllen muss. Dabei
liegt es in einem wesentlichen Maße an der entsprechenden
Person selbst welchen Weg sie einschlägt. Sie kann sich gleichermaßen
für einen risikoreichen Konsum entscheiden bzw. sich längerfristig
in die Gefahr einer Abhängigkeit von einer Substanz begeben
oder diese ausgehend von einer reflektierten Haltung im Sinne einer
Drogenmündigkeit für sich nutzen.
Gleichzeitig vollzieht sich weder der Konsum einer psychoaktiven
Substanz noch eine erotische Begegnung in einem bezugslosen Raum,
so intim der Vorgang auch sein mag. Die Erfahrung steht zwangsläufig
immer auch in einem engen Zusammenhang mit den umgebenden Bedingungen
und damit mit den gesellschaftlich bestimmten soziokulturellen Vorgaben.
Deutlich wird dies im Zusammenhang mit dem Verbot des Gebrauchs
psychoaktiver Substanzen genauso wie in der gesellschaftlich vorherrschenden
Bewertung der Sexualität. Entsprechend wesentlich ist es, diese
Faktoren nicht nur im Zusammenhang mit der persönlichen Erfahrung
zu berücksichtigen, sondern auch zu den notwendigen Veränderungsprozessen
selbst beizutragen.
Stigmatisiert werden bis in die Gegenwart befreiende, transzendente
Bewusstseinszustände insbesondere in Kulturen in denen repressive
religiöse Vorgaben oder vorrangig marktorientierte ökonomische
Werte die wesentlichen gesellschaftlichen Bereiche bestimmen. Gerade
in westlichen Gesellschaften ist mit letzterem eine oftmals falsch
verstandene Rationalität verbunden, die zu einem Streben nach
einer andauernden Kontrolle von sich selbst und anderen führt.
Zwangsläufig damit verknüpft sind im Zuge der entsprechenden
Blockierungen von notwendigen Entfaltungs- und Erfahrungsmöglichkeiten
unterschwellige psychische Probleme und soziokulturelle Konflikte.
Entsprechend liegt es an verschiedenen individuellen wie auch sozialen
Faktoren, ob beispielsweise die aufbrechenden Erlebnisse einer vereinenden
Sexualität und eines trancehaften Tanzes auf kurze Augenblicke
beschränkt bleiben oder diese weitergehend zu einer weiterreichenden
Veränderung beitragen können. Über die momenthafte
Erfahrung eines derartigen inneren Fließens hinausgehend ist
ein innerer Freiraum notwendig, der letztlich nur im Kontext entsprechender
gesellschaftlicher Freiräume entfaltbar ist. In diesem Sinne
offenbart sich die tatsächliche Tiefe der erfüllten Sehnsucht
erst in der gelebten Konsequenz.
Ein grundlegender erster Schritt auf dem sinnbildlichen langen und
hindernisreichen Weg zu einem Zustand des blockadefreien Fließens
ist die Erkenntnis, dass es überhaupt möglich ist, sich
einem derartigen Utopia anzunähern. Auch wenn dieses Utopia
völlig verdrängt und unterdrückt erscheinen mag,
so kann es in der vielschichtigen Wechselbeziehung zwischen persönlicher
Entfaltung und gesellschaftlicher Veränderung zumindest ansatzweise
auch über einen längeren Zeitraum hinweg zur Realität
werden. Die symbolhaften Sterne sind dann erreichbar, wenn damit
begonnen wird, Vision und Utopie in der Realität der Gegenwart
zu verbinden.
- * -
Anmerkungen:
(01) Vgl.: a) Erika Bourguignon (Ed.) / Religion - Altered States
of Consciousness and Social Change. (1973);
b) Andrew Weil / The Natural Mind (1972).
(2) Titus Livius / Ab urbe condita. Ditzingen, 1991.
(3) Charles G. Leland (Hg.) / Aradia - Die Lehren der Hexen. München,
1988.
(4) Jim Morrison / The lords and the new creatures. New York, 1971.
(5) Aussage eines Alkohol-Gebrauchers im Gespräch mit dem Autor.
(6) Stepanie / Fließende Lust. (Siehe den Beitrag in diesem
Buch).
(7) Aus dem Song zum Werbespot für Bacardi-Rum (2002).
(8) Joyce Carol Oates / Easy Lay. Boston, 1996. (Siehe den Beitrag
in diesem Buch).
(9) Vgl. die Studien und Analysen des ”National Center On
Addiction and Substance Abuse at Columbia University” unter
www.casacolumbia.org.
(10) Charles Bukowski / Trouble mit einer Batterie. Augsburg, 1992.
(Siehe den Beitrag in diesem Buch).
(11) Robsie Richter / Der Kiosk am Fluss. Essen, 1995. (Siehe den
Beitrag in diesem Buch)
(12) Hubert Selby / Letzte Ausfahrt Brooklyn. Reinbeck, 1968. (Siehe
den Beitrag in diesem Buch)
(13) Alan Duff / Warriors. Zürich, 1995.
(14) Aussage eines Cannabis-Gebrauchers im Gespräch mit dem
Autor.
(15) Aussage einer Cannabis-Gebraucherin im Gespräch mit dem
Autor.
(16) Claudia Müller-Ebeling / Hanf und Lust. Breisach, 2001.
(17) Psychedelic Venus Church / Psychedelische Sex Mantras. Berkeley,
1969. (Siehe den Beitrag in diesem Buch).
(18) Jane Gallion / Stoned. Hollywood, 1969.
(19) Virginie Despentes/ Baise-moi - Fick mich. Reinbeck bei Hamburg,
1998. (Siehe den Beitrag in diesem Buch).
(20) Jolayne Marsh / Es liegt an Dir. Los Angeles, 2000. (Siehe
den Beitrag in diesem Buch).
(21) Aussage eine Ecstasy-Gebrauchers.
(22) Helmut Ahrens / Party, Party. Berlin 1995.
(23) Aussage eine Ecstasy-Gebrauchers.
(24) Megan / A Blink of Rabbit Fur. In Charles Hayes (Ed.) / Tripping.
New York, 2000.
(25) Lucia Etxebarria / Von Liebe, Neugier, Prozac und Zweifeln.
Frankfurt am Main, 1998. (Siehe den Beitrag in diesem Buch).
(26) Oliver Chesler / One night in New York City. New York, 2001.
(27) Aussage eine LSD-Gebrauchers.
(28) Timothy Leary / She comes in colors. In: Timothy Leary / Politik
der Ekstase. Markt Erlbach, 1997. (Siehe den Beitrag in diesem Buch).
(29) Mary Sativa / Der Rauschtempel. Darmstadt, 1969. (Siehe den
Beitrag in diesem Buch).
(30) Vgl. Aldous Huxley / Die Pforten der Wahrnehmung. München,
1970.
(31) Adolf Dittrich, Christian Scharfetter / Phänomenologie
außergewöhnlicher Bewusstseinszustände. In: Dittrich,
Scharfetter (Hg.) / Ethnopsychiatrie. Stuttgart, 1987.
(32) Tiny Stricker / Die Berge. In: Tiny Stricker / Trip Generation.
Gersthofen, 1970. (Siehe den Beitrag in diesem Buch).
(33) HighFish-Kommune / Nähe und Ferne auf Acid. (Siehe den
Beitrag in diesem Buch).
(34) Jerry Rubin / Do it! München, 1977.
(35) Herbert Marcuse / Versuch über die Befreiung. Frankfurt
am Main, 1984.
(36) Theo Rosenfeld / Die Grenzen der Unendlichkeit. (Siehe den
Beitrag in diesem Buch).
(37) David Jay Brown / Sacred Sexuality and the Psychedelic Experience.
Ben Lomond, 2001.
(38) Keely Stahl / Die Angst vor dem Orgasmus. (Siehe den Beitrag
in diesem Buch).
(39) Aussage eines Kokain-Gebrauchers im Gespräch mit dem Autor.
(40) Konstantin Wecker / Uferlos. München, 1992. (Siehe den
Beitrag in diesem Buch).
(41) Felix K. / Gekauftes Fleisch. Hamburg, 2000. (Siehe den Beitrag
in diesem Buch).
(42) Aiden Shaw / Brutal. Köln, 1996.
(43) Lydia Lunch / Paradoxie. Bremen, 2000. (Siehe den Beitrag in
diesem Buch).
(44) Bret Easton Ellis / American Psycho. München, 1993. (Siehe
den Beitrag in diesem Buch).
(45) Aussage einer Crack-Gebraucherin.
(46) Ray Shell / Verreist. München, 1994. (Siehe den Beitrag
in diesem Buch).
(47) Aussage eines Heroin-Gebrauchers im Gespräch mit dem Autor.
(48) Irvine Welsh / Trainspotting. Hamburg, 1996.
(49) Andrea Dworkin / Eis und Feuer. Hamburg, 1991.
(50) Alexander Trocchi / Kains Buch. Berlin, 1999.
(51) Denis Belloc / Päckn. Freiburg, 1991. (Siehe den Beitrag
in diesem Buch).
(52) William S. Burroughs / Naked Lunch. Frankfurt / Main, 1978.
(Siehe den Beitrag in diesem Buch).
(53) Corinne Carey / Die gemeinsame Nadel. (Siehe den Beitrag in
diesem Buch).
(54) Vgl. Sebastian A. Schmidt / Sexueller Kindesmissbrauch und
Drogenabhängigkeit. Berlin, 2000.
- * -
Aus: Wolfgang Sterneck (Hg.) / Erotika
- Drogen und Sexualität. (2005).
Nachtschatten Verlag & KomistA, ISBN 3-928988-05-0.
contact@sterneck.net
www.sterneck.net
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